Die „BGL BNP Paribas Luxembourg Open“ erhalten mehr Geld vom Staat. Im Rahmen des „Nation Branding“ steigt die Subvention des Damentennis-Turniers durch den Steuerzahler rasant an. Ein neues, vom Finanzministerium verwaltetes Budget macht es möglich.

„Unser Turnier ist nicht nur eine Sportveranstaltung, sondern auch ein Beitrag zum positiven Image unseres Landes“: Danielle Maas ist mit gewissem Recht stolz auf die Erfolgsgeschichte der „BGL BNP Paribas Luxembourg Open“. Seit 1991 veranstaltet Luxemburg sein eigenes Profi-Damentennis-Turnier. Maas ist bis heute Direktorin des Events, das im vergangenen Jahr mit einem Budget von 1,5 Millionen Euro aufwarten konnte und in der ganzen Großregion seinesgleichen sucht.

In diesem Jahr wird das Budget des WTA-Turniers deutlich ansteigen. Mit mindestens 1,7 Millionen Euro rechnen die Organisatoren. Das Geld stammt fast ausschließlich von Sponsoren. Wie der Name des Turniers andeutet, gehört dazu vor allem die Bank „BGL BNP Paribas“, aber auch der Automobilhersteller „Kia“ oder die „CK Group“, die unter anderem Fitness- und Sportzentren betreibt, darunter den Austragungsort des Turniers in Kockelscheuer.

Zu den Sponsoren gehört allerdings auch die Stadt Luxemburg und der Staat. „Luxembourg – Let’s make it happen“ wird auch im kommenden Oktober auf den Sponsorentafeln des Center Court in Kockelscheuer prangen. Neu ist dagegen: Das Geld zum „Nation Branding“ erhält das Turnier unmittelbar aus dem Budget des Finanzministeriums.

Wenn der Finanzminister zum Sponsor wird

Ein entsprechender Artikel des Budgets des Finanzministeriums macht es möglich. Das Haus von Finanzminister Pierre Gramegna (DP) erlaubt sich seit dem vergangenen Jahr die finanzielle Beteiligung an kulturellen oder sportlichen Großereignissen („manifestations culturelles ou sportives à portée internationale“). 1,5 Millionen Euro pro Jahr bis 2022 beträgt der Posten insgesamt. Pro Jahr sollen so zwischen 200.000 und 300.000 Euro allein in die Austragung des „BGL BNP Paribas Luxembourg Open“ fließen.

Dass der Zuschuss für das Turnier seit dem vergangenen Jahr aus Pierre Gramegnas Etat fließt, bestätigt Bob Kieffer aus dem Finanzministerium auf Nachfrage von REPORTER. Genau wie die Organisatoren sieht auch das Ministerium das Turnier als Beitrag zum „Nation Branding“. Bisher sei die Veranstaltung aber die einzige, die unter den neu geschaffenen Budgetposten fällt.

Warum betätigt sich das Finanzministerium als Sponsor einer Sportveranstaltung? Warum nicht das Sportministerium oder das Außenministerium, das selbst über ein Budget von 1,7 Millionen Euro (2019) für das „Nation Branding“ verfügt? Laut dem Finanzministerium habe das „rein technische Gründe“. Man habe in den vergangenen Jahren festgestellt, dass diverse Anfragen an verschiedene Ministerien gestellt werden, um ähnliche Events finanziell zu unterstützen. Das Finanzministerium habe sich deshalb „zur Verfügung gestellt“, um als zentrale Anlaufstelle für solche Anfragen zu fungieren und entsprechende Zuschüsse zu verteilen, so der Sprecher von Pierre Gramegna.

Höhere Kosten, höhere Beihilfen vom Staat

Doch der Grund liegt auch in einem erhöhten finanziellen Bedarf des Turniers. Direktorin Danielle Maas verweist dabei auf diverse Anforderungen der „Women’s Tennis Association“ (WTA), etwa die Technologie des „Hawk Eye“ bzw. „electronic line call“, eine Art Videobeweis bei Tennismatches. Diese Mehrkosten würden das bisherige Budget des Turniers sprengen, heißt es. Gleichzeitig soll aber auch das beim Turnier aktuell ausgezahlte Preisgeld von 250.000 Dollar in den kommenden Jahren ansteigen.

2017 belief sich der finanzielle Beitrag des Staates noch auf 33.500 Euro und wurde aus dem Budget des Außenministeriums gespeist. Demnach dürfte sich der Sponsoring-Beitrag des Staates nahezu verzehnfachen. Trotz der massiv aufgestockten öffentlichen Beihilfen würden die Sponsoren aus der Privatwirtschaft immer noch bei weitem den größten Teil des Budgets stemmen, sagt Danielle Maas.

Wie viel die jeweiligen Anteile an der Finanzierung genau ausmachen, lässt sich nicht sagen. Laut der Bilanz (2017) des Turnierausrichters IWTP betrugen die Einnahmen aus dem Sponsoring 534.000 Euro bei Gesamteinnahmen von rund 660.000 Euro. Der Verkauf von Eintrittstickets macht lediglich knapp 66.000 Euro aus, Tendenz fallend. Die ersten Runden des Turniers finden stets vor fast leeren Rängen statt. Erst beim Finale zieht das Event die Massen an, zahlreiche Politprominenz inklusive.

Von staatlichen Hilfen ist in der Geschäftsbilanz nicht die Rede. Ebenso würden dort diverse Vergünstigungen und Sachleistungen nicht auftauchen, ohne die eine solche Veranstaltung nicht auszurichten wäre, betont Danielle Maas. 100.000 Euro erhält eine Top-Spielerin dafür, dass sie überhaupt nach Luxemburg kommt – unabhängig von ihrem Resultat beim Turnier. Auf die Zuschauerzahlen angesprochen, räumt die Direktorin übrigens ein: „Wir vergeben viele Tickets an die Sponsoren, damit wir für ein volles Haus sorgen können.“

Globale Plattform zur Vermarktung des Landes

Die Turnierdirektorin betont auch, dass ihr Team zur Bewilligung der Finanzspritze des Staates ein umfassendes Dossier einreichen musste. Darin musste man den tatsächlichen Wert des „Nation Branding“ begründen. „Die Luxembourg Open werden weltweit von Millionen Menschen am Fernsehen verfolgt. Luxemburg erreicht dadurch eine globale Plattform zur Vermarktung“, sagt die Verantwortliche. Zu diesem Zweck wurden selbst Tennisspielerinnen, wie die Vorjahresgewinnerin des Luxemburger Turniers, Julia Görges, in das „Nation Branding“ eingespannt.


Warum ausgerechnet das Finanzministerium jetzt zum Sponsor ihres Turniers wird, kann sich Danielle Maas auch nicht erklären. Bisher sei stets die Abteilung der Förderung des Markenimages im Außenministerium ihr Ansprechpartner gewesen.

Deren neue Verantwortliche Francine Closener bestätigt auf Nachfrage, dass das WTA-Turnier in der Tat ein Teil der „Nation Branding“-Strategie des Landes sei. Das Motto „Let’s make it happen“ werde auch über den Weg von Kultur- und Sportereignissen vermittelt. Dadurch könne nicht zuletzt eine Positionierung des Landes in internationalen Medien erreicht werden. Neben den „BGL BNP Paribas Luxembourg Open“ zählt der Staat in diesem Sinn etwa auch die „Tour de Luxembourg“ oder die Gastronomie-Messe „Expogast“ zu seinen Partnern, so die ehemalige Staatssekretärin von der LSAP.

Konkurrenz um das „Nation Branding“-Budget

Das Außenministerium weist zudem darauf hin, dass ein interministerieller Ad-hoc-Ausschuss (vormals unter „Comité Nation Branding“ bekannt) den Finanzminister damit beauftragt habe, die neue Partnerschaft zwischen dem Staat und dem Turnierausrichter IWTP für den Zeitraum 2018 bis 2021 zu unterzeichnen.

Dass im Finanzministerium damit ein Konkurrenzbudget im Bereich des „Nation Branding“ entsteht, sieht man offiziell nicht als Problem an. Unter der Koordination von Closeners Abteilung umfasst das besagte „Comité Nation Branding“ Vertreter aus rund 20 staatlichen Verwaltungen. Eines der Ziele der von Blau-Rot-Grün gestarteten nationalen Imagekampagne war allerdings, dass die unterschiedlichen Ansätze des „Branding“ kohärenter politisch gesteuert werden sollen.

Wie es aus Regierungskreisen heißt, wird der Vorgang denn auch von manchen Kabinettskollegen kritisch beäugt. Der Finanzminister wolle nicht nur sein Land, sondern nicht zuletzt sich selbst als großzügiger Förderer darstellen, so eine mit der Aushandlung des besagten Budgets vertraute Quelle. Zudem kursiert unter Beamten der Verdacht, dass sich Pierre Gramegna, der selbst Hobby-Tennis-Spieler und regelmäßiger Gast des WTA-Turniers im Oktober ist, nicht ohne politische Hintergedanken um den neuen Etat bemüht habe.

Vom internationalen Prestige zum Breitensport

Der Tennisverband FLT sieht in der Wertschätzung des WTA-Turniers dagegen prinzipiell eine gute Nachricht. Laut FLT-Präsident Claude Lamberty sei die Veranstaltung eine große Chance, und zwar nicht nur für Luxemburgs Image in der Welt, sondern auch zur Förderung des Tennissports im Land. „Mehr Budget für den Spitzensport kommt letztlich dem ganzen Sport zugute.“

Lamberty verweist dabei auf die Chance für die besten Tennisspielerinnen aus Luxemburg, durch eine „Wild Card“ am Profiturnier teilnehmen zu können. Zudem gebe es unmittelbare positive Effekte für den Verband, der zum Teil von den gleichen Sponsoren unterstützt wird wie die „BGL BNP Paribas Luxembourg Open“. So konnte die FLT ihre Einnahmen aus dem Sponsoring in den vergangenen Jahren von 30.000 auf über 100.000 Euro steigern.

Der FLT-Präsident betont allerdings auch, dass man bei allem „Nation Branding“ nicht die Unterstützung der luxemburgischen Vereine und Sporttreibenden vergessen dürfe. Seine Forderung aus seiner Zeit als DP-Abgeordneter nach einer mittelfristigen Verdreifachung des Sport-Budgets (aktuell rund 52 Millionen Euro bzw. 0,3 Prozent des Staatshaushalts) halte er immer noch für die richtige Idee. Die im blau-rot-grünen Koalitionsprogramm festgehaltene Erhöhung des Etats des Sportministers sei zumindest ein erster Schritt.

Luxemburgs Tennisverband erhält übrigens jährlich Subventionen des Staates in Höhe von knapp 250.000 Euro, was rund ein Drittel des gesamten Budgets der FLT ausmacht. Eine merkliche Erhöhung der Mittel des Verbandes wie im Fall des WTA-Turniers ist nicht in Sicht. „Let’s make it happen“ gilt eben nicht für jeden.