Die nationale Statistikbehörde „Statec“ hat die ersten Zahlen aus der Volkszählung 2021 vorgestellt. Demnach ist die Gesamtbevölkerung im Vergleich zur letzten Erhebung 2011 deutlich angestiegen. Zum Zeitpunkt der Zählung wurden 643.941 Einwohner in Luxemburg erfasst. Das sind 25,7 Prozent mehr als 2011. Damals lebten 512.353 Menschen im Großherzogtum. „Wir befinden uns weiterhin in einer exponentiellen Wachstumsdynamik hin zum Eine-Million-Einwohnerstaat“, resümierte am Dienstag Statec-Direktor Serge Allegrezza die ersten Erkenntnisse aus der Erhebung.
Damit setzt sich Luxemburg deutlich vom europäischen Trend ab. Denn europaweit ist die Bevölkerung nur um etwa einen Prozentpunkt gewachsen. In einigen EU-Mitgliedstaaten, wie Estland oder Portugal, ist sie sogar geschrumpft. Eine EU-weite Tendenz findet sich jedoch auch in den Luxemburger Statistiken wieder: Auch hierzulande wird die Bevölkerung älter. Betrug 2011 das Durchschnittsalter noch 38,7 Jahre, lag es 2021 bei 39,7 Jahren.
Auch bei der Geschlechterverteilung ist eine Verschiebung zwischen beiden Volkszählungen erkennbar. Waren 2011 noch die Frauen mit 50,2 Prozent leicht in der Überzahl, sind es nun die Männer mit 50,4 Prozent. François Peltier, Verantwortlicher für die Erhebung beim Statec, nannte dafür die wirtschaftliche Migration nach Luxemburg mit als Grund. Dadurch sei der Anteil von Männern im erwerbstätigen Alter in den vergangenen Jahren stärker angestiegen als bei der weiblichen Bevölkerung.
Die Volkszählung ist die älteste statistische Erhebung in Luxemburg. Sie lässt sich bis zur Unabhängigkeit Luxemburgs im Jahr 1939 zurückverfolgen. Die Zählung findet alle zehn Jahre statt. Die nun vorgestellte 37. Volkszählung war geprägt von der Pandemie: Eigentlich sollte sie Anfang 2021 stattfinden, aufgrund der Infektionslage musste sie jedoch in den Herbst verschoben werden.
Der Pandemiekontext spiegelt sich auch in den Teilnehmerzahlen wider. Während sich 2011 noch 85 Prozent an der Zählung beteiligten, waren es 2021 nur noch rund 79 Prozent. Allerdings ordne sich Luxemburg mit diesem Rückgang bei den Teilnehmerzahlen in den europäischen Durchschnitt bei ähnlichen Erhebungen ein, erklärte François Peltier. Dennoch seien regional zum Teil deutliche Unterschiede bei der Partizipation feststellbar. So liegen vor allem Esch/Alzette und Luxemburg-Stadt deutlich unter dem Landesdurchschnitt. In der Südmetropole haben lediglich 68 Prozent an der Zählung teilgenommen, in der Hauptstadt sogar nur 57 Prozent.
Für den niedrigen Wert in Luxemburg-Stadt gebe es mehrere mögliche Erklärungen, so François Peltier. Einerseits seien viele Hauptstadt-Bewohner erst relativ kurz im Land und wüssten womöglich wenig mit den Begriff Volkszählung anzufangen. Eine weitere Erklärung seien möglicherweise Fehler im Personenstandsregister der städtischen Verwaltung, etwa weil Personen vergessen hätten, sich nach einem Umzug ins Ausland abzumelden.
Für die weitere Aufarbeitung des Datenmaterials aus der Volkszählung arbeitet die Statistikbehörde mit der Universität Luxemburg und dem Forschungsinstitut „Liser“ zusammen. Geplant sind weitere Veröffentlichungen im Sechs- bis Acht-Wochen-Rhythmus. Dabei sollen unter anderem die Wohnsituation und die wirtschaftliche Situation der Haushalte stärker beleuchtet werden. (PS)