Selbst einparken, selbst bremsen, selbst fahren: Die Autos der Zukunft brauchen eigentlich keinen Fahrer mehr. Die Gesetzeslage innerhalb der EU lässt das aber nicht zu. Sie fordert, dass weiterhin jemand hinter dem Steuer sitzt. Das wird sich so schnell auch nicht ändern.
„China und die USA warten nicht.“ Der EU-Abgeordnete Wim Van de Camp machte im Januar klar, dass Europa beim Thema selbstfahrende Autos hinterherhinkt. Während sich die beiden Großmächte ein Wettrennen um autonomes Fahren liefern, kommt die EU noch nach. Unter anderem auch, weil eine klare Gesetzgebung bisher fehlt.
In Luxemburg gilt die Regel, dass Fahrer immer die Kontrolle über ihren Wagen haben müssen. Vom Verkehrsministerium heißt es , dass man außerdem die Entwicklungen der Rechtslage für autonome Fahrzeuge auf internationalem und europäischem Plan verfolge. Bisher gilt aber: Es braucht immer einen Fahrer.
Außer auf einer Teststrecke, die sich über das Saarland, Luxemburg und die Region um Metz ausbreitet. Auf diesem Testfeld werden selbstfahrende Autos bereits jetzt geprüft. Dafür müssen sie Teil von Projekten sein und brauchen eine Genehmigung.
Es gibt zwar ausgeklügelte Fahrassistenz-Systeme – bis ein Auto alleine fahren kann, ist es noch ein weiter Schritt. Insgesamt gibt es fünf unterschiedliche Level bei autonomen oder teil-autonomen Fahrzeugen. Autos, die mit Assistenten ausgestattet sind, werden auf das Level zwei bis drei eingestuft – als vollautomatisch gilt ein Wagen aber erst, wenn er Level fünf erreicht. Experten rechnen damit, dass frühestens 2030 diese Stufe erreicht werden kann. Wenn überhaupt.
Gefahren mit Assistenzsystemen aus dem Weg gehen
Das hört sich nach Zukunftsmusik an. Doch es tut sich etwas – wenn auch nur in kleinen Schritten. Fest steht: Innerhalb der EU sind vorerst keine selbstfahrenden Autos vorgesehen. Die Aufholjagd auf USA und China ist demnach praktisch unmöglich. Im März dieses Jahres hat die EU-Kommission aber Vorschriften verabschiedet, anhand derer intelligente Verkehrssysteme (Cooperative Intelligent Transport Systems „C-ITS“ genannt) für Autos und Straßen eingeführt werden können.
Will heißen: Assistenzsysteme in Fahrzeugen sollen künftig untereinander kommunizieren und sich mit Datenboxen von Straßeninfrastrukturen austauschen können. Dafür werden Fahrzeuge mit Assistenten, Straßen und Ampeln mit passenden Systemen ausgestattet. Das Ziel davon: Der Fahrer soll auf Gefahrensituationen im Verkehr hingewiesen werden, Fahren soll so sicherer werden. Es geht zwar noch nicht ohne Mensch, wird aber einfacher. Staus oder Straßenarbeiten sollen früh kommuniziert werden, Parkplätze ausfindig gemacht oder glatte Fahrbahnen gemeldet werden.
Ein ambitioniertes Vorhaben
Die Kommission gibt an, dass erste Automobilhersteller bereits dieses Jahr C-ITS-Systeme in Fahrzeugen installieren werden. Pro Auto soll das rund 300 Euro kosten. Je mehr Fahrzeuge ausgestattet werden, desto tiefer könnte der Preis sinken – so die Theorie der Kommission. Trotz einem massiven Datenaustausch, der auf die Verbraucher wartet, sollen auch die persönlichen Daten verschlüsselt und so von Hackern geschützt werden. Die Nutzung unterliege den strengen Beschränkungen der EU-Datenschutzgrundverordnung, heißt es aus Brüssel.
Das Projekt scheint zwar ehrgeizig zu sein. Doch es muss schnell gehen, wenn die EU nicht komplett von anderen abgehängt werden will.