Darf man in Krisenzeiten noch kritisch berichten? Wie verändert die Corona-Krise die Debattenkultur des Landes? Christoph Bumb und Laurent Schmit sprechen im REPORTER-Podcast über die Folgen der Coronavirus-Pandemie für Luxemburgs Politik und Medien.
Im Ausnahmezustand der Coronavirus-Krise wird der Spielraum für öffentliche Debatten äußerst eng. Das gilt nicht nur für das Parlament, sondern auch für den Journalismus. Was wir gerade erleben, sei „ein Aushebeln des ganzen politischen Systems und der demokratischen Debatte“, sagt Christoph Bumb in der neuen Ausgabe des REPORTER-Podcast. Das wirke sich auch auf die Medien aus, deren Arbeit im Alltag aus mehreren Gründen erschwert werde, so der Chefredakteur von Reporter.lu.
Einer dieser Gründe betrifft den Hang zum „Kontrollwahn“ der Regierungskommunikation, erklärt Laurent Schmit. Er erkennt einen Trend zur Zentralisierung jeglicher Kommunikation, selbst manchen Experten wurde „ein Maulkorb“ verpasst. „Ich habe ernste Zweifel, ob das zielführend ist“, so der REPORTER-Redakteur. Viele Fragen über den weiteren Verlauf und das Management der Krise seien aktuell völlig offen. Über mögliche Antworten müsse es unbedingt eine öffentliche Debatte geben.
Die Medien sollten bei aller Schwierigkeit weiter ihren Job machen, ergänzt REPORTER-Chefredakteur Christoph Bumb. Man sollte kritisch und balanciert berichten, auch und besonders in der aktuellen Krise. Dazu gehöre auch, dass man positive wie negative Aspekte des Krisenmanagements der Regierung offen ansprechen sollte.
Die Warnung vor „Panikmache“, mit der man als Journalist in diesen Tagen immer wieder konfrontiert wird, sei dabei letztlich ein „Totschlagargument“, so Christoph Bumb. Viel akuter sei in Luxemburg die Gefahr des reinen „Verlautbarungsjournalismus“, der die Kommunikation von offizieller Seite überhaupt nicht mehr kritisch hinterfragt.
Der komplette REPORTER-Podcast zur Kommunikation in der Corona-Krise (auf Luxemburgisch):