Die Attraktivität des Stausees als Naherholungsgebiet sorgt für Streit zwischen dem Staat und den Gemeinden. Grund sind die gestiegenen Kosten für Ticketreservierung und Sicherheitsdienste. Eine Gemeinde hat sich nun bereits zu einer drastischen Maßnahme entschlossen.
Die Corona-Pandemie hat den Urlaub zu Hause attraktiver gemacht. Viele Einwohner entdeckten Luxemburg letztes Jahr neu und Naherholungsgebiete erlebten zuvor unbekannte Besucheranstürme. Allen voran der Stausee. Eine Entwicklung, die die Stauseegemeinden zunehmend vor Probleme stellte. Der Andrang sorgte für Verkehrschaos und überfüllte Strände.
Um diese Entwicklung in geordnete Bahnen zu lenken, entschlossen sich die Anliegergemeinden um den Stausee zu einem gemeinsamen Reservierungssystem und einer Sicherheitsfirma, die an den Stränden patrouillierte.
Die Kosten für die Maßnahmen trug die Regierung, konkret das Tourismusministerium unter Minister Lex Delles (DP). Für dieses Jahr hat der Staat jedoch noch keine zusätzliche finanzielle Unterstützung beschlossen. Nun fürchten die Gemeinden, auf den Kosten für Sicherheit und Ticketing-System sitzen zu bleiben. Konkret stehen Ausgaben von rund 80.000 Euro im Raum.
Gemeinden sehen Staat in der Pflicht
Die Gemeinde Boulaide hat die Unklarheit über die Finanzierung dieser Mehrkosten nun bereits zu einem drastischen Schritt veranlasst: Im Gemeinderat vergangener Woche haben die Verantwortlichen beschlossen, die Strände dieses Jahr vorläufig nicht zu öffnen.
Der Schöffe Jeff Gangler erklärt diesen Schritt mit der ungeklärten Verantwortung: « Der Stausee und die Strände gehören nicht der Gemeinde, sondern dem Staat. Doch nun sollen die Gemeinden für die indirekten Kosten der Nutzung aufkommen. » Gangler fordert deshalb, dass der Staat seine Verantwortung übernimmt und den betroffenen Gemeinden hilft. « Es kann nicht sein, dass die Gemeinden gezwungen werden, die Kosten auf die Besucher des Stausees abzuwälzen. Für mich kommt das der Privatisierung eines öffentlichen Naherholungsgebiets gleich. »
Auf Nachfrage von Reporter.lu betont Tourismus- und Mittelstandsminister Lex Delles den Ausnahmecharakter der Hilfen des vergangenen Jahres: « Das Tourismusministerium hat die betroffenen Gemeinden letztes Jahr mit Corona-Hilfen unterstützt. Dabei handelte es sich um Sonderhilfen aufgrund der Pandemie, mit denen auch das Ticketsystem finanziert wurde. » Weiter bestätigt der Minister, dass die Hilfen dieses Jahr nicht vorgesehen seien. Die Zuständigkeit für den Stausee sieht Lex Delles zudem nicht bei seinem Ministerium, sondern beim « Naturpark Oewersauer ».
Öffentliche Ordnung ist Gemeindesache
Charles Pauly, Präsident des « Naturpark Oewersauer », wiegelt jedoch ab: « Die Strände des Stausees gehören nicht den Gemeinden sondern dem Staat, deshalb ist es auch am Staat, sich an den Kosten, die durch die touristische Nutzung entstehen, zu beteiligen. »
Die Gemeinden sitzen dabei gewissermaßen zwischen den Stühlen, so Pauly. Trotz der staatlichen Verantwortung für die Strände bleiben die Bürgermeister für die Wahrung der öffentlichen Ordnung in den Gemeinden zuständig. Kommt es also zu Verkehrschaos durch den Besucherandrang, sind die Gemeinden verpflichtet zu handeln. Ob weitere Gemeinden dem Beispiel der Gemeinde Boulaide folgen würden, sei momentan noch nicht absehbar, so der Präsident des « Naturpark Oewersauer » abschließend.
« Ranger » als Teil der Lösung
Einen weiteren Aspekt der Debatte bringt indes Jeff Gangler ins Spiel. Der Stausee sei nicht nur ein beliebtes Naherholungsgebiet sondern zugleich Wasserschutzzone, so der Schöffe der Gemeinde Boulaide. « Der Stausee sichert die Wasserversorgung großer Teile des Landes. In den letzten Jahren kam es an den Ufern aber vermehrt zu Umweltverschmutzung durch Littering. Da sehe ich auch eine Verantwortung beim Umweltministerium, die Gemeinden zu unterstützen », so Jeff Gangler.
Zumindest eine Forderung der Stausee-Gemeinden wurde aber bereits umgesetzt. Die Stausee-Kommission, in der neben den Gemeinden auch das Tourismus-, das Nachhaltigkeits- und das Umweltministerium vertreten sind, kam im November letzten Jahres zusammen, um über die Probleme der Stausee-Region zu beraten. Dabei soll die Anstellung eines Naturpark-Rangers für den Stausee in Aussicht gestellt worden sein, wie Teilnehmer der Sitzung bestätigen.