Weniger als die Hälfte der Bevölkerung konnte im Oktober über die Zukunft des Landes entscheiden. Die Wähler sind, was ihr Einkommen, ihr Alter und ihren Wohnort angeht, nicht repräsentativ für die Luxemburger Gesellschaft. Eine Analyse – die auch Überraschungen birgt.
„Wir vertrauen am nächsten Sonntag die Zukunft unseres Landes den Alten und den Staatsbeamten an“, sagte der frühere ASTI-Präsident Serge Kollwelter vor dem Wahltermin im Gespräch mit „RTL“. Das Bild einer alternden Bevölkerung aus Beamten, die über die Zukunft des Landes entscheidet, wird der Diversität des Wahlvolks allerdings nicht gerecht.
Der Durchschnittswähler ist eigentlich eine Wählerin. Sie ist 48 Jahre alt, besitzt ein Eigenheim und wohnt dort mit einem Partner sowie einem Kind. Das verfügbare durchschnittliche Monatseinkommen des Haushalts beträgt rund 7.000 Euro. Und die Wahrscheinlichkeit, dass zumindest einer der beiden Elternteile als Beamter tätig ist, ist sehr groß.
Diese verkürzte Darstellung ist aber eben genau das: verkürzt. Tatsächlich gibt es in Luxemburg kaum Zahlen zur Zusammensetzung der Wählerschaft. Die Universität Luxemburg erhebt zwar Daten, doch diese werden erst nach den Europawahlen im kommenden Jahr gebündelt veröffentlicht. Die einzigen derzeit verfügbaren Daten sind die Zahlen der Volkszählung der Statistikbehörde „Statec“, die ein paar Schlussfolgerungen zu den Wahlen vom 8. Oktober erlauben – und diese bilden eine verzerrte Realität ab.
Mangelnde Datenlage zum Einkommen
Zurzeit ist es etwa nicht möglich, das Durchschnittsgehalt des Luxemburger Wählers zu beziffern. Die Zahlen des Statec erlauben in vielen Fällen nämlich keine Unterscheidung zwischen den verschiedenen Nationalitäten.
Tendenziell ist der Anteil von Nicht-Luxemburgern im Niedriglohnsektor höher als der Anteil von Luxemburgern. Dennoch ist zumindest nicht offensichtlich, dass das Durchschnittseinkommen der Luxemburger höher ausfällt als bei Ausländern. In den Speckgürtelgemeinden um die Hauptstadt werden zum Beispiel die höchsten Durchschnittsgehälter verzeichnet, obwohl dort der Anteil von Nicht-Luxemburgern deutlich höher ist als im nationalen Durchschnitt.
Das Gewicht der jungen Stimmen ist also genauso groß wie jenes der älteren Bevölkerung.“
Genauere Zahlen zum Einkommen liegen nicht vor. Allerdings gaben laut der „Elect-Studie“ bei den Nationalwahlen von 2018 immerhin 43 Prozent der Wähler an, ein Monatsgehalt von mehr als 6.000 Euro brutto zu beziehen.
Das gleiche Problem stellt sich auch bei der Frage über die Besitzverhältnisse der Luxemburger …
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