Durch manche Luxemburger Ortschaften schlängeln sich täglich Zehntausende Fahrzeuge. Die Anwohner sind einer hohen Luftverschmutzung ausgesetzt. Die Lokalpolitik setzt auf Umgehungsstraßen, die Regierung auf Elektroautos und öffentlichen Transport.
Eine enge Straße führt mitten durch den Ortskern. Busse und Lastwagen kommen nicht aneinander vorbei, die Fußgänger drängen sich auf schmalen Bürgersteigen. Die Situation in Kehlen sorgt seit Jahren bei den Einwohnern für Ärger.
An manchen Tagen passierten 2022 mehr als 9.000 Pkws und über 1.000 Lkws den Ortseingang von Kehlen Richtung „Quatre Vents“. Sie werden durch eine Station der Straßenbauverwaltung gezählt. In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich das Verkehrsaufkommen an dieser Stelle regelrecht verdoppelt.
Kehlen ist dabei kein Einzelfall. Jeder Pendler kennt mindestens eine solche Strecke. Mittelgroße Ortschaften an Nationalstraßen wie Hesperingen, Hosingen oder Remich sind lange bekannte Problemfälle. Zu Lärm und Gefährdung der Fußgänger und Radfahrer kommt die Luftverschmutzung hinzu. Dort, wo sie an solchen viel befahrenen Straßen gemessen wird, ist sie meist sehr hoch. Einfache Lösungen für das Problem gibt es allerdings nicht.
Aufgeschobene Lösungen
„Sou kënne mer net weiderfueren“, sagt der Bürgermeister der Gemeinde Kehlen, Félix Eischen (CSV). Ihn stört vor allem der Durchgangsverkehr durch Lkws. „Regelmäßig sehe ich Lastwagen mit niederländischen oder rumänischen Kennzeichen“, klagt er im Gespräch mit Reporter.lu. Die Fernfahrer nutzen Kehlen als Abkürzung zwischen Mersch und Capellen. „Der Verkehr durch Autos ist nicht ungewöhnlich, aber bei der Zahl der Lkws liegen wir in der landesweiten Top-Ten“, so der „Député-maire“.
Wir haben extrem wenig Mittel, etwas zu verändern. Wir können an den Nebenstraßen arbeiten, aber das verändert wenig.“Jacques Sitz (DP), Bürgermeister von Remich
Die bevorzugte Lösung von Félix Eischen: eine Umgehungsstraße in Kombination mit einer Zufahrtsstraße zur Industriezone Kehlen. Im Leitplan „Transport“ hielt die Regierung zwar zwei Varianten für eine Ortsumgehung zurück, aber mit der niedrigsten Priorität. Ein konkretes Konzept lag Anfang des Jahres nicht vor, wie die Bürger anlässlich einer Informationsversammlung im Februar erfuhren.
Gleich fünf Einwohner beschwerten sich über die Verkehrslage in Kehlen beim „Missstandsmelder“ von Reporter.lu. Seit Anfang des Jahres macht auch die „Biergerinitiativ Gemeng Kielen“ Druck auf die Politik. „Was ist in den vergangenen sechs Jahren passiert …
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