In Luxemburg fühlt sich fast jeder zweite Berufstätige für seine Arbeit nicht adäquat qualifiziert. Dabei trägt eine gute Qualifikation insbesondere in Zeiten einer Rezession zur Erhaltung von Arbeitsplätzen bei, so eine Studie des Luxembourg Institute of Socio-Economic Research (LISER).
46 Prozent der Arbeitnehmer in Luxemburg haben das Gefühl, dass ein Missverhältnis zwischen ihren tatsächlichen Fähigkeiten und den für ihren Job erforderlichen Kompetenzen besteht. Das geht aus einer Studie des Luxembourg Institute of Socio-Economic Research (LISER) hervor. Luxemburg schneidet in dieser Frage im internationalen Vergleich ähnlich ab wie Deutschland und Frankreich (45 Prozent). Alle drei Länder hinken dem europäischen Durchschnitt (42 Prozent) hinterher.
Unterqualifiziert fühlen sich generell eher Frauen und junge und unerfahrene Beschäftigte sowie Menschen, die eine komplexe Arbeit ausführen. Eine ähnliche Einschätzung haben auch jene, die im öffentlichen Dienst tätig und Teil eines Hierarchiegefälles sind. Überqualifziert fühlen sich besonders oft Personen männlichen Geschlechts, Hochschulabsolventen und Menschen, denen bei der Arbeit ein hoher Grad an Autonomie zugesprochen wird. Auch schwierige Arbeitsbedingungen sowie das Fehlen hierarchischer Strukturen führen dazu, dass Menschen sich eher als überqualifiziert wahrnehmen.
Die beiden Verfasser der Studie, Laetitia Hauret und David Marguerit, vergleichen in ihrem Bericht die Zahlen der „European Working Condition Survey“ (EWCS) aus den Jahren 2005, 2010 und 2015. Dabei stellen sie fest, dass innerhalb von zehn Jahren das Gefühl der Überqualifikation in allen europäischen Mitgliedstaaten sank. Das Gefühl der mangelhaften Qualifikation nahm hingegen zu. Die Forscher führen diese Entwicklung unter anderem auf den schnellen technischen Fortschritt und den Prozess der „Dualisierung“ zurück: Auf dem Arbeitsmarkt seien zunehmend niedrig- oder hochqualifizierte Arbeitnehmer gefragt.
Arbeitnehmer sind weniger zufrieden
Die Nicht-Übereinstimmung zwischen dem eigenen Können und der für die Berufsausübung erforderlichen Qualifikationen hat indes negative Konsequenzen für die Berufstätigen. Sie weisen eine geringere Produktivität auf und sind weniger zufrieden. Für andere Länder gilt zudem, dass sich dieses Ungleichgewicht negativ auf die Bezahlung auswirkt. Ein derartiger Zusammenhang konnte aber nicht für Luxemburg festgestellt werden.
Der LISER-Studie zufolge sei gerade in Zeiten der Rezession eine gute Qualifikation wichtig, da in einer kontraktiven Konjunkturphase zunächst jene Stellen abgebaut würden, bei denen eine Diskrepanz zwischen den vom Arbeitgeber vorausgesetzten Kompetenzen und den tatsächlichen Fertigkeiten des Beschäftigten bestehe.
„In den kommenden Jahren wird sich die Unterqualifikation der Arbeitnehmer wahrscheinlich noch verschärfen“, warnen die Autoren der Studie. Dies liege nicht zuletzt an der kontinuierlichen Einführung neuer Technologien.
Die beiden Forscher plädieren deswegen dafür, mehr in die Erwachsenen- und Weiterbildung zu investieren. Mit Programmen wie „Fit 4 Digital Future 2.0“ habe die Regierung zwar schon derartige Maßnahmen ergriffen, jedoch würden diese nicht ausreichen, um die Arbeitnehmer für die zukünftige Arbeitswelt zu rüsten. Zudem müsse auf das Erlernen von fachübergreifenden Kompetenzen, sogenannten „Soft Skills“, mehr Wert gelegt werden. Denn diese würden von den lokalen Unternehmen zunehmend gefordert.
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