Das Großherzogtum verfügt aktuell über fünf öffentliche internationale Schulen. Im September kommt eine weitere hinzu. Das Parlament hat am Dienstag das entsprechende Gesetz mehrheitlich verabschiedet. Die „Ecole internationale Gaston Thorn“ (EIGT) wird auf dem Gebiet der Hauptstadt angesiedelt. An ihr werden zunächst rund 300 Schülerinnen und Schüler unterrichtet, auf lange Sicht sollen es 1.100 in 50 Klassen sein.
Die neue Schule, benannt nach dem ehemaligen Luxemburger Premierminister und Präsidenten der Europäischen Kommission, funktioniert gemäß dem System der Europäischen Schulen, ist aber für jeden zugänglich. Sie räumt demnach keine Priorität ein für Kinder, deren Eltern für eine europäische Institution arbeiten, wie in der Begründung des Gesetzestextes unterstrichen wird. Die Einschreibungen für das Schuljahr 2022/2023 laufen seit März. Die Kosten für den Staat belaufen sich für das erste Schuljahr auf rund 17 Millionen Euro – größtenteils Personalausgaben.
Das Konzept der Schule fußt eigenen Angaben zufolge auf den Schwerpunkten „Demokratie, Musik und digitale Welt“ und sieht sowohl Grundschul- als auch Sekundarschulunterricht vor. Die Schüler haben zunächst die Wahl zwischen drei Sprachsektionen: Deutsch, Französisch und Englisch. Mit diesem Angebot will das Bildungsministerium der steigenden Nachfrage angesichts einer immer heterogener werdenden Schülerschaft Rechnung tragen. Im vergangenen Schuljahr waren insgesamt 4.719 Kinder und Jugendliche an einer öffentlichen internationalen Schule eingeschrieben.
Die „Ecole Internationale Gaston Thorn“ ist denn auch bereits die sechste öffentliche Einrichtung dieser Art in Luxemburg. Den Anfang machte 2016 die „Ecole internationale de Differdange et Esch-sur-Alzette“, die aktuell etwas mehr als 1.500 Schüler besuchen. 2018 eröffneten mit der Edward-Steichen-Schule in Clerf, der „Lënster International School“ in Junglinster und der internationalen Schule in Bad Mondorf drei weitere solche Einrichtungen. 2021 folgte die Anne-Beffort-Schule in Mersch, wo derzeit rund 70 Schüler unterrichtet werden.
Die Gaston-Thorn-Schule ihrerseits wird auf zwei Standorte in der Hauptstadt verteilt. Die Grundschule samt „Maison relais“ befindet sich in Cessingen, die Sekundarschüler hingegen werden im sogenannten „Blumm“-Gebäude auf dem „Campus Geesseknäppchen“ in Merl unterrichtet. Langfristig soll sich die Bildungseinrichtung dauerhaft in Limpertsberg niederlassen.
Das Gesetz wurde am Dienstag mit den Stimmen der Regierungsparteien und der Piraten verabschiedet. Die CSV enthielt sich, außer Viviane Reding, die dafür stimmte. Déi Lénk enthielten sich ebenso, während die ADR dagegen stimmte. Die Kritiker des Projektes befürchten den Aufbau eines parallelen Schulsystems. (GS)