Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Pünktlich zum Wochenende blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: Ein neuer Mathe-Leistungskurs und Pausenhofstimmung im Parlament.
Marc Hansen gibt es wirklich. Er wurde diese Woche sogar gesehen, naja zumindest gehört. Gefühlt zum ersten Mal seit es den DP-Minister überhaupt gibt, äußerte sich der frühere Radiomoderator bei « Radio 100,7 ». Und man konnte viel lernen. Angesprochen auf den privaten Sicherheitsdienst im Bahnhofsviertel, erklärt der Digital- und Staatsbeamtenminister, dass das bereits vorher in Differdingen gemacht wurde. Demnach kein Problem.
Nur doof, dass der tatsächlich zuständige Polizeiminister Henri Kox nicht der gleichen Meinung ist. Der sagte nämlich, dass die private Bürgerwehr womöglich gar nicht legal sei. Freundlich, lässig und völlig ohne Arroganz, wie man ihn kennt, antwortet Hansen: « Ich kenne die gesetzliche Lage nicht », aber « das hätte man ja schon an unzähligen anderen Orten bereits zuvor gehabt. » Keine Ahnung, aber dennoch eine klare Meinung vertreten: Genau so soll Politik sein.
So richtig verblüfft hat Marc Hansen die Zuhörer aber erst beim nächsten Thema zur Liberalisierung der Schuldirektionsposten. « Ich sitze im Kabinett und die Regierung hat diesen Gesetzestext durchgewinkt », sagte er. Für viele Menschen im Land sorgte das für irritierte Reaktionen. Die Retrospect-Redaktion hat nachrecherchiert und das Ergebnis des Faktenchecks: Marc Hansen sitzt in der Tat im Kabinett und winkt dort regelmäßig Gesetze durch.
Mathe mit Mars
Dass er in der Öffentlichkeit kaum in Erscheinung tritt, muss sich dagegen Mars di Bartolomeo (MdB) nicht vorwerfen lassen. Der Ex-Gesundheitsminister und bester Covid-Gesetz-Berichterstatter aller Zeiten erklärte diese Woche sein politisches Kredo. „Wer schnell hilft, hilft doppelt“, so MdB. Es ist ein Satz, der auf Anhieb gut klingt. Bei jedem weiteren Nachdenken über die Worte ergeben sie jedoch immer weniger Sinn.
Aber Schwamm drüber. Jeder weiß: Wenn es schnell gehen muss, steht Mars bereit und hilft zur Not auch dreifach. Covid-Gesetz, kein Problem; Verfassungsreform, ein Klacks; neuer Lockdown, ähm… Naja, fast immer.

Den Sozialisten hat aber vor allem Paulette « Nationale » Lenert doppelt geholfen. Plötzlich wieder Superstar. Endlich geht es für die Altherrenpartei in den Umfragen wieder bergauf. Jetzt muss die Partei nur noch dafür sorgen, diesen Aufschwung drei Jahre lang aufrechtzuerhalten.
Vielleicht erinnert der Ex-Gesundheitsminister sich auch noch an ein paar weitere Floskeln seines, zugegebenermaßen, etwas eingerosteten Physik- und Matheunterrichts. Für die Politik würden sie sich sicher eignen. Der nächste Slogan soll auch schon feststehen: Wer nichts tut, bleibt stehen. Seine ehemaligen Lehrer wären sicher stolz auf ihn.
Fred entdeckt das Parlament
Apropos ehemaliger Lehrer. Fred Keup beginnt langsam am parlamentarischen Spiel teilzunehmen. Ganze sechs hochrelevante parlamentarische Anfragen stellte der Abgeordnete allein in dieser Woche. Auf eine hat er sogar bereits eine Antwort erhalten!
Dabei war der Alternativdemokrat einem wahren Skandal auf der Spur. „Et héiert een, datt BTS-Klassen am ongewësse sinn, wat d’Corona-Moossnamen ugeet“. Und: „Et gëtt anscheinend Lycéeën, déi sech fir d’Sécherheetsmoossnamen an d’Organisatioun vun de BTS-Klassen net zoustänneg spieren“, so der Hobby-Detektiv von der ADR.
Allerdings hat der zuständige Minister nichts davon „gehört“, dass die Lycéeën sich „angeblich“ nicht verantwortlich fühlen, wie Claude Meisch in seiner Antwort mit reichlich ironischen An- und Abführungszeichen « schreibt ». Zwischen den Zeilen lässt sich aber die wahre Botschaft des liberalen Oberlehrers herauslesen: Das war leider nichts Fred, bitte etwas mehr anstrengen, sonst ist die Versetzung gefährdet.
Manchmal ist es im Parlament dann doch wie in der Schule. Die Abgeordneten dürfen alle möglichen Fragen stellen, müssen allerdings mit einer passiv-aggressiven Antwort rechnen, wenn sie einfach nur den Unterricht aufhalten wollten.
Roy Reding will mal « reden »
Freds Parteikollegen reicht Fragen stellen allerdings nicht mehr aus. Roy Reding würde gerne mal „mit dem Greco reden“, also sich die Vertreter der Korruptionshüter des Greco vorknöpfen, die Luxemburg immer in so ein schlechtes Licht rücken. Die internationale Organisation würde einiges in Luxemburg „nicht verstehen oder nicht verstehen wollen“, meint der ADR-Abgeordnete. Am besten wäre es, den Konflikt gleich auf dem Schulhof auszutragen, dann könnte Roy „Rocky“ Reding dem frechen Greco mal zeigen, wo der Frosch die Locken hat.
Übrigens ist der Grund der Auseinandersetzung die fehlende Transparenz und mögliche Korruption bei Abgeordneten. Reding wies dies mit einem schlagkräftigen Argument zurück: In Luxemburg kenne sowieso jeder jeden, dann könne man auch nichts verheimlichen. Klingt absolut überzeugend. Wie kann man schon korrupt sein, wenn man jeden kennt. Unmöglich.
Natürlich könnte man auch annehmen, dass genau dies der Grund für den Nährboden von Korruption ist, aber gut. Noch immer nicht überzeugt? Fragen sie mal Roy Reding, er ist sicher bereit, mit Ihnen darüber zu „reden“.
Parlamentarismus unter Freunden
Einen ähnlichen Ansatz vertritt auch Simone Beissel. Man würde dem Parlament oft vorwerfen, „Kopfnicker“ zu sein, so die liberale Abgeordnete. Aber das stimmt gar nicht. Die wirkliche Rolle des Parlaments die Regierung zu kontrollieren hätte in den letzten Jahren abgenommen, aber man habe nun beschlossen, die Kontrollfunktion in der Verfassung festzuschreiben.
Aber natürlich gilt das nur für die Opposition, denn als Regierungspartei sei man „eng Ekipp“. Oder wie Roy Reding es sagen würde „jeder kennt jeden“, dann kann auch nichts passieren. Als Regierungspartei würde man versuchen, die Regierung zu stärken und zu schützen gegen die böse Opposition.
Mit anderen Worten: Die Regierung winkt die Gesetze erst im Kabinett durch, wie Marc Hansen sagte. Das gleiche machen die Mehrheitsparteien im Parlament, wie Simone Beissel erklärt. Sie nehmen die Regierung auch vor der Opposition oder anderen demokratischen Spielverderbern in Schutz. Aber ein „Kopfnicker“ ist man natürlich nicht.
Der Letzte macht das Licht aus
Während manche im Parlament nur mit dem Kopf nicken, müssen andere hart arbeiten. Allen voran „de Kolleg“, wie Paulette Lenert das Coronavirus schon seit einigen Monaten freundschaftlich nennt. Auch der Premier ist mittlerweile etwas vertrauter mit Sars-Cov-2. „Mir dierfen net mengen, datt de Virus di nächst Wochen dann och an d’Vakanz sollt goen“, sagte Xavier Bettel am Freitag. Ständig ist er da und seit Monaten ackert er sich ab, macht Überstunden, ist bei allen Meetings dabei und lässt einfach nicht locker.
Nicht mal Ferien verdient „de Kolleg“. Wir finden aber: Auch ein Virus hat mal eine Auszeit verdient. Wenn das mit dem Impfstoff irgendwann mal klappt, könnte er ja gleich in Frührente gehen. Zu hoffen wäre es. Und am besten so schnell wie möglich. Denn frei nach dem Satz des Bartolomeo: Wer schnell verschwindet, der verschwindet doppelt.
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