Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Immer samstags blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: Stilvolle Debatten und Juso-Neid.
Haben Sie manchmal das Gefühl, dass die Woche irgendwie nicht so das Wahre war? Wir nicht. Denn selbst wenn sich die Aktualität zielstrebig auf die den Luxemburgern heilige Fuesvakanz zubewegt, finden unsere Politiker und Medien doch noch etwas, um sich vor der Abfahrt etwas aufzuregen.
Wie wäre es etwa mit dem Klimaplan der Regierung? Diesel stärker besteuern? Den Weg zu einem C02-ärmeren Verkehr einschlagen? « Nicht mit uns », sagen dazu nicht nur die Oppositionsparteien CSV, ADR und Piraten. Auch DP und LSAP wollen den Wandel zumindest etwas ausbremsen. Nach dem Motto: Klimaschutz ist ja schön und gut, aber doch bitte nicht auf dem Rücken des gemeinen, SUVchen fahrenden Volkes! Sollen doch die bösen ausländischen LKW-Fahrer für uns alle blechen…
« Grüne Jäger » und andere Aufregerthemen
Dass in dieser explosiven Stimmung für manche Verbraucher auch noch die Autosteuern ansteigen sollen, sorgte « nawell fir déck Loft an de Chamber-Couloire » (RTL). Auch wenn es sich bei der Anpassung an die sogenannte WLTP-Norm um eine seit Jahren vorauszusehende Maßnahme handelt, passt das Ganze den Koalitions- und Klimaschutzkritikern gut in den Kram. « Hei ass e weidere Schrëtt, wou d’Autosfuerer zur Mëllechkou vun der grénger Staatskeess ginn », sagte ein entrüsteter Gilles Roth (CSV) laut « RTL ». Und Unschuldslamm Gast Gibéryen (ADR): « Déi gréng Juegd op d’Autofuerer geet weider. »
Es war wohl vor allem letzterer, sicherlich überaus konstruktiv gemeinter Debattenbeitrag, der François Bausch am Rande einer Ausschusssitzung dazu verleitete, der Opposition eine Sprache « im Stil der AfD » zu unterstellen. Das wollte wiederum Gilles Roth nicht auf sich sitzen lassen, der Bausch gleich mit einer Anzeige wegen Beleidigung (oder so was in die Richtung) drohte. Nach einem kurzen, bei RTL mit hörbaren Seufzen « Oh, wierklech… » entschloss sich der Minister dann, sich formell bei dem honorablen Abgeordneten Roth zu entschuldigen. Die Entschuldigung wurde auch prompt angenommen.
Doch das war noch lange nicht das Ende der Geschichte. Auf Facebook und Twitter diskutierten Politiker, Journalisten und andere Hitzköpfe noch ein paar Tage über die ganze Chose – mit bis heute offenem Ausgang. Uns fällt zu Stil und Niveau der Debatte an dieser Stelle leider auch nicht mehr ein. Wir halten es deshalb mit der ehemaligen Vize-Präsidentin der EU-Kommission, Viviane Reding, die in diesem Zusammenhang treffend, wenn auch etwas kryptisch formulierte:
Ein entschlossenes « me mp », ließe sich auch auf die Diskussionen um die geplante Schließung von elf « Spuerkeess »-Filialen antworten. Dabei erreichte der Volks- und Politikerzorn noch höhere Sphären als bei der grünen Autofahrer-Jagd. Die Reaktionen waren so heftig und durchweg negativ, dass sich der diensthabende Social-Media-Redakteur des « Tageblatt » wohl dachte: Da hilft nur noch Humor …
Einer, der über all die Debatten und Kurzaufreger des politischen Betriebs mittlerweile wirklich nur noch lachen kann, ist Etienne Schneider. Kaum hat er der Politik den Rücken gekehrt und sein Leben zurück (wir berichteten), widmet er sich seiner wirklichen Leidenschaft. Wir wussten bisher auch nicht so recht, was das sein könnte. Jetzt sind wir jedoch alle schlauer, denn Etienne ist in Wahrheit nur ein Skaterboy, der jetzt, da er keinen Chauffeur und keine Regierungslimousine mehr hat (wie gesagt, wir berichteten), ganz lässig und in absolut authentischem Skater-Outfit durch die Hauptstadt düst. Wobei es dafür, dass der Ex-Minister tatsächlich Skateboard fahren und nicht nur lächelnd damit posieren kann, leider keine Augenzeugen gibt…

So cool wie die Grünen will man sein …
Alle strecken die Finger hoch, aber es kommen immer nur die Gleichen an die Reihe. Bei Jungpolitikern ist es ein bisschen wie in der Schule. Und während die jungen Grünen zu absoluten Polit-Strebern und Lieblingen der Lehrer mutieren, können die jungen Sozialdemokraten nur neidisch und schmollend dabei zuschauen. Dabei hätten auch sie so gerne mal ein bisschen Aufmerksamkeit – immerhin geben sie sich ja Mühe.
In der Mutterpartei LSAP ist das aber nicht gerne gesehen. Alle, die noch grün hinter den Ohren sind, sollen sich bitte zurückhalten. Sonst gibt es wie früher was auf die Finger. Bloß keine neuen Denkanstöße, bloß kein neues Blut. Politik ist bei der LSAP eben nur etwas für die Alteingesessenen. Das wollen sich die Jusos aber nicht länger bieten lassen. Präsident Georges Sold und Generalsekretär Amir Vesali sprechen deshalb im « Tageblatt »-Interview das aus, was eigentlich alle wissen: Die LSAP hat ein Nachwuchsproblem, sie hat ihre eigene Erneuerung verpasst. Die Jungen dürfen zwar dabei sein, sich aber bitte nicht zu sehr einbringen. Mittendrin und nicht dabei eben.
Also bleibt den Jungsozialisten nichts anderes übrig als etwas eifersüchtig auf die jungen Grünen zu blicken. Dort ist die Erneuerung, zugegeben, etwas aus dem Ruder gelaufen. Kaum ist man bei « Déi Gréng » Mitglied der Partei, wird man Parteisprecher oder ins Parlament gewählt, zur Not rückt man einfach als Neuntgewählter nach. Einmal angekommen, wird man bei den Grünen auch von den Parteigranden anerkannt. Die Harmonie zwischen Jung und Alt geht sogar so weit, dass vergangenes Wochenende alle zusammen gemeinsam in ein « spiritual retreat » gefahren sind, um ein paar authentisch locker-flockige Gruppenselfies für Facebook, Instagram und Co. machen zu können.

Die Grünen würden « alles richtig machen », müssen deshalb auch Amir Vesali und Georges Sold etwas niedergeschlagen eingestehen. Vielleicht kann die LSAP ja auch einfach mal einen kleinen Familienausflug starten – oder man trifft sich zum spirituellen « Wäffelcher »-Backen bei Mars Di Bartolomeo. Ein bisschen Teambuilding hat noch niemandem geschadet. Vielleicht erhalten die jungen « Wilden » dann auch endlich die offizielle Erlaubnis, sich stärker zu engagieren. Denn sonst kann man da ja nun wirklich nichts machen …