Der in Luxemburg ansässige Konzern hinter der Plattform „Pornhub“ soll den Besitzer gewechselt haben. Es bleibt unklar, wer hinter „Mindgeek“ steckt. Während in den USA eine Sammelklage gegen das Unternehmen läuft, fühlt die Regierung sich nicht zuständig.
Als Serena Fleites 13 Jahre alt war, wurde sie von ihrem damaligen Freund zu sexuellen Handlungen vor der Kamera gezwungen. Dieser lud das Video anschließend unter dem unmissverständlichen Titel „13-Year Old Brunette Shows Off for the Camera“ auf die Plattform „Pornhub“ hoch – wo es viral ging.
Obwohl die Jugendliche die Plattform bat, das Video zu entfernen, da sie minderjährig sei, wurde es erst zwei Wochen später entfernt. Das war genug Zeit für viele User, den Film herunter- und wieder hochzuladen. Mehrere dieser Videos wurden von insgesamt 2,7 Millionen Menschen gesehen. Daraufhin wurde Serena Fleites von ihren Mitschülern gemobbt und stürzte in eine schwere Heroinsucht. Sie bekam wieder Kontrolle über ihr Leben. Auch um die Plattform zu verklagen, die ihre Leiden nach der initialen Vergewaltigung vervielfacht hatte.
Sie ist nicht die Einzige. 33 junge Frauen haben sich der Sammelklage vor dem kalifornischen Gericht angeschlossen. Hauptangeklagte ist die Luxemburger Firma „Mindgeek Sàrl“ mit Sitz am Boulevard Royal. Hinter dem harmlos anmutenden Namen versteckt sich unter anderem Pornhub mit diversen Subunternehmen. Dabei operiert Mindgeek vor allem in Kanada und auf Zypern – wo die Firma offiziell bis zu 2.000 Mitarbeiter beschäftigt. In Luxemburg hingegen verfügt das Unternehmen laut den Jahresberichten über kein Personal. Nur eines der Tochterunternehmen beschäftigte 2021 hierzulande sechs Personen.
Versteckspiel im Register
Es ist keine Neuigkeit, dass Mindgeek seinen Sitz in Luxemburg hat. Und genau das als Verteidigung bei Kritik und Prozessen nutzt. Aufgebaut wurde die Firma von dem deutschen Geschäftsmann Fabian Thylmann, der sich für einen steuerlich interessanten Sitz in Luxemburg entschied. Als er 2013 in Schwierigkeiten mit dem deutschen Fiskus kam, wofür er schlussendlich eine Gefängnisstrafe absitzen musste, überschrieb Fabian Thylmann die Anteile der Mehrheit seiner Gesellschaften vor einem Escher Notar den beiden Geschäftsmännern Feras Antoon und David Tassillo. Sie waren die Gesichter von Mindgeek, hinter ihnen agierte aber ein sehr diskreter Österreicher namens Bernd Bergmair.
Während sich die Besitzer quasi anonym die Taschen vollstopfen, werden auf ihren Plattformen Gesichter gezeigt und Namen von Minderjährigen genannt, die gegen ihren Willen dort gelandet sind.“Laila Mickelwait, „Traffickinghub“
Während David Tassillo und Feras Antoon im „Registre des Bénéficiaires Effectifs“ (RBE) unter anderem für Mindgeek als wirtschaftlich Berechtigte geführt wurden, stand Bernd Bergmair mit drei kleineren Gesellschaften im Register – was ihm über einige Tricksereien erlaubte, die Mehrheit der Anteile von Mindgeek zu kontrollieren ….
Bereits Mitglied? Jetzt einloggen!