Serge Wilmes will Bürgermeister der Hauptstadt werden. Trotz Wahlerfolgen wird die Ambition des CSV-Politikers durch eine unklare Strategie und ein schwammiges Profil geschmälert. Seine Sowohl-als-auch-Haltung und seine Risikoscheu stehen ihm im Weg.
„Et huet keen de Monopol vum Häerz heibannen“, sagt Serge Wilmes. In der Gemeinderatssitzung Ende März geht es um das Bettelverbot und die Debatte ist emotional. Der Erste Schöffe der Hauptstadt bleibt ruhig. Er legt die Argumente der DP-CSV-Mehrheit dar. „Dem habe ich nichts hinzuzufügen“, folgt das Lob von Bürgermeisterin Lydie Polfer.
Die Szene fasst das Dilemma des Serge Wilmes zusammen. Der 40-Jährige muss den Spagat schaffen zwischen einem bürgerlichen Lager, das Recht und Ordnung will, und einer Wählerschaft, der bezahlbares Wohnen und Mobilität wichtiger ist. Er unterstützt Lydie Polfer in ihrer Law-and-Order-Politik. Den Schaden hat aber die CSV: Ihre Sozialpolitiker ernten Kritik und die möglichen Koalitionspartner Déi Gréng und LSAP distanzieren sich. Die Unterscheidbarkeit zur DP fehlt.
Ein entschiedenes „Eventuell“
Serge Wilmes schreckt das kaum, denn er ist Berufspolitiker. Sein Lebenslauf ist eine Einbahnstraße. Außer einem kurzen Job beim Nationalarchiv ist Politik sein Leben. Eine Folge ist, dass er scheinbar unüberwindbare Widersprüche mit politischen Allgemeinplätzen glattbügelt. Zwischen dem christlich-sozialen Weltbild und dem Bettelverbot sieht er keinen Gegensatz. Die Stadt helfe mit „einer engmaschigen und breiten Sozialpolitik wie in kaum einer anderen Gemeinde“. Gleichzeitig sei es das Recht jedes Einzelnen, „dass man nicht fürchten muss, im Park überfallen zu werden“, meint der CSV-Spitzenkandidat im Interview mit Reporter.lu.
Politik ist etwas zutiefst Menschliches und gemacht vom Menschen für den Menschen.“Serge Wilmes
Serge Wilmes ist ein Wiederholungstäter in schwammiger Rhetorik. In seinem nationalen Mandat als Abgeordneter tritt er nur selten in Erscheinung und selbst dann fehlt die klare Kante. Als im Januar 2019 der gratis öffentliche Transport zur Debatte stand, war die Position des CSV-Abgeordneten ein langes Abwägen: kein Ja, kein Nein, sondern ein entschiedenes Eventuell. Dabei war das nicht nur die Position des Lokalpolitikers Serge Wilmes – immerhin mitverantwortlich für das städtische Busnetz und die Tram –, sondern auch die des Sprechers für Verkehrspolitik der größten Oppositionspartei …
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