Noch immer verdienen Frauen bei gleicher Arbeit weniger als Männer – auch in Luxemburg. Laut Zahlen, welche die Arbeitnehmerkammer nun veröffentlicht hat, lag das Lohngefälle zwischen den Geschlechtern im Jahr 2018 bei 1,4 Prozent. Damit steht Luxemburg im europäischen Vergleich zwar gut da – der EU-Durchschnittswert liegt mit 14,4 Prozent zehnmal so hoch. Dennoch besteht weiter Handlungsbedarf, auch weil nicht nur beim Gehalt weiter Ungleichheiten vorherrschen.
Die Zahlen hinsichtlich der Lohnungleichheit würden nämlich andere Faktoren verschleiern, die sich erheblich auf die Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt auswirken würden, betont die „Chambre des salariés“ (CSL) in ihrer Veröffentlichung im Rahmen des Weltfrauentags. Mehr als die Hälfte des gesamten Einkommensunterschieds zwischen den Geschlechtern ist demnach auf Unterschiede in der Arbeitszeit zurückzuführen. So arbeitet etwa mehr als ein Drittel der Frauen Teilzeit, bei den Männern tut dies nur einer von zehn. Eine von fünf Frauen arbeitet weniger als 30 Stunden pro Woche.
Laut Arbeitnehmerkammer gab mehr als die Hälfte der teilzeitbeschäftigten Frauen familiäre Gründe, die Betreuung von Kindern oder die Pflege von Angehörigen an. Von den Männern gaben nur 30 Prozent diese Gründe an. Bei ihnen stellt dafür die Fort- und Ausbildung (bei 17,3 Prozent) eine nicht unwesentliche Ursache für ihre Teilzeitbeschäftigung dar. Von den Frauen nannten hingegen nur 6,6 Prozent Weiterbildungsmaßnahmen als Grund. Es seien noch viele Fortschritte zu machen, ehe man von einer Gleichstellung von Frauen und Männern auf dem Arbeitsmarkt sprechen könne, schlussfolgert die Arbeitnehmerkammer.
Dies bestätigt auch eine neue Studie des „Luxembourg Institute for Socio-Economic Research“ (Liser). Der Analyse des Liser zufolge hat die Pandemie die Geschlechter nämlich unterschiedlich stark beeinträchtigt. Frauen erfuhren dabei größere sozio-ökonomische Konsequenzen: Mehr Kündigungen, mehr „Chômage partiel“ und viele Frauen hätten einen Teil ihrer bezahlten Beschäftigung aufgegeben, um sich um Kinder und Haushalt zu kümmern, erklärte diesbezüglich Gleichstellungsministerin Taina Bofferding (LSAP) im Interview mit „RTL“.
Die Pandemie habe so nicht nur bestehende Ungleichheiten aufgedeckt, sondern auch gezeigt, wie fragil die Fortschritte der vergangenen Jahre in puncto Gleichstellung seien. Insofern sei es wichtig, aus dieser Studie die nötigen Lehren zu ziehen, um für kommende Krisen gewappnet zu sein, so Taina Bofferding. Dies werde man nun in der zuständigen interministeriellen Arbeitsgruppe tun und politische Maßnahmen in den unterschiedlichen Bereichen ausarbeiten. (GS)