Immer weniger Kunden erhalten ein Darlehen, die Marktpreise nähern sich an: Der Abwärtstrend auf dem Immobilienmarkt betrifft auch den öffentlichen Wohnungsbau. Dass subventionierte Wohnungen in Zukunft leer stehen, ist dennoch unwahrscheinlich.
Der Druck auf dem Immobilienmarkt steigt: Die Verkäufe erreichen historische Tiefststände und die Preise beginnen zu fallen. Einer der Hauptgründe: Immer weniger Menschen bekommen von der Bank ein Immobiliendarlehen. Nicht nur sind die Zinsen gestiegen, was Geld leihen generell teurer macht. Die Banken haben gleichzeitig auch die Vergabekriterien verschärft. Laut der jüngsten Konjunkturprognose des Statistikamts „Statec“ werden derzeit rund 80 Prozent der Kreditanträge von den Banken abgelehnt.
Es ist eine Entwicklung, die dem öffentlichen Wohnungsbau eigentlich entgegenkommen sollte. Liegen die Preise von staatlich subventionierten Wohnungen doch eigentlich unter den regulären Marktpreisen und könnten somit die Finanzierungslücke von vielen Haushalten füllen. Wer sich den freien Markt nicht leisten kann, für den gibt es öffentliche Wohnungen. So weit die Theorie.
Doch die Praxis ist komplizierter. Denn die restriktive Geldpolitik hat auch Auswirkungen auf den Verkauf von öffentlichen Wohnungen. Bereits im Herbst vergangenen Jahres zeichnete sich ab, dass die „Société nationale des habitations à bon marché“ (SNHBM) Schwierigkeiten bekommt, Käufer für ihre Projekte zu finden. Es ist ein Trend, den der Direktor der staatlichen Wohnungsbaugesellschaft, Guy Entringer, rund sechs Monate später im Gespräch mit Reporter.lu bestätigt.
„Eine schwierige Situation“
Aktuell hat die SNHBM 43 Wohnungen im Verkauf, darunter Projekte in Beles, Kehlen und Erpeldingen/Sauer. Potenzielle Käufer zu finden, ist dabei eher kein Problem, die Finanzierung hingegen schon. Guy Entringer erklärt: „Wir haben Kunden, die unseren Verkaufsbedingungen entsprechen und für die wir eine Wohnung haben. Aber wenn sie zur Bank gehen, wird ihr Kreditantrag ablehnt. Im Augenblick sind das 70 bis 80 Prozent unserer Kunden. Das ist natürlich eine schwierige Situation.“
Eine einfache Lösung für das Problem ist derzeit nicht in Sicht. Denn wer sich für eine Wohnung der SNHBM bewerben kann, ist klar geregelt. Die Einkommensobergrenze für Bewerber liegt derzeit bei 86.150 Euro vor Steuern für Alleinstehende und 111.830 Euro für einen Haushalt ohne Kinder. Durch die steigenden Preise wird die Schnittmenge von Personen, die sowohl den Vergabekriterien entsprechen, als auch die nötigen Finanzierungskapazitäten haben, kontinuierlich kleiner. Steigende Zinsen verschärfen dieses Problem.
In der aktuellen Situation wird es Personen geben, für die der freie Markt zu teuer geworden ist, die sich aber eine Wohnung bei uns leisten könnten.“
Guy Entringer, Direktor der SNHBM
Es ist eine Problematik, der man sich auch im Wohnungsbauministerium bewusst ist. Mike Mathias, Erster Regierungsrat im Ministerium, erklärt: „Die Einkommensobergrenzen wurden seit Jahren nicht mehr angepasst. Das ist ein evidentes Problem. Deshalb sieht die Gesetzesreform zu den Wohnungsbeihilfen eine Anpassung dieser Grenzen vor …
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