Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Immer freitags blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: Der Wahlkampftross kommt ins Rollen.

Der rote Bus fährt ein, alle steigen aus, nach einem kurzen Pflichtvortrag gibt es für jeden als Belohnung eine Limonade. Nein, die Rede ist hier nicht etwa von einer Klassenfahrt. Sondern von der LSAP. Die Kandidaten sind am Mittwoch alle im eigenen Wahlkampfbus nach Esch gekommen, um Kampagne und Wahlkampfmotto vorzustellen.

Was es geworden ist? Trommelwirbel… „Zesummen“. Kurz, knapp, und gar nicht mal so neu. Denn wenn Ihnen diese prägnante Aussage irgendwie bekannt vorkommt, ist das kein Wunder. „Zesummen“ war nämlich auch schon der Wahlspruch der CSV im Jahr 2013. CSV-Generalsekretär Laurent Zeimet reagierte natürlich prompt und ließ es sich nicht nehmen, der Partei für das gelungene Motto via Twitter zu gratulieren.

Die LSAP hat die ganze Aufregung aber wahrscheinlich gar nicht mitbekommen. Sie war nämlich in Feierlaune. Nach der offiziellen Präsentation hat Innenminister und Stimmungsmacher Dan Kersch alle Kandidaten dazu aufgerufen, zusammen in Eschs Kultkneipe „Pitcher“ auf den Kampagnenstart anzustoßen. „Alles eraklammen, mir fueren an de Pitcher“. Gesagt, getan. Alle steigen wieder ein. Nächster Halt: 27, Grand-Rue, Esch.

Internationale Grandezza und Bürgernähe

Auch Pierre Gramegna hätte sich als Ur-Escher an dieser Adresse wohl pudelwohl gefühlt. Doch anders als sein italienischstämmiger Finanzminister ist der DP-Premier halt kein „Jong vun Esch“, sondern ein Mann von Welt aus der „Stad“. Deshalb musste der arme Pierre sich am Donnerstagabend in einen Anzug zwängen, um in der Philharmonie hohem Besuch aus Paris beizuwohnen.

Xavier Bettel hatte sich für seinen ersten großen Wahlkampfauftritt nämlich Schützenhilfe vom liberalen Superstar Emmanuel Macron organisiert. Um internationale Grandezza mit Bürgernähe zu verbinden, wurde das ganze geschickt als „Bürgerdialog“ getarnt.

Die Begeisterung auf den voll besetzten Rängen war ohne Zweifel groß: Standing Ovations gab es bereits zum Auftakt – trotz kräftiger Verspätung. So mancher Bürger entpuppte sich in der Folge als Fan. Eine Zuschauerin meinte in ihrer Wortmeldung entzückt: „Monsieur Macron, je vous aime et je vous soutiens… Et Monsieur Bettel, vous aussi, je vous adore.“

Déi Lénk hingegen zeigen für solche Anstürme der Begeisterung wenig Verständnis. Um die Bürger wachzurütteln, verschickte die Partei ein bisweilen martialisch klingendes Kommuniqué. Emmanuel Macron und Xavier Bettel stünden für genau jene Politik, die die europäische Bevölkerung ablehne, die sich durch eine „Jagd auf Arbeitslose, Arbeitnehmer und Arme“ auszeichne. Da verwundere es wenig, dass die beiden sich kurz vor ihrem Auftritt in der Philharmonie den Belgier Charles Michel trafen, Anführer einer „brutal unsozialen“ Regierung, die „Jagd auf Flüchtlinge“ betreibe. Mal sehen, was für Halunken der Wahlkampf in den nächsten Wochen sonst noch so hervorbringt.