Das Projekt „Neischmelz“ in Düdelingen ist neben „Elmen“ in der Gemeinde Kehlen und „Wunne mat der Wooltz“ in Wiltz das Vorzeigeprojekt der Regierung bei der Schaffung bezahlbaren Wohnraums. Der Staat investiert rund eine halbe Milliarde Euro in das Vorhaben, das vom „Fonds du Logement“ umgesetzt wird. Das Parlament hat dazu am Donnerstag gleich zwei Finanzierungsgesetze einstimmig verabschiedet.
Auf einer Fläche von 36 Hektar sollen im Süden von Düdelingen insgesamt 1.575 Wohnungen und damit in dichter Bebauung Wohnraum für mehr als 3.600 Menschen entstehen, wie aus dem Gesetzestext hervorgeht. Um den Umfang des Projekts zu verdeutlichen, wird im „Exposé des motifs“ unterstrichen, dass rund die Hälfte der Luxemburger Gemeinden weniger als 3.000 Einwohner zählt.
Allein für den Bau der 1.575 Wohneinheiten plus Straßeninfrastruktur stellt der Staat via das erste Finanzierungsgesetz rund 272 Millionen Euro zur Verfügung. Zunächst aber muss die Industriebrache samt historischer Gebäude saniert und aufgewertet werden. Dies kostet den Staat gemäß dem zweiten Finanzierungsgesetz rund 235 Millionen Euro.
Das Projekt wird zum Großteil auf dem Areal des einstigen Arbed-Stahlwerks umgesetzt, bezieht aber auch Teile des bestehenden Viertels „Italien“ und des Stadtzentrums mit ein. Im Juli 2020 hatte der Düdelinger Gemeinderat die entsprechenden vier Teilbebauungspläne „PAP Sud“, „PAP Nord“, „PAP Zentrum“ und „PAP Italien“ gutgeheißen. Dem vorausgegangen waren 15 Jahre Planungsarbeit, nachdem im Oktober 2005 mit dem Kaltwalzwerk („Laminoir“) die letzte Produktionseinheit vor Ort geschlossen worden war.
In Neischmelz sollen Menschen aber nicht nur wohnen, sondern auch arbeiten und Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung haben. Neben den 1.575 Wohneinheiten, von denen etwa 1.420 bezahlbaren Wohnraum darstellen sollen, werden auch Büros, Gaststätten, Geschäfte und Kultureinrichtungen entstehen. Die Dauer der Arbeiten, die in vier Phasen erfolgen, wird auf 15 bis 20 Jahre geschätzt. Die ersten Wohnungen, die zum Großteil vermietet werden, sollen 2027/2028 bezugsfertig sein.
Bei der Gestaltung des neuen Viertels wird denn auch viel Wert auf Nachhaltigkeit gelegt. So soll die Kreislaufwirtschaft eine zentrale Rolle spielen, während die Energieversorgung durch Solarenergie und Geothermie CO2-neutral gewährleistet werden soll.
Mittelfristig ist auch geplant, ein drittes Finanzierungsgesetz auf den Instanzenweg zu bringen, das die staatliche Beteiligung am sogenannten Kulturdepot regelt, das in Teilen des alten Stahl- und Walzwerks eingerichtet werden soll. In diesem „Centre national des collections publiques“ sollen nationale Kulturgüter, die derzeit auf mehrere Standorte verteilt sind, untergebracht werden. (GS)