Im „Centre Hospitalier du Nord“ (CHdN) werden bis auf Weiteres keine Kinder mehr entbunden. Das Ettelbrücker Krankenhaus schließt vorläufig seine Geburtsklinik, weil nicht genügend spezialisierte Kinderärzte zur Verfügung stehen, um den Betrieb gesetzeskonform zu gewährleisten. Dies hat der Verwaltungsrat so entschieden. Schwangere Frauen aus der Region werden nun von ihren Gynäkologen an die „Maternité“ des „Centre Hospitalier de Luxembourg“ (CHL) sowie an die „Clinique Bohler“ der „Hôpitaux Robert Schuman“ (HRS) überwiesen.

Das Krankenhausgesetz von 2018 sieht vor, dass in einer Geburtsklinik wie jener des Nordspitals, wo pro Jahr weniger als 1.500 Entbindungen stattfinden, drei Arten von Spezialisten rund um die Uhr und sieben Tage die Woche auf Abruf verfügbar sein müssen. Neben Gynäkologen und Anästhesisten sind dies speziell ausgebildete Kinderärzte, die sich im Notfall um das Neugeborene kümmern können, präzisiert das CHdN in einer Pressemitteilung.

Seit Jahren schon würden die zugelassenen Kinderärzte unterstreichen, dass sie diese Notfallbehandlung nicht gewährleisten können, so das CHdN. Im Interview mit „Radio 100,7“ führt Generaldirektor Paul Wirtgen die Problematik weiter aus: Die Pädiater würden ihre Patienten in ihren Praxen behandeln, sie seien Allgemeinärzte für Kinder. Wenn aber bei einer Geburt beim Neugeborenen schwere gesundheitliche Probleme auftreten und es wiederbelebt werden muss, sei hingegen ein Neonatologe gefordert, was ein anderer Beruf sei als der des Kinderarztes, so Paul Wirtgen.

Bisher sei diese Notfallbetreuung von Neugeborenen durch die „Anesthésistes-Réanimateurs“ des CHdN übernommen worden, doch seien dies eben keine Neonatologen, so der Generaldirektor. Aktuell greife man denn auch im Schnitt zweimal pro Monat auf die Notarzt-Neonatologen („SAMU néonatal“) des CHL zurück. Die damit einhergehenden Wartezeiten seien aber öfter zu lange, wie die Anästhesisten mitgeteilt hätten. Daher habe man sich zur Schließung entschlossen, von der man hoffe, dass sie nicht allzu lange ausfallen wird. Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) ging gegenüber „RTL“ von mehreren Wochen aus und versicherte, dass das Ministerium gemeinsam mit allen Krankenhäusern an Lösungen arbeite.

Ein Lösungsansatz sei laut Paul Wirtgen ein Ausbau der Notarzt-Neonatalogie-Einheit des CHL, sodass für diese mehr Ärzte eingestellt werden, die dann im Notfall schnell sowohl im CHdN als auch im „Centre Hospitalier Emile Mayrisch“ (CHEM) im Süden des Landes zum Einsatz kommen könnten. An diesem Vorhaben werde aktuell gemeinsam gearbeitet. Ein weiterer Ansatz sei eine Anpassung des Krankenhausgesetzes, welche die Zusammenarbeit der zur Verfügung stehenden Spezialisten in einer Geburtsklinik präzisieren würde. (GS)