Als Vertraute von Spitzenkandidat Luc Frieden wird Elisabeth Margue in der CSV eine große Zukunft bescheinigt. Die Co-Parteivorsitzende nimmt diese Rolle an und will die CSV zurück in die Regierung bringen. Dafür tut sie fast alles – außer anecken. Ein Porträt.

Elisabeth Margue steht bereits in der Schlange. Sie ist überpünktlich, bestellt einen Cappuccino und einen Americano im angesagten Café „Knopes“. Die junge CSV-Abgeordnete hat das Lokal in der Luxemburger Innenstadt für ein erstes Treffen selbst ausgewählt. Es ist bereits das dritte Mal, dass sie einen Journalisten für ein Gespräch über ihr Leben und Karriere dorthin einlädt. Es könnte nun also zur Tradition werden. Wie so vieles im Leben der konservativen Politikerin.

„Ich bin kein Mensch, der mit der Tür ins Haus fällt. Ich überlege meistens, bevor ich etwas sage. Das führt dazu, dass ich vielleicht manchmal zurückhaltend wirke, aber es ist mir wichtig, ‘net egal wat’ zu sagen“, sagt Elisabeth Margue im Gespräch mit Reporter.lu. In der Tat: Öffentliche Äußerungen, die für Aufmerksamkeit sorgen, hört man von der CSV-Co-Spitzenkandidatin im Zentrum selten. Während ihrer einjährigen Amtszeit im Parlament hat sie gerade einmal 15 Minuten und 17 Sekunden in öffentlicher Sitzung gesprochen. Davon macht ihre Antrittsrede mehr als die Hälfte aus.

Ihre Selbstanalyse trifft auf jeden Fall zu. Die Antworten auf kritische Fragen wirken routiniert, durchstudiert, ohne größere Ecken und Kanten, die ihr oder ihrer Partei schaden könnten. „Elisabeth Margue ist eine Politikerin der leiseren Töne“, beschreibt selbst die CSV sie in einer Wahlkampfbroschüre. „Grell, bunt, laut; das ist nicht ihr Stil.“

Zurückhaltend konservativ

Man könnte auch sagen, sie ist mit 33 Jahren bereits der Prototyp einer Berufspolitikerin. Das hängt wohl auch mit ihrer familiären Geschichte zusammen. Margue ist eine Traditionsmarke der CSV. Ihr Urgroßvater, Nicolas Margue, war vor und nach der Besatzung im Zweiten Weltkrieg Minister. Ihr Großonkel, Georges Margue, saß 33 Jahre für die CSV im Parlament. Dessen Sohn, Charles Margue ist seit fünf Jahren für die Grünen Abgeordneter und tanzt somit als einziger parteipolitisch aus der Reihe.

Elisabeth Margue steht hingegen für Kontinuität. Nach dem Rücktritt von Viviane Reding im vergangenen Oktober übernahm sie deren Mandat im Parlament. Für den Direkteinzug hatten ihr 2018 nur 83 Stimmen gefehlt, um vor Paul Galles zu landen. Mit ihrem Nachnamen war der politische Erfolg in gewisser Weise vorbestimmt. Doch auch sie selbst fand schnell Gefallen an der Berufspolitik. Ihre Karriere verlief entsprechend steil.

Wenn du einen Posten besetzt, dann zählt nicht nur, was du persönlich glaubst und sagen willst. Du (…) musst auch das vertreten, was die Mitglieder gerne wollen.“Elisabeth Margue

Bereits mit 18 Jahren entschied sie sich, der CSV beizutreten. „Ich hätte auch in eine andere große Partei gehen können“, sagt sie heute. Ihr Ziel war es, „zu gestalten“. „Wenn eine Partei nicht in der Regierung ist, kann man nicht so viel verändern“, so Elisabeth Margue. Damals, 2007, war das noch am besten in der CSV möglich. Was sie wollte, waren Gestaltungsmöglichkeiten. Es ist ein Begriff, den sie oft gebraucht. Man könnte es allerdings auch Macht nennen. Doch was sie genau einmal mit dieser Macht anstellen wollte, bleibt unklar …