Ein Münchner Luxusimmobilien-Projekt gehört indirekt mehreren Luxemburger Beteiligungsgesellschaften. Der wahre Eigentümer des 300-Millionen-Euro-Gebäudes bleibt im Verborgenen. Eine Spur in den « Pandora Papers » führt allerdings zu einem Vertrauten von Wladimir Putin.
Das « Palais an der Oper » in der Münchener Innenstadt ist ein prestigeträchtiges Gebäude aus dem 18. Jahrhundert, doch letztendlich weiß niemand, wem es heute gehört. Auch die « Süddeutsche Zeitung » (SZ), die am Dienstag im Rahmen der « Pandora Papers » dazu berichtete, konnte dieses Geheimnis nicht gänzlich lüften. Bei der Spurensuche spielt jedoch Luxemburgs Finanzplatz eine wichtige Rolle.
Die Hintergründe sind brisant, denn die SZ fand heraus, dass der wahre Eigentümer bis mindestens 2016 der russische Investor Ruslan Goryukhin war. Goryukhin ist ein enger Geschäftspartner von Arkadij Rotenberg, der wiederum ein Vertrauter von Wladimir Putin ist. Wegen dieser Nähe gelten EU-Finanzsanktionen gegen Rotenberg im Rahmen des Krim-Konflikts. Auf der US-Sanktionsliste steht er ebenfalls. Die Sanktionen sehen unter anderem vor, dass Vermögenswerte dieser Personen in der EU eingefroren werden.
„Pandora Papers“, das neue Offshore-Leak
Ein massives Datenleck, zwölf Millionen Dokumente, über 600 Journalisten und 150 Medien, darunter Reporter.lu: Die „Pandora Papers“ geben neue Einblicke in die Schattenwelt der Offshore-Firmen. Die Daten stammen von 14 Dienstleistern aus aller Welt. Diese Providerfirmen helfen ihren Kunden, ihr Geld in Steueroasen zu verstecken und oft auch vor den Behörden zu verheimlichen.
Eine Umgehung des Transparenzregisters
2012 kauft die deutsche Gesellschaft « Opera Real Estate » für angeblich 300 Millionen Euro das « Palais an der Oper ». Die deutsche Firma gehört jeweils zu einem Drittel drei Luxemburger Beteiligungsgesellschaften. Diese wiederum gehören der « Opera House Sàrl ». Dann geht die Kette mit zwei Firmen mit Sitz in den « British Virgin Islands » (BVI) weiter. Die Luxemburger Finanzbeteiligungsgesellschaft (Soparfi) verwaltet übrigens die Luxemburger Dependance von « Trident Trust », einem der 14 Offshore-Dienstleister, um die sich die « Pandora Papers » drehen.
Im Grunde dient das Luxemburger « Registre des bénéficiaires économiques » (RBE) dazu, den wahren Eigentümer solcher Strukturen zu offenbaren. Doch im Fall von « Opera House Sàrl » sind zwei Manager einer Vermögensverwaltung aus Liechtenstein eingeschrieben. Die beiden Manager halten « par d’autres moyens » jeweils 38 Prozent der Kontrolle der Gesellschaft. Welcher Art der Kontrolle dies entspricht, ist unklar.
Auch das deutsche Transparenzregister – das Gegenstück zum RBE – löst das Rätsel laut den SZ-Journalisten nicht auf. Klar ist, dass « Opera House Sàrl » der BVI-Firma « Nobilis Consulting Corp » gehört. In den « Pandora Papers » fanden die SZ-Journalisten den Hinweis, dass Ruslan Goryukhin diese Briefkastenfirma kontrollierte. Er bestritt gegenüber der SZ, als Strohmann von Arkadij Rotenberg zu agieren.
« Klassiker der Gewinnverschiebung »
Die komplexe Offshore-Struktur mit Luxemburger Anker dient aber nicht nur der Geheimhaltung, sondern auch der Steuervermeidung. Die Firmen in der Kette bezahlen einander hohe Zinsen. « Das ist der absolute Klassiker der Gewinnverschiebung », sagte der Experte Christoph Trautvetter der SZ. « Opera House Sàrl » hatte Ende 2020 knapp 300 Millionen Euro an Verbindlichkeiten gegenüber der Mutterfirma in den BVI.
Die „Pandora Papers“ sind ein internationales Rechercheprojekt des „International Consortium of Investigative Journalists“ (ICIJ) in Zusammenarbeit mit über 600 Journalisten, 150 Medien aus 117 Ländern der Welt. Reporter.lu ist als Luxemburger Medienpartner erstmals Teil der ICIJ-Kooperation.
Mehr Informationen zum Projekt erfahren Sie auf der Webseite des ICIJ.


