Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Jedes Wochenende blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: Kommunistische Zustände und eine Spitzenfrau, die alles überschattet.

Hören Sie die Rufe auch schon? Durchs ganze Land fegt der frische Paulette-Wind. Alle werden mitgerissen, nichts bleibt mehr, wie es war. Voraussetzung: Man glaubt an Umfragen wie den Paulette-Monitor von RTL und Luxemburger Wort. Laut der Gunst der Luxemburger bzw. der 1.028 befragten Wahlberechtigten hat der Bettel’sche Liberalismus quasi ausgedient. Die Quadriga Lenert, Asselborn, Schneider und Kersch hat sich nämlich lässig gegen das Trio Bettel, Gramegna und Delles (danke übrigens für den 50-Euro-Gutschein!) durchgesetzt.

Lang lebe die sozialistische Republik Luxemburg! Die ersten Anzeichen dafür gibt es schon: Die Monarchie schafft sich zunehmend selbst ab, Unternehmen werden mit Milliarden gerettet, die Schulden sind schon heute auf Rekordniveau und der Staat will weitere 1.700 Beamte einstellen.

Die Sozialistin an der Spitze

Zwei Sozialisten auf Platz eins und zwei, mit einer Zustimmung von 90 und 85 Prozent – solche Traumwerte gab es seit Jean-Claude Juncker nicht mehr. Nicht mal der luxemburgische Fidel Castro war vor zehn Jahren so beliebt wie Paulette Lenert.

Eines hat sich allerdings kaum geändert. Wie schon damals unter Juncker könnte „de Jang“ zum ewigen Zweiten verkommen. Angesichts seiner ewigen politischen Karriere ist er erst kürzlich – also vor sieben Jahren – auf den ersten Platz aufgestiegen. Und jetzt? Eine Pandemie später ist der Traum aus. Oder wie das « Tageblatt » titelte: Paulette ist „de neie Jang“.

Dabei müsste es für den Außenminister eigentlich eine wunderbare Nachricht sein. „Die erste Frau an der Spitze des Politmonitors!“ verkündet seine Partei auf Facebook. Damit wären dann auch die lästigen Diskussionen über eine paritätische Verteilung von Ministerämtern geklärt. Bei der LSAP läuft alles super, sie haben ja die „Frau an der Spitze“.

Die Zukunft der Gesundheitsministerin dürfte damit auch schon gesichert sein. Weil sich ihre Partei nach Wahlen stets irgendwie in die Regierung rettet, steht einer Regierungsbeteiligung von Paulette Lenert laut dem ungeschriebenen Asselborn’schen Gesetz bis (mindestens) 2033 nichts mehr im Wege.

Grüne machen alles möglich

Weniger rosig sind allerdings die Aussichten der Grünen, bei denen kein Spitzenpolitiker so recht zulegen konnte. Die sozialistische Welle hat auch die Ökopartei mitgerissen. Die Wahl für den neuen Co-Parteipräsidenten organisierte die grüne Nomenklatur in guter kommunistischer Manier. Allerdings hat die Parteispitze vergessen, einen Kandidaten gegen Meris Sehovic aufzustellen, um zumindest den Anschein einer freien Wahl zu wahren. Mit 94 Prozent der Stimmen ist er zumindest bei der eigenen Partei beliebter als Paulette Lenert landesweit. Ein wahrer Erfolg!

Coronabedingt musste die Partei den Kongress und die Wahl komplett digital abhalten. Nach zwei Absagen hat es dann endlich beim dritten Mal geklappt. Für die Co-Parteipräsidentin Djuna Bernard war die Aufgabe wahrlich nicht einfach: „Wir haben das Unmögliche möglich gemacht“, sagt sie vor der virtuellen Parteibasis. Davor hatte übrigens die DP mit ihrem Parteikongress das Unmögliche möglich gemacht. Wer hätte gedacht, dass gleich zwei Parteien in Luxemburg solche Wunder vollbringen können.

Muss nur mal kurz die Welt retten

In Sachen Wunder kann allerdings kein Politiker mit « Paulette nationale » mithalten. Sie kann einfach alles und bleibt dabei noch bescheiden. Bei „RTL“ meinte sie noch, dass sie hoffe, nicht wieder die letzte Ministerin in der Sonntagsfrage zu sein. Richtig viel Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, hat sie ohnehin nicht. Denn noch ist diese Pandemie, durch deren Management sie überhaupt erst an die Spitze der Beliebtheitsskala befördert wurde, ja noch nicht ganz vorbei.

Wenn dann auch noch die Bevölkerung nicht gehorcht, muss sie den Leuten wieder mit ruhigen, aber bestimmten Worten ins Gewissen reden. Da kann die Zeit schon mal knapp werden. Den portugiesischen Botschafter lässt man dann einfach weiterreden und macht schon mal eine eigene Aufnahme. Die Gespräche im Hintergrund muss man ihr natürlich verzeihen. Kritik ist bei solchen Umfragewerten eh nicht mehr erlaubt.