Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Pünktlich zum Wochenende blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: ein geflügeltes Comeback und andere unfassbare Wendungen.

Freispruch! Der in Ungnade gefallene Engel ist von den Toten auferstanden. Quasi als Geburtstagsgeschenk für den Übervater Jean-Claude Juncker und ausgerechnet am Tag gegen Korruption, entschied der Richter, die Bande um Frank Engel – Codename Freundeskreis – doch noch laufen zu lassen. Neun spannende Monate voller Vorwürfe, Intrigen und unerwarteten Wendungen, die man sonst nur aus schlecht durchdachten Serienszenarien kennt, kamen somit an ein Ende.

Oder doch nicht? Engel wäre nämlich nicht Engel, wenn er das einfach auf sich sitzen lassen würde. Einen Teaser für die zweite Staffel hat der Beste aller Parteivorsitzenden bereits am Freitag geliefert. Er will gegen die CSV juristisch vorgehen. Das Szenario könnte kaum abgedroschener sein: Der verstoßene Verlierer aus der ersten Staffel will Rache üben. Seine Feinde hat er klar benannt: « Rädelsführer war Herr Roth und mitgemacht haben Frau Hansen, Léon Gloden, Diane Adehm und Laurent Mosar. »

Wird er es schaffen, die CSV-Riege vor der Justiz in die Knie zu zwingen? Dieses und vieles mehr erfahren Sie in der zweiten Staffel von « Frendeskrees: Wer zuletzt lacht ». Kritiker gehen allerdings von einem Flop aus. Die erste Staffel hatte immerhin einen guten Start, das Staffelfinale habe allerdings enttäuscht, so die Einschätzung von Serienexperten. Die zweite Staffel könnte genauso schlecht enden. Denn, wie Engel bereits sagte, die « CSV ist keine revolutionäre Partei. » Bei so wenig Drama kann man kaum erwarten, das Publikum weiterhin begeistern zu können.

Wir als große Netflix-Experten wissen aber: Zwei enttäuschende Staffeln sind noch lange kein Grund, die Serie einzustellen. Und wenn man einmal angefangen hat, muss man da eben durch. Auch die dritte Staffel « Victim of the Establishment », in der Frank Engel mit der Gründung einer eigenen Partei grandios scheitern wird, werden wir uns jedenfalls reinziehen. Gleiches gilt natürlich für die vierte Staffel « Vom Engel zum Pirat ». Und so weiter …

Fakten, Fakten, Fakten!

Noch mehr Drama als der Prozess um die schrecklich nette CSV-Familie boten allerdings die Bilder des vergangenen Wochenendes. Was tun mit Verschwörungstheoretikern? Eine für Journalisten schwierig zu beantwortende Frage. Beliebtes Mittel ist dabei der Faktencheck. Bei der schier unendlichen Anzahl an absurden Behauptungen stellt sich natürlich die Frage, welche man da noch ernsthaft überprüfen soll. Wer waren die Menschen, die den Weihnachtsmarkt gestürmt haben? Waren es tatsächlich nur französische Hooligans?

Alles belanglos im Vergleich zum wahren Skandal! Denn wie wir alle wissen: Bei der Beschädigung des Autos hört der Spaß bei jedem Luxemburger auf. „Tageblatt“ und „RTL“ haben nämlich nachgeforscht, was es mit dem zerkratzten Auto vor dem Haus des Premiers auf sich hat. Nachdem das „Tageblatt“ herausfand, dass es sich dabei um das Fahrzeug von Bettels Ehemann handele, legte « RTL » nach. Laut „Experten“ könnten diese Kratzer keine zwei Wochen alt sein, „well een op Plaze wéi dëser gesäit, dass de Vernis vill ze wäiss ass, a beim éischte Reen de Knascht vum Auto dëse gefierft hätt. D’Metadate vun der Foto ginn Indikatiounen, dass d’Foto net truquéiert gouf.“

Prävention und Deeskalation: Claude Meisch hält mutmaßlich randalierende Autozerkratzer auf. (Foto: Twitter.com)

Für den nächsten Faktencheck schlagen wir vor, weitere Experten zu befragen. Wie wäre es etwa mit Jonathan Frakes? Das Motto der Sendung « X-Factor » lässt sich denn auch auf die geschwurbelten Science-Fiction-Theorien mancher Corona-Protestler anwenden: « It’s false », « we made it up », « pure fiction », « not this time ».

Ministerin im Vorstellungsgespräch

Da waren Xavier Bettel und Corinne Cahen wohl etwas zu voreilig. Yuriko Backes wurde schon zur Finanzministerin erklärt, ohne je ein Vorstellungsgespräch durchlaufen zu müssen. Eine Unverschämtheit, dachten sich wohl die Kollegen von « RTL ». Das Problem: Da das Bewerbungsverfahren bereits abgeschlossen war, durften die Fragen auf gar keinen Fall auf mögliche Schwächen der Kandidaten aufmerksam machen.

„Welche Eigenschaften haben Sie auf Ihren früheren Posten gelernt, die Ihnen nun als Finanzministerin helfen werden?“, so eine Frage im « Hardtalk » bei RTL diese Woche. Es folgt ein zweiminütiger Rückblick auf die vielseitige Karriere der Diplomatin. Die erste Frau hier und da, gute Vernetzung, spannende Herausforderungen, das Übliche halt. Viel spannender wurde es allerdings, als die Journalistin nach ihren Hobbys fragte. Die zukünftige Ministerin erklärte, dass sie gerne Gitarre spielt, und hofft, auch in Zukunft noch samstags klimpern zu können.

Leider war am Ende des Gesprächs nicht mehr ganz klar, für welchen Posten Yuriko Backes überhaupt ausgewählt wurde. War es nun für das Musikministerium? Oder doch als Arbeitsministerin, die sich um den « bien-être » kümmern soll?

Zur Finanzpolitik gab es jedenfalls keine Fragen, warum auch? Da geht es ja sowieso nur um die Verteidigung unseres Fleischkonsums. Wir freuen uns auf jeden Fall schon auf die nächsten Interviews mit der Ministerin, vielleicht erfährt man dann endlich, wann das erste Gitarrenkonzert stattfindet. Hoffen wir mal, dass es genug Zuhörer geben wird …

Foto: Chambre des Députés

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