Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Pünktlich zum Wochenende blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: Kreative Maskenmode und andere atemberaubende Skandale.

« Wanns de dat kanns… dann kanns de och dat hei. » Die neue Kampagne des Bildungs-, Kinder- und Jugendministeriums zeigt, wie es geht. Die einfache Botschaft: Wenn die Kleinen bis Mittelgroßen mit dem Finger in der Nase bohren können, dann können sie sich auch mit dem langen Stäbchen per Selbsttest diagnostizieren. Einfach, praktisch, gut.

Wir finden: Die pädagogisch wertvolle Anleitung hat das Potenzial, auch in anderen Bereichen angewendet zu werden. Denn, wie wir Luxemburger wissen: Nichts ist unmöglich. « Wanns de Pabeierfliger baue kanns, dann kanns de och als Pilot mat der Luxair am Lockdown op Teneriffa fléien… » « Wanns de mengs, an der Schoul kéint een sech net ustiechen, dann hues du eng grouss Karriär virun dir … » « Wanns de dech an der Schoul schonns fir eng nei Spillplaz staark gemaach hues, dann kanns de souguer Premier ginn… »

Didn’t get the briefing …

Noch sind aber Ferien. Und Lehrer kennen das: Kaum sind die Kleinen in der wohlverdienten Vakanz, vergessen sie selbst die grundlegendsten Inhalte. Minister sind da nicht anders. Die kleinen Racker Xav und Jang wissen zum Beispiel nicht mehr, wie das mit den Hygieneregeln in dieser … na, wie es heißt es noch … ja, Pandemie geht.

Der Premier der liberalen Herzen machte es in den vergangenen Tagen wie alle Luxemburger: Möglichst viele Menschen an einem Tag zu sehen, ist nicht verboten – solange es nicht gleichzeitig ist. Xav trug auch brav eine Maske, auch wenn er das mit der laut der Regierung nach wie vor gegebenen « sozialen Distanz » eher locker nahm.

« Social distancing » ist sowas von 2020… Xavier on Tour, hier im Impfzentrum in Ettelbrück. (Foto: SIP / Jean-Christophe Verhaegen)

Bei anderen Terminen trug der Regierungschef allerdings eine Stoffmaske – im schicken Schwarz. Dabei hatte Paulette Lenert doch dekretiert, dass man prinzipiell chirurgische Masken tragen soll: « En effet, la qualité des masques alternatifs peut fortement varier en fonction de la manière dont ils ont été confectionnés. Ils risquent de ne pas protéger aussi efficacement l’entourage d’une personne contre l’exposition à des gouttelettes ou sécrétions que les masques chirurgicaux. »

Naja, Paulettes Chef hat dieses Briefing wohl verpasst oder nicht zu 100 Prozent aufgepasst. War ja eh nur für einen Besuch im Impfzentrum und bei Menschen mit diversen Risikofaktoren und bei Rettungsdiensten …

Xavier (immer noch) on Tour … (Foto: SIP / Luc Deflorenne)

Apropos Briefing: Diese Woche war es wieder so weit. Allerdings in einer neuen Aufstellung. Bisher kannte man die hochrangigen Pressekonferenzen der Regierung nur in einer Konstellation: Ein sehr leidenschaftlicher, aber nur mäßig an Details interessierter und stets im TGV-Tempo parlierender Premier. Und eine Ministerin, die halbwegs unfallfrei durchaus sinnvolle Sätze aneinanderreihen kann und der die Luxemburgerinnen und Luxemburger allein deshalb schon blind vertrauen.

Diese Woche war jedoch der große Auftritt von Romain « Schniggi » Schneider. Nein, das wars. Mehr haben wir an dieser Stelle nicht.

Xav erobert TikTok

Etwas verwundert waren wir dann doch, dass überhaupt ein Briefing stattfand. Pandemie-mäßig ist ja schon lange alles in Butter. Das mit dem Impfen klappt mittlerweile 1A. Und wir dürfen sogar wieder im Wintermantel auf der Terrasse ein frisch gezapftes Gerstenkaltgetränk genießen. Eigentlich höchste Zeit, das Pressebriefing nach den Kabinettssitzungen wieder abzuschaffen und die Regierungspolitik nur noch bei TikTok zu erklären. Wie Xavier Bettels sozialmediale Fans (und RTL, und damit auch wir) spätestens seit dieser Woche wissen, ist der Premier nämlich endlich auch hier unterwegs.

Und nicht nur das: Es ist vor allem unterhaltsam, ja super-duper-witzig, wenn der Regierungschef eines Landes sich über seine eigene Corona-Rhetorik lustig macht. Aber hey, vielleicht liegt es auch daran, dass wir seit dem Niedergang von StudiVZ keinen Spaß mehr verstehen.

Wanns de eppes net kanns

Sehr lustig und volksnah, wenn auch nicht bei TikTok, ist bekanntlich auch Jean Asselborn. Auch der Außenminister hat übrigens eine sehr persönliche Auffassung zum Thema Maskentragen …

Niamey. Pralle Hitze. Die Maske sitzt: Jean Asselborn bei seinem Besuch in Niger. (Foto: MAEE)

Manche werden sich jetzt vielleicht darüber aufregen. Doch der Außenminister handhabt es letztlich wie jeder zweite lässige Schlenderer in der Grousgaass. Andere werden mutmaßen, ob Jang klammheimlich zu den Corona-Leugnern übergelaufen ist und seine Maske auf Halbmast ein stiller Protest gegen all die Mund und Nase schützenden Panikmacher sein soll. Man muss aber sagen: Bei seinem Besuch in Niger bedeckte die Stoffmaske seinen Schnurrbart immerhin zu Hälfte.

(Foto: MAEE)

Schicke Atemschutzmaske mit ausbaufähiger Wirkungskraft: Das Problem scheint jedoch auch in der Heimat System zu haben. Oder wie es das Bildungsministerium ausdrücken würde: « Wanns de no engem Joer Pandemie deng Mask nach ëmmer net richteg undoe kanns, da bleif besser doheem … »

Verf**** und zugenäht

Mit Maske, dafür aber ohne früher noch latent ausgeprägte Hemmungen trat dagegen Fred Keup diese Woche im RTL-Interview auf. Wir haben dabei gelernt: Hasskommentare auf Facebook sind « net an der Rei », aber noch lange kein Grund sie deshalb zu löschen oder zu brandmarken. Also nur, wenn sie nicht gegen sich selbst gerichtet sind, versteht sich.

Der wahre Feind steht denn auch nicht in den ätzenden und rassistisch beleidigenden Kommentarspalten, sondern laut Keup in der ASTI. Die « politische Propaganda » jener Organisation, die sich als Lobby für eingewanderte Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen versteht, ist dem Alternativdemokraten jedenfalls ein Dorn im Auge.

Wenn sich ein vom Staat subventionierter Verein aktiv für die Rechte von Immigranten einsetzt, sollte man sich laut Keup empören und dagegen ankämpfen. Wenn die Empörung in Hass und Beleidigungen ausufert, drückt der höchst honorable Abgeordnete aber gerne beide Augen zu und verweist auf die Meinungsfreiheit.

« F*** den Haff, f*** Lëtzebuerg, f*** deen, f*** hei », sagte Fred Keup dann auch noch im Interview. Der ADR-Politiker ist also durchaus lernfähig. Denn vor nicht allzu langer Zeit regte er sich noch darüber auf, dass man sich abfällig über ihn und sein entzückendes Vaterland äußerte. Genau wie seine Gegner gegen ihn, zog Keup damals vor Gericht – und verlor auf ganzer Linie. Jetzt macht er sich die vulgären vaterlandslosen Worte einfach selbst zu eigen und verbreitet sie in den Medien. Ver**** und zugenäht aber auch.

#OuschterlidderGate

Der wahre Skandal der Woche, ja womöglich sogar des Jahres oder Jahrzehnts, ereignete sich aber in Monnerich. Es ist ein weiterer harter Schlag für die bereits skandalgebeutelte katholische Kirche. Die Menschen der Gemeinde, ja die ganze Öffentlichkeit blickt fassungslos auf die Vorkommnisse in der Südgemeinde. Wie konnte das geschehen?

Oder vielmehr: Was war überhaupt geschehen? Charel Bremer, Pfarrer von Monnerich, geriet Anfang April in einen Konflikt mit dem Chorleiter der Kirche. Der Grund – Achtung, halten Sie sich fest: Die Reihenfolge der Lieder, die während der Ostermesse gesungen werden sollten, passte dem Pfarrer nicht. Der renitente Chorleiter ließ allerdings nicht mit sich verhandeln. Anschließend « eskalierte die Situation », wie die investigativen Journalisten von RTL, die den Skandal aller Skandale als erste aufdeckten, berichteten: « Chouer a Paschtouer vu Monnerech net op selwechter Wellelängt. »

Wie man es sich bei dieser Staatsaffäre denken kann, wollte der Pfarrer seine Konsequenzen ziehen und beschloss, keine Messe mehr in der Südgemeinde abhalten zu wollen. Unter solchen arbeitswidrigen Bedingungen ist es natürlich verständlich, dass auch dem selbstlosesten Diener Gottes irgendwann der Kragen platzt. Nach drei Wochen verdientem Urlaub konnte der Pfarrer aber überzeugt werden, sich wieder die Nippel zu chillen, wie sie bei TikTok sagen.

Wie fragen uns: Wird sich die Kirche von diesem Skandal erholen können? Sind auch andere Pfarrer, Chorleiter oder Messdiener im Land noch tragbar? Wer stellt die erste parlamentarische Anfrage zur richtigen Reihenfolge der Kirchenlieder? Und welcher Minister übernimmt als erstes nicht die politische Verantwortung für den Jahrhundertskandal? Nicht nur bei RTL wissen sie: Diese Geschichte ist noch lange nicht zu Ende erzählt.

Oder wie es F*** K*** wohl ausdrücken würde: Wien zum F*** interesséiert de S***?!!