Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten reagiert auf die steigenden Infektionszahlen in Europa. Die europäische Behörde veröffentlichte nun eine neue Risikobewertung für die Mitgliedstaaten und neue Richtlinien für den Umgang mit dem Virus.
Nachdem die Infektionen in Spanien, Tschechien, Frankreich und Luxemburg deutlich angestiegen sind, läutet das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) erneut die Alarmglocken. Mehrere Mitgliedstaaten haben mittlerweile mehr Infektionen gemeldet als zum Höhepunkt der Pandemie im März.
„Es könnte unsere letzte Gelegenheit sein, eine Wiederholung vom Frühjahr zu verhindern“, sagt Stella Kyriakides. Die europäische Kommissarin für Gesundheit rät den Mitgliedstaaten, bereit zu sein, um sofort Gegenmaßnahmen einzuleiten, wenn sich das Ausbreiten des Coronavirus Sars-CoV-2 weiter verstärken sollte.
Schutzmaßnahmen reichen nicht aus
Mittlerweile gibt das ECDC zu bedenken: Die üblichen Maßnahmen wie das „social distancing“, Maske tragen und Hände waschen, könnten das Übertragungsrisiko nicht ausreichend eingrenzen. In einer neuen Richtlinie schlägt die Behörde unter anderem vor, Menschenansammlungen auf zehn Personen zu begrenzen und Beschränkungen für Einreisen aus einem Risikogebiet auszusprechen.
Zudem wird ein weitläufiges Testen der Bevölkerung, das Home-Office und das Schließen von Lokalen, in denen man den nötigen Sicherheitsabstand nicht einhalten kann, empfohlen. Mit der neuesten Version des „Covid-Gesetzes“ und dem „Large Scale Testing“ hat Luxemburg somit bereits einige der Empfehlungen umgesetzt. Dennoch gehört das Großherzogtum europaweit nicht unbedingt zu den Vorbildern.
Das ECDC schätzt das Infektionsrisiko in Luxemburg aktuell als moderat ein. Für die ältere Bevölkerung sei die Gefahr allerdings bereits „sehr hoch“, so die Behörde. Nur noch in elf Mitgliedstaaten stabilisierten sich die Infektionszahlen, so dass dort die Gefahr als „sehr gering“ eingeschätzt werden kann.
Luxemburg könnte erneut Risikoland werden
Die schlechten Zahlen aus Luxemburg haben bereits Belgien dazu veranlasst, erneut eine Reisewarnung auszusprechen. Einwohner aus dem Großherzogtum dürfen sich nur noch für maximal zwei Tage in Belgien aufhalten. Für längere Aufenthalte muss man sich bei den Behörden anmelden. Eine ähnliche Einschätzung könnte bald wieder vom deutschen Robert-Koch-Institut (RKI) folgen.
Das RKI hat bereits am 23. September mehrere Regionen von Frankreich, Tschechien oder auch Portugal als Risikogebiet erklärt. Zurzeit liegt der Sieben-Tagesschnitt für Luxemburg bei etwa 170 Infektionen pro 100.000 Einwohner. Normalerweise sollte bereits bei einem Wert von über 50 Infektionen eine Reisewarnung ausgesprochen werden.
Jedoch ist nicht nur Luxemburg von einer zweiten oder dritten Welle getroffen. ECDC spricht von „beunruhigenden Entwicklungen“ in ganz Europa. „Die Pandemie ist noch lange nicht vorbei und wir dürfen jetzt nicht aufhören, wachsam zu sein“, erklärte Andrea Ammon, die Direktorin der Behörde mit Sitz in Stockholm, am Donnerstag.