In Luxemburg verlassen noch immer viele Jugendliche die Schule, ohne über irgendeine Form von Abschluss zu verfügen. Im Schnitt betrifft das jährlich rund 800 Schüler zwischen 16 und 18 Jahren. Um diesem Phänomen entgegenzuwirken, will Bildungsminister Claude Meisch (DP) das Schulpflichtalter um zwei Jahre erhöhen. Statt mit 16 sollen Schüler künftig erst mit 18 Jahren von der Schule abgehen können. Der entsprechende Gesetzentwurf befindet sich auf dem Instanzenweg.
Die Erhöhung des Schulpflichtalters hatte Claude Meisch bereits anlässlich der letzten „Rentrée“ angekündigt. In Kraft treten soll sie aber erst in drei Jahren. Diese Zeit sei notwendig, um die nötigen Kapazitäten zu schaffen, erklärte der Minister am Dienstag im Parlament auf Nachfrage der Abgeordneten Myriam Cecchetti (Déi Lénk).
Parallel zur Erhöhung des Schulpflichtalters sollen nämlich neue, zusätzliche Einrichtungen und Angebote nach dem Vorbild der bereits bestehenden „Centres d’insertion socioprofessionnelle“ (CISP) geschaffen werden, um potenzielle Schulabbrecher zu unterstützen. Das hat seinen Preis: Allein die zusätzlichen Personalkosten schätzt das Bildungsministerium auf 25,6 Millionen Euro pro Jahr.
Ziel des Vorhabens ist es, den sogenannten „Taux de décrochage“ zu senken. Dieser war in den vergangenen Jahren bereits stetig zurückgegangen, laut Bildungsministerium von 8,15 Prozent (1.720 Schüler) im Schuljahr 2016-2017 auf 6,92 Prozent (1.457 Schüler) in 2019-2020. Und auch im europäischen Vergleich liegt Luxemburg unter dem EU-Durchschnitt. Dennoch gibt es immer noch zu viele Schulabbrecher, vor allem in der Alterskategorie zwischen 16 und 18 Jahren.
Das zeigt auch der Blick auf das Pandemie-Schuljahr 2020-2021, in dem die Abbrecher-Quote wieder in die Höhe schnellte und mit 8,20 Prozent höher lag als in den Vorjahren. Von insgesamt 1.736 Schulabbrechern im vergangenen Jahr waren denn auch 647 jünger als 18 Jahre. Von diesen 647 konnten wiederum nur zwölf Prozent eine Arbeitsstelle finden. Die restlichen 570 gelten als sogenannte „NEETs“, wobei NEET für „Not in Employment, Education or Training“ steht, und besitzen demnach schlechte Perspektiven für eine berufliche Zukunft.
Dabei ist den meisten Betroffenen laut einer Studie des „Luxembourg Institute of Socio-Economic Research“ (Liser) durchaus bewusst, wie wichtig eine abgeschlossene Ausbildung ist. Unterschiedliche Faktoren hätten letztlich dennoch zu ihrem Schulabbruch geführt. Für die Kontrolle, ob die Schulpflicht eingehalten wird, soll übrigens künftig das Ministerium und nicht mehr die Gemeinden zuständig sein. (GS)