Die Gemeinden um den Stausee fühlen sich mit den Kosten und den Folgen der Pandemie-Auflagen alleingelassen. Der Besuch am Obersauerstausee soll deshalb bald kostenpflichtig werden. Allerdings wirft das geplante Reservierungssystem grundsätzliche Fragen auf.
Die Corona-Pandemie hat den Urlaub im eigenen Land attraktiver gemacht. Vor allem in den Sommermonaten blieb dies nicht folgenlos für Luxemburgs Naherholungsgebiete. Besonders der Obersauerstausee kannte einen bisher nie dagewesenen Besucheransturm. Mit mitunter negativen Folgen für die Umwelt und die Gemeinden rund um den See. An Wochenenden herrschte Verkehrschaos und die Natur um den See litt vermehrt unter Müll und Umweltverschmutzung.
Die Gemeinden reagierten, mit Hilfe der Regierung, und führten ein Reservierungssystem ein. Wer am Wochenende den Stausee besuchen wollte, musste zuvor reservieren. An Wochentagen hingegen war der Besuch weiterhin ohne Reservierung möglich. An den Kosten für das Reservierungssystem beteiligte sich unter anderem das Tourismusministerium.
Doch dieses Jahr wird der Besuch des Obersauerstausees wohl nicht nur reservierungs- sondern auch kostenpflichtig. Wie der Bürgermeister der Gemeinde Esch-Sauer, Marco Schank (CSV), auf Nachfrage bestätigt, hat der Gemeinderat von Esch-Sauer am Freitag einstimmig eine entsprechende Verordnung angenommen. Laut Informationen von Reporter.lu plant die Stauséi-Gemeinde, sich der Initiative anzuschließen und kommende Woche über das gleiche Reglement abzustimmen. Einzig in der Gemeinde Baschleiden steht eine Entscheidung noch aus.
Drei Euro und Kartenzahlung
Das Reglement sieht vor, dass für jeden Besuch am Stausee eine Gebühr von drei Euro pro Person gezahlt werden muss, unabhängig vom Wochentag. Grund für die Einführung sind unter anderem die Kosten für private Sicherheitsdienste und die Müllentsorgung, die für die Gemeinden anfallen. Die Bezahlung ist voraussichtlich an die Reservierung gekoppelt. « Wahrscheinlich kann man über mehrere Portale, wie etwa visiteislek.lu reservieren », erklärt Marco Schank im Gespräch mit Reporter.lu.
Darin, dass man für den Besuch womöglich über eine Kreditkarte verfügen muss, und so Jugendliche unter 18 Jahren und sozial Schwächere von der Reservierung ausgeschlossen sind, sieht der Bürgermeister von Esch-Sauer kein Problem. « Es gibt immer Raum für Kritik. Letztes Jahr haben wir festgestellt, dass viele Menschen das Reservierungssystem ausnutzten, um Termine zu buchen und dann nicht kamen. Der See war an den Wochenenden deshalb teilweise weniger belegt als unter der Woche. »
Die Frage, ob das Tourismusministerium die Kosten der Gemeinden übernehmen könnte, verneint Lex Delles (DP). « Die Einführung einer Gemeindetaxe fällt unter die Gemeindeautonomie. Das ist auch eine Frage der Gleichbehandlung. Das Tourismusministerium kann nicht den Sicherheitsdienst einer Gemeinde finanzieren und den einer anderen nicht », so der zuständige Minister auf Nachfrage von Reporter.lu.
Widerstände und weitere Gespräche
Auch die Frage nach der Privatisierung des öffentlichen Raums verneint Lex Delles: « Das neue System hat Vor- und Nachteile. So erlaubt das Reservierungssystem eine Steuerung der Besucherströme und das ist letztlich entscheidend. » Zudem führe das Tourismusministerium derzeit bereits eine Studie über die Entwicklung des Tourismus am Stausee durch. Diese Studie werde zu 100 Prozent durch das Ministerium finanziert, so der Minister.
Laut Informationen von Reporter.lu sind die betroffenen Gemeinden zudem in Gesprächen mit Landesplanungsminister Claude Turmes (Déi Gréng) über eine Beteiligung an den Kosten. Eine Anfrage für ein Statement dazu ließ das Ministerium jedoch bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
Ein erstes Zeichen von Widerstand gegen die Einführung der neuen Stauseegebühr zeichnet sich derweil in der Gemeinde Baschleiden ab. Diese hat am vergangenen Montag zwar ein neues Polizei-Reglement angenommen, um Umweltverstöße am Stausee zu ahnden. Das Taxen-Reglement wurde aber bei der Sitzung bewusst nicht verabschiedet und die Entscheidung darüber vertagt.
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