Die russischen Oligarchen Arkadi und Boris Rotenberg sind bekennende Kampfsportfans. Dass sie ausgerechnet in Luxemburg mit der Hilfe eines hiesigen Unternehmers einen Judo-Club gründeten, wirft Fragen auf. Die Justiz ermittelt wegen Verdachts auf Geldwäsche.
Anfang März 2007 wird im Luxemburger Handelsregister ein neuer Verein eingetragen. Der Name: „asbl Judo International“. Die Gründer sind zum einen die Brüder Arkadi und Boris Rotenberg, die zu den einflussreichsten russischen Oligarchen gehören, zum anderen der Geschäftsmann Marius Vizer – ein Rumäne mit österreichischem Pass, der gerade zum Präsidenten des internationalen Judoverbands ernannt wurde. Der Ehrenpräsident dieses Verbands war von 2008 bis 2022 kein Geringerer als Wladimir Putin.
Die Rotenberg-Brüder stehen dem russischen Präsidenten seit Jugendtagen nahe. Sie teilen mit ihm die Begeisterung für den Kampfsport. Warum die beiden Oligarchen ausgerechnet in Luxemburg einen Judo-Verein aus der Taufe heben, wirft allerdings Fragen auf. Derartige Vereinsgründungen stehen nämlich im Verdacht, ausschließlich zum Schein zu geschehen, um womöglich Gelder aus dubiosen Quellen zu waschen. Die „Rotenberg Files“, eine internationale Recherche, an der auch Reporter.lu beteiligt war, ermöglichen nun einen Blick hinter die Fassade dieses speziellen Judo-Clubs.
Ein Luxemburger Vermittler
Nicht nur die Prominenz der Vereinsgründer lässt aufhorchen. Laut den Statuten ist auch der Mitgliedsbeitrag von 7.500 Euro pro Jahr außerordentlich hoch. Einer, der sich diesen Beitrag sicherlich leisten kann, ist der Milliardär Oleg Boyko. Er stößt 2008 zum Vorstand hinzu und ersetzt den Gründer Marius Vizer. Zum gleichen Zeitpunkt taucht aber auch ein Luxemburger Geschäftsmann zum ersten Mal im Register auf: Luc Schuller, Geschäftsführer der Immobilienfirma „Yous“, wird zum Schatzmeister des Clubs ernannt.
Luc Schuller verbindet nicht nur der Posten im Vorstand mit dem Verein. Die Adresse, an welcher der Club registriert ist, ist die gleiche, an der auch seine Firma gemeldet ist – ein Bürogebäude in der Grand-Rue in Luxemburg Stadt. Dokumente, die Reporter.lu einsehen konnte, geben Auskunft darüber, wer die Miete zahlte. Ein auf November 2008 datierter Dauerauftrag bei der Bank „Edmond de Rothschild“ bestätigt eine monatliche Überweisung von 4.350 Euro vom Konto des Vereins an das Unternehmen von Luc Schuller. Betreff: „Miete“. Der Auftrag ist nicht zeitlich begrenzt und trägt die Unterschriften der Auftraggeber: Arkadi und Boris Rotenberg …
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