Tourismusminister Lex Delles boxt ein Hotelprojekt in Lultzhausen als politische Priorität durch – trotz Widerstands des Umwelt- und des Innenministeriums. Die Umsetzbarkeit ist fraglich, die frühere Besitzerin des Grundstücks wurde in die Irre geführt.
Knapp zwei Hektar Wiese in Lultzhausen erzählen die Geschichte der Gegensätze zwischen Wasserschutz, Tourismus und Landesplanung – die sich auch in einem Tauziehen innerhalb der Regierung äußerten. Es geht um ein Grundstück, auf dem seit mehr als 30 Jahren ein Hotel gebaut werden soll. Im Mai stellte Tourismusminister Lex Delles (DP) eine Machbarkeitsstudie für ein Projekt vor, das den höchsten Ansprüchen sowohl hinsichtlich des touristischen Potenzials, aber auch in Bezug auf ökologische Kriterien genügen soll.
In den kommenden Monaten will das Tourismusministerium einen Investor für ein Modellprojekt suchen, das eine europaweite Ausstrahlung haben soll. Doch die Wirtschaftlichkeit wird geschmälert durch vielseitige Auflagen – sowie die Zweifel des Umwelt- und des Innenministeriums. Auch wenn Lex Delles das Projekt nach Kräften pushte und als „politische Priorität“ einstufte, ist es alles andere als gesichert, dass dort je Touristen übernachten werden.
Ein überraschender Kauf
„Acquisition dans l’intérêt de la protection des eaux du lac de la Haute-Sûre“, heißt es im Kaufakt der 1,8 Hektar an Agrarfläche von Januar 2020. Käufer ist der Luxemburger Staat, genauer gesagt, das Ministerium für Umwelt, Klima und nachhaltige Entwicklung. Die damalige Ministerin Carole Dieschbourg (Déi Gréng) unterzeichnete die notarielle Urkunde. Das Dokument liegt Reporter.lu vor.
Das Grundstück liegt knapp zwei Kilometer Luftlinie von der Staumauer entfernt, in einem Hang oberhalb der N27, entlang derer Badewillige an heißen Sommertagen ihre Autos parken, um zum Strand in Lultzhausen zu gelangen. Der öffentliche Parkplatz genau unter der besagten Wiese mit dem Flurnamen „Im Steinfeld“ ist dem Ansturm selten gewachsen.
Nur „durch Zufall“ habe die Gemeinde Esch/Sauer im September 2020 von diesem Kauf erfahren, sagte der damalige „Député-Maire“ Marco Schank dem „Luxemburger Wort“. Die Gemeindeverantwortlichen rätselten über „Sinn und Zweck dieses Kaufs“, so der CSV-Politiker. Zusammen mit seiner Fraktionskollegin Martine Hansen befragte Marco Schank daher die Umweltministerin und den Tourismusminister zu den Gründen.
Die frühere Besitzerin der Parzelle hat sie dem Staat verkauft, mit der Perspektive, dass dies dem Gewässerschutz des Stausees dient.“ Brief des Umweltministeriums
Der Kauf überrasche, weil die Gemeinde Esch/Sauer mit einem Investor in Gespräch sei, um ein Hotel am Stausee zu errichten, heißt es in der parlamentarischen Anfrage. Wollte das Umweltministerium ein solches Projekt mit diesem Kauf verhindern, fragten die CSV-Abgeordneten. Nein, antworteten Umweltministerin Carole Dieschbourg und Tourismusminister Lex Delles. Die Besitzerin habe sich an die Naturverwaltung gewandt, mit dem Wunsch, an den Staat zu verkaufen …
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