Der Unternehmer Patrick Hansen klagte erfolgreich gegen die Veröffentlichung von Firmeneigentümern. Eine internationale Recherche zeigt, dass der Aufstieg des CEO von Luxaviation maßgeblich durch undurchsichtige Geschäfte mit russischen Geldgebern möglich wurde.
Hotel Royal, 8. Oktober 2007: Es war eine Pressekonferenz ganz nach dem Geschmack des damaligen LSAP-Wirtschaftsministers Jeannot Krecké. Ein russischer Investor kündigte an, sein neues Ölunternehmen in Luxemburg anzusiedeln. Die politische Botschaft war klar: Die neue Firma sollte die Diversifizierung der Luxemburger Wirtschaft vorantreiben und die Offenheit für Kapital aus Russland untermauern.
Jeannot Krecké beglückwünschte den Russen Nikolay Bogachev und dessen Finanzchef Patrick Hansen für die Gründung von „Young Energy Prize“. Der damals 34-jährige Luxemburger landete damit in der Heimat einen Coup nach seiner frühen Karriere im Moskau der Nullerjahre. Erstmals trat er ins Scheinwerferlicht der Luxemburger Öffentlichkeit. Knapp neun Monate nach dem Auftritt im Hotel Royal gelang Patrick Hansen der zweite Coup: Er gründete das Privatjet-Unternehmen „Luxaviation“, für das er heute bekannt ist. Einer der Teilhaber: Nikolay Bogachev. Zumindest schien es damals so.
Als CEO machte Patrick Hansen in den folgenden Jahren Luxaviation zum zweitgrößten Anbieter von Privat- und Geschäftsflügen weltweit. König Charles III. flog mit Luxaviation genauso wie andere Royals und hochrangige Politiker. Das Luxemburger Unternehmen schluckte schnell seine Wettbewerber aus Westeuropa. Die Frage, die in Luxemburg immer mitschwang: Woher stammt das Geld, das dieses rasante Wachstum ermöglichte? Seine Klage gegen das „Registre des bénéficiaires effectifs“ (RBE) rückt diese Frage in ein neues Licht.
Die 117 Firmen des Patrick Hansen
Eine internationale Recherche von 15 Medienpartnern aus sechs Ländern, darunter die „OCCRP, „Der Spiegel“, „Le Monde“, „Le Soir“, „Süddeutsche Zeitung“, „NDR“, „WDR“ sowie Reporter.lu, legt nun einen Teil dieser mysteriösen Finanzquellen offen. Über die Offshore-Firmen und Fonds russischer Geldgeber flossen demnach nahezu 150 Millionen Euro in die Expansion von Luxaviation. In den vergangenen 16 Jahren war Patrick Hansen Besitzer oder Geschäftsführer von 117 Gesellschaften weltweit – in Luxemburg, aber auch in noch verschwiegeneren Steuerparadiesen wie Belize und den Britischen Jungferninseln. Manche gehören zur Luxaviation-Gruppe, manche zum Investmentfonds „European Capital Partners“, andere waren bisher völlig unbekannt.
Ich habe keine Hobbys. So wie andere Fußball spielen, arbeite ich mit Firmen. Ich finde das spannend.“
Patrick Hansen, CEO von Luxaviation
Patrick Hansen – Bruder des DP-Ministers Marc Hansen – begründete seine Klage gegen das RBE mit dem Argument, seine Sicherheit sei durch den öffentlichen Zugang zu seiner Adresse und seinen Beteiligungen gefährdet. Auf Geschäftsreisen müsse er in manchen Ländern auf Bodyguards zurückgreifen. Das Risiko einer Entführung sei hoch.
Dies steht jedoch im Widerspruch zu Hansens Angewohnheiten auf Social-Media-Kanälen. Recherchen von Reporter.lu ergaben, dass er dort nicht nur Bilder seiner Familie postet, sondern sich auch bewusst an bestimmten Orten einloggt. Ein Argument, das Patrick Hansen nicht gelten lässt. „Es gibt viele Dinge in meinem Leben, die es nicht auf Instagram schaffen“, erklärt er im Interview mit Reporter.lu. Es sei ein Unterschied, ob er sich beim Fondue-Essen in Kitzbühel zeige oder in einem Land, in dem keine Sicherheit gewährleistet werden könne.

Der Europäische Gerichtshof (EuGH) sah im öffentlichen Eigentümerregister vor allem eine Verletzung der Privatsphäre. Das Urteil führte zur Schließung des RBE und weiterer Register in der ganzen EU. Ein herber Rückschlag für die Transparenz und den investigativen Journalismus. Dieses Ergebnis habe er nicht gewollt, betont Patrick Hansen im Interview. Tatsächlich schenkten die Richter vor allem den Argumenten des zweiten Klägers, des Luxemburger Unternehmens „Sovim SA“, Beachtung.
Patrick Hansen wünscht sich nun eine Lösung, in der Journalisten und NGOs einen vollen Zugang zum RBE haben. Andere Personen müssten sich aber registrieren und es müsste Ausnahmen geben, wenn es um die Sicherheit von Firmeneigentümern gehe.
Doch ganz so eindeutig ist seine Haltung nicht. Hansens Anwalt wetterte in der öffentlichen Anhörung vor dem EuGH, dass die Nutzung des RBE einer „Hexenjagd“ gleichkomme, wie Reporter.lu berichtete. Die breite Öffentlichkeit leiste keinen Beitrag im Kampf gegen Geldwäsche sowie Terrorfinanzierung und Journalisten kämen zu unbegründeten Ergebnissen, meinte Andrea Komninos in Bezug auf Recherchen wie „Luxleaks“ und „Openlux“. Diese Argumentation des Anwalts entspricht durchaus dem späteren EuGH-Urteil.
Der Nebel um die Anfänge
Was die tatsächlichen Beweggründe der Klage von Patrick Hansen waren, bleibt somit unklar. Aber die gemeinsame Recherche von Reporter.lu mit unter anderem dem Recherchenetzwerk „OCCRP“, „Der Spiegel“, „Süddeutsche Zeitung“ und „Le Soir“ zeigt, warum Patrick Hansen und seine Geschäftspartner in den vergangenen Jahrzehnten von der fehlenden Transparenz von Unternehmen profitierten. Er selbst nutzte über ein Dutzend anonyme Briefkastengesellschaften in diskreten Steuerparadiesen.
Selbst von der Geschichte der Gründung von Luxaviation gibt es zwei Versionen. In der Luxemburger Presse stand damals, dass der aufstrebende Patrick Hansen mit seinem Partner Nikolay Bogachev das Business-Charter-Unternehmen lancierte. Doch der russische Unternehmer sagt heute im Interview mit dem „OCCRP“: „Ich habe nichts mit der Gründung von Luxaviation zu tun. Öl ist mein Geschäft.”
Aus dem Luxemburger Handelsregister geht hervor, dass eine Gesellschaft namens „NVB SA“ bei der Gründung 49 Prozent des Kapitals beisteuerte, also um die 127.000 Euro. NVB steht für die Initialen von Nikolay Vladimirovich Bogachev, doch er hat laut eigener Aussage noch nie von dieser Firma gehört. Er verdächtigt Patrick Hansen, seinen Namen benutzt zu haben. Der Grund: „Mein Name war sauber. Ich bin immer einfach durch die Kontrollen der Banken gekommen, weil klar war, woher mein Geld kam“, so Nikolay Bogachev.
Woher das Geld für seine vorgeblichen Anteile an Luxaviation stammte, das weiß Nikolay Bogachev nicht. „Ich kann Patrick Hansen nicht des Diebstahls bezichtigen. Ich habe ihn aber auch nicht dafür bezahlt“, meint er heute. Sein Urteil über seinen früheren Mitarbeiter ist harsch: „Er [Patrick Hansen] würde alles für seinen Profit machen.“ Ein Jahr später tauchte Nikolay Bogachev im Handelsregister nicht mehr als Teilhaber von Luxaviation auf.
Luxaviation
Luxaviation ist der zweitgrößte Privatjet-Anbieter der Welt. Größer ist nur „NetJets“, das dem US-Milliardär Warren Buffett gehört. Zu den Reisezielen zählen Luxusorte wie die Karibikinsel Sint Maarten, Dubai, die Seychellen, Lagos, Hongkong oder auch Singapur. Das Angebot umfasst nicht nur, die Flugzeuge bereitzustellen. Luxaviation kümmert sich auch um die Jets seiner Kunden und stellt Personal und Logistik zur Verfügung – bis hin zu einem Wein-Catering-Service. Auch ein Helikopter-Service wird angeboten, mit Piloten, die auch auf Super-Jachten sicher landen können. 1.700 Angestellte kümmern sich um die rund 260 Flugzeuge und Helikopter.
Über Details zur Klientel lässt das Unternehmen Diskretion walten. Nur manchmal kommen Namen an die Öffentlichkeit. So absolvierte König Charles III. seine erste Reise als Staatsoberhaupt Großbritanniens mit einem Luxaviation-Jet. Auch die großherzogliche Familie ist regelmäßiger Kunde: Luxaviation verfügt über das Label „Fournisseur de la Cour“. Für Aufregung sorgte auch die Entscheidung des belgischen Verteidigungsministeriums 2019, zwei Luxaviation-Jets zu leasen. Da die Königsfamilie, Regierungsmitglieder und EU-Kommissare diese Flieger nutzten, kamen schnell Fragen auf, ob deren Sicherheit gewährleistet sei – wenn ein Drittel der Firma aktuell einer staatsnahen chinesischen Investmentfirma gehören. Nachdem sich das Parlament mit der Frage befasst hatte, gab das Ministerium zu verstehen, dass der belgische Militärgeheimdienst regelmäßig Sicherheitsüberprüfungen durchführe – und der Vertrag bei Verdacht einseitig aufgehoben werden könne.
Auch Patrick Hansens Pläne, von Luxemburg aus ins weltweite Öl-Business zu expandieren, gingen nicht auf. Das Unternehmen Young Energy Price meldete 2013 Konkurs an. Der Grund: „Luxemburg war nicht der richtige Ort“, sagt Nikolay Bogachev heute. Und Patrick Hansen sei der falsche Mann gewesen: „Er wurde mir vom damaligen Botschafter Luxemburgs in Russland empfohlen.“ Hansen habe ihm hierzulande die Türen geöffnet. „Er kannte quasi jedermann. Doch er war weder loyal, noch verstand er das Öl-Business“, so der Ex-KGB-Agent.
Auf die Äußerungen seines ehemaligen Geschäftspartners angesprochen, reagiert Patrick Hansen mit Unverständnis: „2008 ging unsere Juristin mit einer Prokuration zum Notar, um diese Firma anzumelden. Und jetzt, 15 Jahre später, sagt dieser Mann in Russland, dass er nicht dabei war. Was soll ich dazu sagen?“ Für Hansen ist klar, dass er den Namen von Nikolay Bogachev nicht ohne dessen Wissen benutzt hat. Sein Investment in die Gründung von Luxaviation sei – im Verhältnis zu seinem Vermögen – sowieso sehr gering gewesen. „Entweder hat er es vergessen oder er wollte es nicht sagen“, meint Patrick Hansen im Interview mit Reporter.lu.
Die kremlnahen Geldgeber
Klar ist jedenfalls, dass Patrick Hansen dem russischen Energiesektor auch nach dem Ende von Young Energy Prize treu blieb. Das rasante Wachstum von Luxaviation wurde maßgeblich über ein komplexes Netz an Offshore-Firmen finanziert. Ein Teil der Geldflüsse lässt sich zum russischen Geschäftsmann Valery Kolikov und seinem Sohn Alexander zurückverfolgen. Knapp 91,4 Millionen Euro gingen von 2013 bis 2020 von den Kolikovs an Luxaviation – in Form von Krediten, Kreditlinien oder Anleihen. Der Großteil davon aus einer Offshore-Firma auf Zypern – andere über einen luxemburgischen Investmentfonds.
Die Kolikov-Familie steht unter anderem hinter einem der größten Pipeline-Bauer Russland. Das Unternehmen „MRTS JSC“ war maßgeblich am Bau von „Nordstream 2“ beteiligt – der für Russland strategisch wichtigen Erdgaspipeline nach Deutschland. Präsident Wladimir Putin verlieh Valery Kolikov 2016 den Titel „Verdienter Bauarbeiter der Russischen Föderation”. In seiner Rede bedankte sich Kolikov beim Präsidenten für das Vertrauen, das der Staatskonzern „Gazprom“ seinem Unternehmen MRTS entgegengebracht habe.

Die Ehrung seines Geschäftspartners durch Putin wollte Patrick Hansen nicht kommentieren: „Ich kann nur sagen, dass ich die gleichen Bilder wie Sie gesehen habe.“ Auf die Frage, ob Luxaviation ohne die Darlehen der Kolikovs das gleiche Wachstum gekannt hätte, gibt sich der CEO ausweichend: „Ich verneine nicht, dass es diese Kredite gegeben hat. Aber nicht in dem Ausmaß.“ Seiner Meinung nach wäre Luxaviation auch ohne das Geld der kremlnahen Familie genau so gewachsen. Man hätte das Geld dann eben bei anderen Investoren aufgetrieben, so Patrick Hansen.
Warum Luxaviation auf solche undurchsichtigen Finanzierungsmethoden nicht verzichten könne, erklärt der Luxemburger durch die Gegebenheiten seines Geschäftsfelds: „Unser Business ist eben ein anderes wie das einer ‚normalen‘ Airline. Wir können nicht einfach so zu einer Bank gehen, um uns Geld zu leihen. So mussten wir andere Wege finden, um uns zu finanzieren. Und ja, ein Teil des Geldes kam zu der Zeit aus Russland. Nicht von russischen Firmen, sondern von Privatpersonen.“
Mehrere Kredite an Luxaviation liefen über zypriotische Holdings, die Dividenden von MRTS enthielten. Das zeigen Dokumente aus den „Pandora Papers“. Patrick Hansen wurde indes selbst im Schiffbusiness tätig. Zwischen 2013 und 2016 war der Luxaviation-CEO Teilhaber einer Firma im mittelamerikanischen Steuerparadies Belize. Ein Vertrag aus den „Pandora Papers“ belegt, dass diese Firma im Jahr 2014 eine ganze Flotte spezialisierter russischer Schiffe gechartert hatte. Eines der Schiffe wurde im August 2022 im Hafen von Sewastopol, auf der annektierten Krim-Halbinsel geortet. Patrick Hansen charterte die Schiffe von einer Firma, die Alexander Kolikov gehörte.

Auf die Flotte und die Firma in Belize angesprochen, kann Hansen keine klare Antwort geben. Er könne nicht direkt etwas mit einer Firma in Belize anfangen. Dass er in diesem Geschäftsbereich tätig ist, sei jedoch öffentlich bekannt. Patrick Hansen ist in der Tat Mitglied im Verwaltungsrat von „Maritime Construction Services“ (MCS), einer in Luxemburg angemeldeten Firma, die Alexander Kolikov gehört. Ein Kredit, den Luxaviation 2017 an MCS vergab, zeigt die enge Verbindung zwischen beiden Firmen. Das Geld diente dazu, den Bau des Eisbrechers und Konstruktionsschiffes „MPV Everest“ zu finanzieren.
Ein weiteres Schiff, mit dem Hansen zu tun hatte, ist das Pipeline-Verlege-Schiff „Fortuna”, das 2020 in Schlagzeilen geriet, weil es Medienberichten zufolge, trotz US-Sanktionen, weiter an der „Nordstream 2“-Pipeline gearbeitet haben soll. Patrick Hansen beteuert, bereits vor dem Verhängen der Sanktionen keine Verbindungen zu dem Schiff mehr gehabt zu haben.
Geschäfte mit russischem Politiker
Die Kolikovs sind aber nicht die einzige russische Familie, mit der Patrick Hansen und seine Partner diskrete Geschäfte betrieben. Ein weiteres Beispiel geht auf die Anfänge von Luxaviation zurück. Fast zeitgleich mit der Gründung der Privatjet-Firma lassen Hansen und seine Mitstreiter 2008 eine weitere Firma ins Handelsregister eintragen: „LuxCitation SA”. Kurze Zeit nach der Gründung wird das Kapital der Gesellschaft erhöht. Das Geld stammt aus Russland. Eine Offshore-Gesellschaft von den Britischen Jungferninseln steuerte knapp zwei Millionen Euro an Kapital bei. Hinter der Firma standen zwei russische Rentnerinnen.
Warum investierten eine ehemalige Lehrerin und eine Buchhalterin in eine Luxemburger Gesellschaft, deren Ziel es ist, einen Jet vom Typ „Citation XLS“ des Herstellers Cessna zu kaufen? Der Schlüssel ist der familiäre Kontext. Die beiden sind Mutter und Schwiegermutter des russischen Politikers Wladimir Gruzdev. 2008, als sein Geld nach Luxemburg floss, war Gruzdev nicht nur Duma-Abgeordneter für die Putin-Partei „Vereintes Russland“, sondern auch Milliardär dank seiner Anteile an einer Kleidermarkt-Kette. 2011 ernannte der damalige russische Präsident Dmitri Medwedew ihn zum Gouverneur der russischen Region Tula – einen Posten, den er bis 2016 innehatte.
Das ist eine Ausgangslage, bei der ein Luxemburger Finanzdienstleister Fragen stellen muss.“Max Braun, Cellule de renseignement financier
Patrick Hansen war an diesem Deal maßgeblich beteiligt. Er war auch Geschäftsführer der Firma auf den Britischen Jungferninseln und stand so am Anfang und Ende des Geldflusses, der russisches Kapital ins Großherzogtum spülte. Die Transaktion 2008 zwischen einer Luxemburger Firma und zwei russischen Rentnerinnen hätte nach heutigen Maßstäben aufhorchen lassen müssen.
„Das ist eine Ausgangslage, bei der ein Luxemburger Finanzdienstleister Fragen stellen muss“, erklärt jedenfalls Max Braun, Direktor der „Cellule de renseignement financier“ (CRF). „Auf den ersten Blick haben diese Personen keinen Grund, eine Offshore-Firma zu gründen, und a priori nicht die nötigen Geldmittel. Es besteht also das Risiko, dass sie nur auf dem Papier Eigentümer sind und in Wirklichkeit ein anderer hinter der Firma steht“, sagt der Leiter der Luxemburger Anti-Geldwäsche-Einheit im Interview mit Reporter.lu.
Auch bei weiteren Gesellschaften behielt Patrick Hansen die Fäden in der Hand. Der Investmentfonds „Edison Capital Partners“, den er als kaufmännischer Direktor mit leitet, organisierte einen Großteil der Deals mit den russischen Geldgebern. Zum Beispiel: Beim Kauf der Cessna Citation mit den Geldern aus Vladimir Gruzdevs Vermögen fungierte Edison Capital Partners als Berater des Käufers – also einer Firma, in der Hansen selbst als Geschäftsführer geführt wird.
Experten sehen Warnsignale
Fest steht: Patrick Hansen leitet ein Firmenimperium, das gewaltig ist. Allerdings ist ungewöhnlich, wie verschachtelt die Unternehmensstruktur ist und wie die Firmen finanziert werden. Konfrontiert mit der Recherche von Reporter.lu und den internationalen Medienpartnern, sprechen mehrere Geldwäsche-Experten von „red flags“ – also deutlichen Warnsignalen.
„Der Anschein einer scheinbar unnötigen Komplexität innerhalb einer Unternehmensstruktur ist typisch für Strukturen, deren Zweck es ist, den Geldfluss zu verschleiern – auch um seine potenzielle Unrechtmäßigkeit zu verbergen“, sagt Graham Barrow, ein ehemaliger britischer Banker, der nun NGOs berät. Das gelte insbesondere, wenn die Firmenstruktur zahlreiche verschiedene Gerichtsbarkeiten umfasst, die als „Offshore“ gelten.
Meiner Ansicht nach sollte man die Russen nicht alle über einen Kamm scheren.“Patrick Hansen, CEO von Luxaviation
„Offshore-Firmen sind nicht per se suspekt“, betont der CRF-Direktor Max Braun. Wichtig sei der Kontext: „Eine erste Frage ist: Woher stammt das Geld? Die zweite Frage ist: Was ist der Grund für eine komplexe Firmenstruktur? Dafür kann es legitime geschäftliche Zwecke geben. Aber eine solche Struktur kann natürlich auch genutzt werden, um den Ursprung des Geldes oder den wahren Eigentümer zu verschleiern.“
Patrick Hansen selbst findet seine vielen Gesellschaften unproblematisch: „Manchmal fragen mich andere, wie schaffst du das, Patrick? Ich frage mich das auch bisweilen. Das erklärt sich aus meinem Background. Ich habe keine Hobbys. So wie andere Fußball spielen, arbeite ich mit Firmen. Ich finde das spannend“, erklärt er. Er arbeite viel und lange, habe aber auch über 1.000 Mitarbeiter, die die Firmen im Alltag betreuen.
Von Russland nach China
Welchen Einfluss haben Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine und die westlichen Sanktionen auf Patrick Hansens Geschäfte? Seine persönlichen geschäftlichen Beziehungen nach Russland will er laut eigener Aussage nicht komplett infrage stellen: „Meiner Ansicht nach sollte man die Russen nicht alle über einen Kamm scheren. Das wird gerade gemacht, sollte aber nicht mehr auf dem europäischen Kontinent geschehen“, so Hansen im Interview mit Reporter.lu. Anders sieht es für Luxaviation aus. Moskau gehört nicht mehr zu den von der Firma angebotenen Zielen. Die Kreditlinien aus Russland sind, laut Jahresberichten, noch nicht alle getilgt.
Als die EU-Sanktionen nach dem russischen Überfall auf die Ukraine eingeführt wurden, war auch Luxaviation davon betroffen. Patrick Hansen macht keinen Hehl daraus, dass von seiner Firma betreute Jets am Boden bleiben mussten: „Russische Flugzeuge durften nicht mehr fliegen. Aber wir waren es, die diese Bestimmungen durchgesetzt haben. Luxaviation hat sich in dem Punkt immer an die bestehenden Gesetze gehalten“, versichert er.
Informationen von Reporter.lu zufolge soll Wladimir Putin bereits 2014 die Oligarchen aufgefordert haben, auf westliches Personal und Piloten für ihre Privatjets zu verzichten. Patrick Hansen unterzeichnete seinerseits 2015 einen Vertrag mit „China Minsheng Investment”. Dem größten privaten Investmentunternehmen in China gehört heute ein Drittel von Luxaviation. Doch die Beziehungen des neuen Investors mit dem chinesischen Regime sind eng. Unter anderem hat sich das Unternehmen der von Peking vorangetriebenen „Belt and Road“-Initiative verschrieben.
Patrick Hansen selbst findet seine Herangehensweise keinesfalls dubios: „Die Jahresberichte von Luxaviation sind öffentlich. Dort steht, von wo das Geld kommt und wo es hinfließt. Das ist transparenter als die meisten Privatmenschen, die ich kenne.” Fakt ist aber auch: Keine der Gesellschaften der Luxaviation-Gruppe hat bis heute einen Eintrag im RBE.