Trotz Asylstatus leben viele Geflüchtete weiter in Heimen, weil sie keine Wohnung finden. Lange wurde dies geduldet, doch nun erzwingen die Behörden mit juristischen Mitteln vielfach den Auszug. Betroffene erzählen von ihrer aussichtslosen Lage.

Das bunte Graffiti mit dem „Welcome“-Schriftzug trügt. Im „Foyer Don Bosco“ in Limpertsberg herrscht Endzeitstimmung. Manche Fenster sind kaputt, andere zugemauert, fast der gesamte Eingang ist mit Sperrholz verrammelt. Wer hinein will, muss eine Sicherheitssperre passieren. „Das ist mein… Gefängnis“, sagt Amir, nachdem er das richtige Wort in einer Übersetzungs-App auf seinem Handy gesucht hat.

Auf einer morschen Picknickbank vor der Tür bietet er dann Tee an und erzählt seine Geschichte. Amir ist Kurde und stammt aus dem syrischen Aleppo. Als im Februar 2022 der Ukrainekrieg ausbricht, studiert er gerade Bauingenieurwesen und Wirtschaft an der Universität im ostukrainischen Charkiw. Genau wie seine Heimatstadt wurde seine ehemalige Fakultät inzwischen von der russischen Armee komplett zerstört.

Mit seiner Frau flieht er zunächst in die Türkei, dann versucht er sein Glück in Europa und landet in Luxemburg. „Ich bin seit einem Jahr und vier Monaten hier“, erzählt Amir. Seine Frau sei noch in der Türkei. Er versuche sie über den Familiennachzug ins Großherzogtum zu holen, sehe aber wenig Perspektiven: „Hier können wir nicht wohnen“, sagt er und meint damit das Foyer Don Bosco.

Asylstatus ohne Perspektive

Dass dem so ist, hat zwei Gründe: Erstens hat Amir einen offiziellen Asylstatus und fällt damit nicht mehr unter die Befugnisse des „Office National de l’Accueil“ (ONA), das für die Unterbringung von Geflüchteten zuständig ist. Und zweitens wird das Don Bosco Ende November geschlossen. So steht es in den Briefen, welche die Behörde Amir und den anderen Einwohnern, die noch in der Einrichtung wohnen, regelmäßig zukommen lässt. „Da Sie nun als Bewohner ohne Recht und Titel anzusehen sind, müssen Sie die Struktur definitiv bis zum 30. November verlassen haben“, schreibt das ONA. Ansonsten droht die Behörde mit rechtlichen Schritten.

Es war uns in keinem unserer Fälle möglich, eine gerichtliche Entscheidung, die die Zwangsräumung anordnet, zu vermeiden.“Frédéric Mioli, Rechtsanwalt

Amir will ja auch raus aus dem Don Bosco. Aber wohin, das weiß er nicht. Das ONA bietet Menschen, die seinen Status haben, keine Hilfe an. Die Sozialarbeiter ihrerseits sind mit der Wohnungsfrage überfordert. Dabei hätte Amir durchaus Chancen, in Luxemburg Fuß zu fassen. Auch auf dem Arbeitsmarkt …