Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Immer samstags blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: Synchronjournalismus, originelle Wortspiele und Staatsbeamten im Yoga-Rausch.

Neue Regierungen oder zumindest neue Minister sind ein gefundenes für die Medien. So wimmelt es dieser Tage von Porträts, Interviews oder sonstigen Bestandsaufnahmen der Macher von Blau-Rot-Grün 2.0. Das « Luxemburger Wort » hat es dagegen eher mit einem « Resümee des Regierungsprogramms für die Jahre 2018 bis 2023 ».

Für die etwas bieder klingende Serie hat sich die Redaktion anscheinend auch ein besonderes Wiedererkennungsmerkmal einfallen lassen. So lautete der Titel über Romain Schneider (Minister für Landwirtschaft und Sozialversicherung) ziemlich passend: « Sozialer Landwirtschaftsminister ». Für Dan Kersch (Minister für Arbeit und Sport) dagegen ebenso passend: « Sportlicher Arbeiter ».

Was könnte da wohl noch alles kommen? Etienne Schneider: der « gesunde Wirtschafter ». François Bausch, der « mobile Verteidiger ». Sam Tanson, die « kulturelle Wohnungsbauerin ». Lex Delles, der « mittelständische Tourist ». Wir können die nächsten Folgen jedenfalls kaum erwarten.

Zwischen Freud und Leid

Eine ähnliche Tradition betrifft die alljährlichen Neujahrsempfänge, bei denen Parteien und Institutionen auf das vergangene Jahr zurück- und auf das angefangene Jahr vorausblicken. Auch die Medien des Landes sind bei diesen Events meist gut vertreten. Doch nicht nur, um sich bei einem « Patt » informell unter die Leute zu mischen. Nein, sie berichten stets auch darüber, auf was die Politiker denn da so zurück- und vorausgeblickt haben. So richtig spannend wird es aber erst dadurch, dass wirklich (fast) alle Medien sich an diesem spektakulären Synchronjournalismus beteiligen.

Wie nah dabei Freude und Leid liegen, berichtete « RTL » vom « Patt » der Grünen. « Trauer iwwer Doud vum Camille Gira, Freed iwwer Victoire bei Walen », lautete jedenfalls der dialektische Titel des entsprechenden Online-Artikels. Ansonsten hielt sich der Nachrichtenwert der Veranstaltungen aber in Grenzen. Die drei Koalitionsparteien sind anscheinend ziemlich stolz und glücklich, dass sie weitere fünf Jahre an der Macht sind. Die Opposition naturgemäß eher nicht und kritisiert dafür die Regierung. Um das festzustellen, hätte es zwar nicht unbedingt eine zeitnahe Berichterstattung in quasi allen Medien gebraucht. Doch so wird es umso mehr höchste Zeit für den nächsten « Patt ».

Yoga mit Superturmes

Unabhängig von Neujahrswünschen nimmt Claude Turmes es mit den Wahlversprechen sehr genau. Wenn Sie jetzt aber meinen, die erste Amtshandlung des neugebackenen Ministers wäre eine grundlegende Umwälzung der hiesigen Energiepolitik, liegen Sie leider falsch. Es geht vielmehr um gratis Yogastunden für alle Mitarbeiter seines Ministeriums.

Wie yogaaffin der ehemalige Mr. Energy ist, zeigte er bereits während der Wahlkampagne. Da konnten die Bewohner des Nordens in den Genuss einer Yogastunde mit dem « Tuerm » kommen. Nun darf es auch das Personal im Kirchberger « Héichhaus ». Beim Bürosport gibt aber nicht der Chef den Ton an, sondern er mischt sich ganz bodenständig unters gewöhnliche Beamtenvolk.

So begegneten sich die Mitarbeiter diese Woche auf Augenhöhe mit dem Neu-Minister bei Bogenschütze, Heuschrecke oder umgedrehtem Hund. Dabei wurde anscheinend deutlich: Auch ein Superturmes ist noch kein geborener Superheld: Er muss noch ein bisschen üben, bis er mit den Fingerspitzen den Boden berührt. Neben seinem anstrengenden Regierungsalltag bleibt aber hoffentlich noch Zeit zum üben. Grundsätzliche Flexibilität und der Hang zu eleganten Verrenkungen können ja bekanntlich auch in der Politik nicht schaden.

Zur Erinnerung: Claude Turmes beim Wahlkampf-Yoga.