Das Personalwesen ist ein Schlüsselbereich bei der Modernisierung der Funktionsweise der Monarchie. Zur Umsetzung der Reformen des Waringo-Berichts will der großherzogliche Hof nun die Position eines « Directeur Administration et Ressources Humaines » besetzen.

« La gestion des ressources humaines soulève de nombreuses interrogations », heißt es im Waringo-Bericht. Das Kapitel zum Personalmanagement des großherzoglichen Hofes nimmt einen wichtigen Platz in der Analyse des Sonderbeauftragten für die Reform der Monarchie ein. Zur Erinnerung: Es waren auch die vielen Personalwechsel am Hof, die Premier Xavier Bettel überhaupt dazu brachten, die Funktionsweise der Monarchie durch Jeannot Waringo durchleuchten zu lassen. Und auch zuletzt führte eine Entlassung, die nicht mit der Regierung abgemacht war, zu einer Konfrontation zwischen dem Premier und dem Staatschef.

Der großherzogliche Hof hat mittlerweile einen Schlüsselposten zur Umsetzung des Waringo-Berichts ausgeschrieben. « La Maison grand-ducale cherche à engager : Un/Une Directeur/Directrice Administration et Ressources Humaines », heißt es in der Stellenausschreibung, die auf der offiziellen Webseite monarchie.lu veröffentlicht wurde. Die Bewerbungsfrist läuft am 10. Juli ab und die Stelle soll zum 1. September 2020 besetzt werden.

Viele Mängel, einige Reformvorschläge

Die Liste der Mängel, die Waringo im Personalbereich zusammentrug, ist lang: Es fehle an Verantwortlichkeiten, es gebe keinen Überblick und kein niedergeschriebenes Konzept über die Personalpolitik und die Stimmung der Belegschaft des Hofes sei von Misstrauen und Angst vor Bestrafungen geprägt. Demnach sei die Lösung des Problems auch eine große Herausforderung, so Waringo in ungewöhnlicher Offenheit: « Certes il existe quelques pièces du puzzle mais le puzzle fait défaut. »

Zur Reform des Personalwesens formuliert Waringo mehrere konkrete Vorschläge. Eine fundamentale Voraussetzung der künftigen Personalpolitik ist dabei die Aufstellung eines detaillierten Budgets für Neueinstellungen, das von der Regierung bewilligt werden muss. Alle Einstellungen in der höheren Laufbahn der Verwaltung des Hofes (entsprechend dem Grad « A1 » im Öffentlichen Dienst) müssen zudem vorher dem Staatsminister zur Zustimmung vorgelegt werden. Aus dem Bericht des Sonderbeauftragten ist zudem die Notwendigkeit herauszulesen, dass ein neuer Posten zur Umsetzung dieser Reformen im Personalwesen geschaffen werden soll.

Neue Hof-Hierarchie nimmt Formen an

Der jetzt ausgeschriebene Direktorenposten geht allerdings über das reine Personalmanagement hinaus. Die Kompetenzen umfassen die Verwaltung, die Buchführung, das Personalwesen und die Verantwortung über die Informationstechnologien. Gesucht werden Kandidaten mit einem Hochschulabschluss in Finanz- oder Wirtschaftswissenschaften und langjähriger Berufserfahrung, vorzugsweise in einem « cabinet international d’audit ». Die luxemburgische Staatsbürgerschaft ist ebenso ein Kriterium.

Die Bewerbungen sind an das Büro der Hofmarschallin Yuriko Backes zu richten. Laut dem Waringo-Bericht soll denn auch dem oder der Hofmarschall/in die unumstrittene Führungsrolle in der Verwaltung des Hofes anvertraut werden. In den vergangenen Jahren war diese traditionelle Hierarchie im Palast nach einer Reform der Gouvernance 2015 nicht mehr unbedingt gegeben. Mit dem rezenten Ausscheiden des « General Manager » David Grieu – laut Waringo ein überflüssiger Posten – und der baldigen Einstellung des neuen Finanz- und Personalchefs dürfte dieser Punkt der Reform aber bald abgehakt sein.


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