Von Laurence Bervard, Christoph Bumb, Luc Caregari, Fiona Kieffer, Pol Reuter, Laurent Schmit, Pit Scholtes, Gilles Siebenaler, Charlotte Wirth (Text), Eric Engel, Christian Peckels, Laurent Sturm und Mike Zenari (Fotos)

Blau-Rot-Grün verliert die Mehrheit. DP und LSAP gewinnen zwar leicht hinzu, doch die Grünen stürzen ab. Die ADR erstarkt. Die CSV befindet sich auf dem Weg zurück in die Regierung. Wie die Parteien den Wahlabend erlebten – und wie es jetzt weitergeht.

Es ist kurz vor 22 Uhr, als Luc Frieden sich auf den Weg zum Parteivolk macht. Bis dahin harrte der CSV-Spitzenkandidat mit Vertretern der Parteileitung in einem abgelegenen Saal des „Centre polyvalent A Schommesch“ aus. Abwarten, bis das Resultat sicher, also wirklich definitiv feststeht, lautete bis dahin die Devise. Oder wie es der Abgeordnete Gilles Roth bei seiner Ankunft beim CSV-Wahlevent vor Parteifreunden ausdrückte: „Elo nëmme keng Emotioune weisen, am Positiven wéi am Negativen.“ Das Trauma der CSV, 2013 und 2018 zweimal als stärkste Partei bei einer Regierungsbildung leer auszugehen, war am Wahlabend in Oberanven stets spürbar.

Erst als die rechnerische Gewissheit da war, dass die aktuelle Koalition keine Mehrheit mehr hatte, trat Luc Frieden auf die Bühne. Und erst jetzt brandete unter den CSV-Mitgliedern tosender Applaus auf. „Das Resultat ist eindeutig“, sprach der Spitzenkandidat mit ruhiger Stimme. „Die CSV ist klar stärkste Partei und erhält damit den Auftrag, eine Regierung mit zu bilden.“ Auch später am Abend vermied es Luc Frieden, einen klaren Führungsanspruch seiner Partei zu formulieren.

Doch das musste er auch nicht mehr. Spätestens bei der „Elefantenrunde“ bei „RTL“ war klar: Luc Frieden hat nun alle Karten in der Hand, um Premierminister zu werden. Und auch wenn niemand sich zu diesem Zeitpunkt öffentlich festlegen wollte: Ebenso klar ist, dass dies höchstwahrscheinlich in einer Koalition mit der DP geschehen wird. Gemeinsam kommen CSV (21 Sitze) und DP (14) auf eine komfortable Mehrheit von 35 von 60 Mandaten in der neuen Abgeordnetenkammer. Auch die programmatische Nähe beider Parteien wurde im Wahlkampf offensichtlich.

Liberale schauen nach vorn

„De Bierger huet ëmmer Recht“, sagte ein sichtlich stolzer Xavier Bettel am späten Abend in die „RTL“-Kamera. Der DP-Politiker blieb mit 34.018 Stimmen Spitzenreiter im Zentrum und das mit einem Vorsprung von 3.000 Stimmen auf Luc Frieden. Den Chefposten wird der bisherige Premier dennoch kaum für sich beanspruchen können. Auf die Frage, ob es ihm denn leichtfalle, der CSV den Premierposten zu überlassen, entgegnete Xavier Bettel: „Also einfach net, ech hätt scho gäre weider gemaach.“

Die DP hatte denn auch wenig Probleme, um am Wahlabend nach vorne zu schauen. Nur die Wenigsten trauerten beim Wahlevent der Liberalen in Hollerich der Dreierkoalition nach. „Die Wähler haben uns nicht nur für das wertgeschätzt, was wir in den vergangenen fünf Jahren umgesetzt haben, sondern auch für das Programm, das wir jetzt umsetzen wollen“, formulierte es Bildungsminister Claude Meisch …