Die Politik schließt die Einführung einer Corona-Warn-App bisher aus. Die Bürger sind jedoch deutlich aufgeschlossener: Knapp drei Viertel der Befragten würden eine App installieren, so eine Statec-Studie. Doch der Zeitpunkt schränkt die Aussagekraft der Befragung deutlich ein.

38 Prozent der Befragten würden ganz sicher eine Tracing-App installieren, wäre eine solche Software in Luxemburg verfügbar. Zusammen mit den Personen, die dies « wahrscheinlich » tun würden, liegt die positive Haltung bei 72 Prozent. 11 Prozent lehnen eine Tracing-App strikt ab. Dies ergab eine Umfrage des Statec unter 730 Teilnehmern.

Die Regierung plant allerdings weiterhin keine Corona-Warn-App. Das sei keine gute Lösung, die Informationen seien zu unvollständig, sagte Gesundheitsministerin Paulette Lenert kürzlich bei « RTL Radio ». Dass das Kontaktverfolgungsteam seit Wochen überlastet ist und Infizierte erst mit Tagen Verspätung kontaktiert werden, ändert nichts an der Haltung der Regierung.

Akzeptanz und Nutzung sind zweierlei

Die prinzipielle Aufgeschlossenheit gegenüber einer App sage allerdings nichts darüber aus, ob Bürger sie auch tatsächlich auf ihrem Smartphone installieren würden, warnen die Autoren der Studie. Umfragen in Großbritannien und Frankreich ergaben, dass etwa 45 Prozent eine Tracing-App installieren würden. Tatsächlich taten dies in Großbritannien aber nur 38 Prozent und 5 Prozent in Frankreich. In Deutschland lag die Akzeptanz in den Umfragen niedriger als in anderen Ländern, die Nutzung aber deutlich höher.

Die größten Sorgen der Befragten sind, dass sie sich aufgrund der App ohne Grund in Selbstisolation begeben müssten und zudem die Angst vor mehr Überwachung. Zu letzterer passt, dass in Luxemburg weniger Menschen eine App in einem zentralisierten System nutzen würden. Dabei geht es um die Frage, ob der Staat Zugriff auf die über die App gesammelten Informationen hat oder nicht. Die deutsche Corona-Warn-App basiert auf einem dezentralisierten System und ist deshalb in punkto Datenschutz sicherer.

Begrenzte Aussagekraft der Befragung

Die Statec-Umfrage wurde zwischen dem 10. Juli und 10. August 2020 online durchgeführt. In diesen Sommerwochen nahmen die Infektionszahlen in Luxemburg gerade zu – mit einem Schnitt von 50 bis 80 positiv getesteten Personen pro Tag.

Im September und Oktober machten die Apps einen deutlichen Entwicklungssprung: Apple und Google integrierten die Möglichkeit von Begegnungsmitteilungen in die Betriebssysteme iOS und Android. Außerdem wurde ab Oktober ein Austausch zwischen Apps mehrerer EU-Mitgliedsstaaten gewährleistet. Luxemburg war nur eins von drei Ländern in der EU, die keine Tracing-App planten.

In Deutschland nahm die Nutzung der Corona-Warn-App des Robert-Koch-Instituts (RKI) im Herbst deutlich zu. Bisher meldeten 4,4 Millionen Nutzer über die App, dass sie positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Die Hälfte der Meldungen fand zwischen Mitte Oktober und Ende November statt, wie Daten des RKI zeigen.

Die Autoren der Statec-Studie sind sich der zeitlichen Einschränkung der Aussagekraft bewusst. Es wird deshalb nicht bei dieser ersten Umfrage bleiben, sondern es sollen weitere durchgeführt werden. So sei es möglich, zu untersuchen, wie sich die Haltung der Bürger gegenüber Tracing-Apps entwickelt.