Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Immer samstags blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: Baby-Alarm und andere große Sportnachrichten.

Wenn der Regierungschef kurzfristig die führenden Abgeordneten aller Fraktionen zusammentrommelt, dann muss es sich um eine äußerst wichtige politische Angelegenheit handeln. So dachten zumindest die am Freitag in aller Früh einbestellten Parlamentarier.

Geht es um die Verfassungsreform? Die Datenbanken von Polizei und Justiz? Das Gutachten der Ethik-Kommission in der Causa Cahen? Den geheimen Teil des Konzessionsvertrags mit RTL? Eine unangemeldete Stippvisite von US-Präsident Donald Trump? Was kann schon so wichtig sein, dass der Premier die viel beschäftigten Parlamentarier so kurzfristig persönlich treffen muss?

Irgendwann sickerte dann durch: Der Regierungschef wollte die Spitzen der Fraktionen treffen, um ihnen rechtzeitig zum Nikolaustag mitzuteilen, dass eine Frau schwanger ist. Eine solch bahnbrechende Mitteilung geht natürlich nicht per Telefon, E-Mail oder in einer interinstitutionellen Whatsapp-Gruppe – so eine frohe Kunde mussten die Vertreter der zwei Staatsgewalten unbedingt Face-to-Face besprechen.

« Welcome to Luxembourg! »

Die höchst vertrauliche Unterredung über den erbgroßherzoglichen Nachwuchs dauerte denn auch sage und schreibe knapp zehn Minuten. Als Xavier Bettel dann die Sitzung im Parlament mit seinem Tross verließ, sagte er: « Ech sinn frou, immens frou iwwer déi Nouvelle. » Draußen wartete schon ein RTL-Kamerateam auf ihn. Die bei der Sitzung anwesenden Abgeordneten wurden dagegen laut einem Beteiligten gebeten, noch eine Weile im Sitzungssaal zu bleiben, bis der Premier das, was er ihnen mitgeteilt hatte, auch allen Untertanen verkündete.

Die danach folgende Szene kann es so wohl nur in Luxemburg geben. Vor dem großherzoglichen Palast brachte sich das Kamerateam von RTL gemeinsam mit dem Premier für eine « Breaking News »- Liveschalte in Stellung. Als es dann hieß « Wir sind live » ließ es sich der Regierungschef jedoch nicht nehmen, eine vorbeispazierende Touristengruppe aus den USA zu begrüßen: « Bonjour, Hello, where are you from? » Und: « Welcome to Luxembourg! » Alles live von RTL festgehalten.

Foto: Reporter.lu

Im Kurzinterview mit RTL sagte Xavier Bettel dann nochmals, wie froh er über den erwarteten Nachwuchs von Erbgroßherzog Guillaume und Erbgroßherzogin Stéphanie sei. Die Abgeordneten äußerten sich jedoch nicht ganz so amused. « Als Volksvertreter haben wir nun wirklich nichts Besseres und Dringenderes zu tun, als unsere Termine abzusagen, um uns über Nachwuchs zu Hofe zu unterhalten », scherzte einer von ihnen. Und ein anderer: « Sind wir denn noch im 19. Jahrhundert? »

Wir finden dagegen: Alle, die nicht mindestens genauso froh sind über die Nachricht der Woche wie der Premier, sind subversive antimonarchische Spaßbremsen. Dass der Regierungschef das « Bureau » des Parlaments herbei zitiert, um seine Freude über einen möglichen späteren Regenten des Landes zu teilen, ist absolut legitim. Dass er gleichzeitig in politisch substanziellen Fragen nicht so ein Fan von Transparenz und proaktiver Kommunikation ist, ist auch total normal. Oder wie es Bettel wohl selbst ausdrücken würde: « Welcome to Luxembourg! »

Lassen wir uns überraschen …

Die Leitmedien des Landes befinden sich denn auch schon in Feierstimmung. Interviews, Videos, Fotogalerien, Umfragen: Der journalistischen Bandbreite der Begleitung dieser Breaking News sind wahrlich keine Grenzen gesetzt. Auf « Wort.lu », « RTL.lu » und « L’Essentiel » können Sie sich denn auch schon interaktiv mitfreuen und munter spekulieren, ob das mögliche übernächste Staatsoberhaupt ein Junge oder ein Mädchen wird (oder werden es etwa Zwillinge?!), und wie er oder sie denn am besten heißen soll. Prinz Kevin hätte natürlich schon etwas. Wir sind da aber etwas konservativer als die Mainstream-Medien und lassen uns lieber überraschen …

Screenshot: Wort.lu

 

Screenshot: Essentiel.lu

 

Screenshot: RTL.lu

Es lebe … der Sport!

Wie wir diese Woche auch erfuhren, gehört nicht nur die politisch und medial begleitete Fortpflanzung zu den Aktivitäten der Monarchie, sondern auch ganz, ganz viel Sport. Wie Monseigneur Henri dem « Wort » jedenfalls in einem Interview verriet, liegt das Sporttreiben definitiv in den großherzoglichen Genen.

Neben Skifahren, Segeln, Schwimmen, Wasserski, Tennis und Fechten hat der Staatschef aber ein neues Hobby: « Des Weiteren habe ich im vergangenen Jahr das Kitesurfen entdeckt, das mir sehr viel Spaß bereitet und das man auch in meinem Alter noch ausüben kann. »

Wir erinnern uns, ja. So richtig Spaß macht das monarchische Kitesurfen nämlich erst, wenn man den Sport in einer geopolitisch umstrittenen Region wie der Stadt Dakhla betreibt, wie « Radio 100,7 » im vergangenen Jahr berichtete. Wir hätten da auch schon ein paar Vorschläge für kommende alternative sportliche Entdeckungen: Wie wäre es etwa mit Fußballgolf in Kurdistan? Aqua Zumba in Südossetien? Oder Skimboarding auf der Krim?

RTL sagt leise: « Ups! »

War sonst noch was? Ach ja!

Dienstagabend in Luxemburg: Mindestens 600.000 Zuschauer (laut offizieller Schätzung des Filmfonds) verfolgen gebannt die neueste Folge der Krimiserie « Capitani ». Doch nach 15 Minuten kamen nur noch Standbilder. War das jetzt Teil des Krimis? War es eine Aktion des Kollektivs « Künstlerischer Widerstand gegen kritische Fragen zum Geschäftsmodell Luxemburger Filmproduzenten » (KWKFGLF)?

Leider war die Antwort so banal wie der Gärtner als Mörder: RTL hatte einfach die 11. statt der 10. Folge ausgestrahlt, wie der Sender immerhin zwölf Stunden später zugab. #Sorry #Ups.

Wir finden: Man soll entspannt mit allzu menschlichen Fehlern umgehen. Wer würde sich etwa über 15 Minuten des neuen « Star Wars » beklagen? Also bitte etwas mehr Gelassenheit bei solch « unfreiwilligen Überraschungen » (RTL) wie in dieser Woche!