Bei den Konventionsverhandlungen zwischen Psychotherapeuten und der CNS sollen die Bedingungen einer Erstattung festgelegt werden. Eine Einigung ist nicht in Sicht. Der Forderung nach psychotherapeutischer Autonomie steht der streng medizinische Standpunkt gegenüber.
„Für uns sind die Verhandlungen nicht auf Eis gelegt“, sagt Christian Oberlé, Präsident der „Caisse Nationale de Santé“ (CNS), im Gespräch mit Reporter.lu. Die Vereinigung der Psychotherapeuten, Fapsylux, hatte nach ihrem letzten Treffen mit Vertretern der gesetzlichen Krankenkasse erklärt, die seit vielen Jahren laufenden Konventionsverhandlungen auszusetzen. Dies, weil den von der Vereinigung geforderten Bedingungen für eine Verhandlungsbasis am vergangenen Donnerstag nicht Rechnung getragen wurde.
„Stellt man Bedingungen auf, die nicht angetastet werden dürfen, macht man damit jede Diskussion hinfällig“, entgegnet Christian Oberlé der Kritik der Fapsylux. Der Präsident der CNS möchte das Argument der Psychotherapeuten nicht gelten lassen, dass es sich bei den geforderten Bedingungen um in der Vergangenheit bereits erreichte Einigungen handele. „Würde es sich um Einigungen handeln, dann wären die Verhandlungen ja längst zu einem Abschluss gekommen“, so Christian Oberlé. „Mir geht es nicht darum, dass wir uns auf einen Kompromiss einigen, sondern, dass wir den besten Weg finden.“
Medizinische und andere Sichtweisen
Bei den Streitpunkten geht es vor allem um die Bedingungen der Kostenerstattung und der Autonomie der Psychotherapeuten. „Ich habe das Gefühl, dass wir aneinander vorbeireden“, sagt Christian Oberlé. „Wir haben die Autonomie der Psychotherapeuten nie in Frage gestellt. Sie sollen selbstständig arbeiten, dies aber innerhalb ihrer Attributionen.“ Genau hier liegt der Streitpunkt. Denn während die CNS an einer ärztlichen Sicht auf psychisch erkrankte Menschen festhält, sehen die Psychotherapeuten dadurch ihren Kompetenzbereich zu stark beschnitten, um ihre Arbeit auf qualitativ hohem Niveau ausüben zu können.
„Wir haben uns auf ein zweijähriges Pilotprojekt eingelassen, um ein neues Instrument zu entwickeln, das eine Erstattung ohne ärztliche Überweisung bei leichten bis moderaten Störungen ermöglicht. Weiter können wir nicht gehen“, sagt der Präsident der CNS. Erstens könne man nicht von heute auf morgen eine „historisch gewachsene Funktionsweise“ – die medizinische Diagnostik als Bedingung der Erstattung – von Grund auf ändern. Zweitens halte er an der Überzeugung fest, dass bei schweren medizinischen Fällen, etwa bei Psychosen, ein fachärztliches Gutachten für das Wohl des Patienten unabdingbar sei.
Verhandlungen sollen weitergehen
Auch den Vorwurf, die CNS wolle Altersgruppen von der Erstattung ausschließen, lässt Christian Oberlé nicht gelten. „Hier wird falsch kommuniziert“, sagt er und erklärt: „Das Instrument, mit dem eine Kostenübernahme ohne medizinisches Attest möglich wird, soll erst einmal für Menschen zwischen 18 und 60 Jahren entwickelt werden. Wir können nicht alle über einen Kamm scheren“, so der Präsident der CNS. Er hebt die Komplexität der Diagnostik bei Kindern und Jugendlichen sowie bei Rentnern, und besonders bei Bewohnern von Pflegeheimen, hervor.
Bei psychischen Problemen in diesen Bevölkerungsgruppen sei ein multidisziplinärer Blick vonnöten, um die Patienten dann gegebenenfalls Richtung Psychotherapie orientieren zu können. „Dass wir Psychotherapien für Kinder und Senioren nicht erstatten wollen, stimmt nicht“, stellt Christian Oberlé klar. „Wir möchten bei ihnen – zumindest vorerst – an einer ärztlichen Überweisung zu einer Psychotherapie festhalten. Das ist alles.“
Die CNS werde einige Termine für die Fortführung der Verhandlungen vorschlagen und hoffe, dass es trotz der Verhärtung der Fronten bald zu einer Einigung komme, so der Präsident der CNS abschließend. Schließlich sei eine baldige Unterzeichnung der Konvention für alle Beteiligten von Nutzen.
Lesen Sie mehr zum Thema

