Der Einbruch der Baugenehmigungen und leere Auftragsbücher deuten auf eine düstere Zukunft im Bau- und Immobiliensektor hin. So lautete am Mittwoch die Warnung des OAI („Ordre des architectes et des ingénieurs-conseils“) auf einer Pressekonferenz. Der Bausektor sei ein wichtiger Bestandteil der Luxemburger Wirtschaft und es gelte demnach, sofort zu handeln.

Die negative Prognose beruht auf den Ergebnissen einer Bestandsaufnahme im Sektor. Mitglieder des OAI – Architektur- und Ingenieurbüros vor allem – wurden nach ihrer Einschätzung der Situation in der aktuellen Konjunktur befragt. So hätten etwa die „Polykrisen“ von Pandemie, Inflation und Energiekrise den Sektor besonders stark getroffen.

Zum einen wurde ein Rückgang der Baugenehmigungen um 38 Prozent festgestellt. Laut der Umfrage gaben 62 Prozent der Büros an, ihre Auftragsbücher seien für die kommenden drei Jahre weniger als 25 Prozent gefüllt. Ein derartiger Einbruch der Aufträge stelle eine einmalige Situation dar, die nicht einmal während der Finanzkrise von 2008-2009 aufgetreten sei, so das OAI in einer Pressemitteilung. Weiterhin berichten 42,3 Prozent der befragten Büros von einer Stagnation; 36 Prozent geben sogar einen Rückgang ihrer Gewinnmargen an. Zudem würden wegen der großen Unsicherheit in der Branche deutlich weniger neue Mitarbeiter eingestellt.

Die Diagnose der Branche ist eindeutig: Luxemburg baut zu wenig. Wenn diesem Trend nicht sofort entgegengewirkt werde, befürchtet das OAI langfristig eine weitere Explosion der Wohnungspreise. Die Vereinigung fordert deshalb ein sofortiges Eingreifen des öffentlichen Sektors, um das Vertrauen in der Baubranche wiederherzustellen.

Das Ziel sei, einen attraktiven Rahmen für private und öffentliche Investoren zu entwickeln. Mit Hinblick auf die kommenden Nationalwahlen im Oktober hat das OAI einen Katalog an Forderungen für die Politik aufgestellt. Darin wünscht man sich vor allem mehr Mut zur Innovation, eine bessere Gesetzeslage und eine Vereinfachung der administrativen Prozeduren. (IS)