An diesem Dienstag öffnet die „Wanteraktioun“ (WAK) ihre Türen – und somit früher als in den Vorjahren. Damit reagieren die Verantwortlichen auf die Erfahrungen aus der jüngeren Vergangenheit, als die Unterkunft für Personen ohne festen Wohnsitz des Öfteren kurzfristig eher als geplant eröffnet werden musste. In diesem Winter wird denn auch mit einer größeren Nachfrage gerechnet.
In der Regel nahm die Einrichtung in Findel den Betrieb immer am 1. Dezember auf. Aufgrund der Pandemie, aber auch wegen früh einsetzender Minustemperaturen, wurden die Türen in den vergangenen Jahren jedoch eher geöffnet. Im gleichen Zusammenhang wurde die Aktion über das eigentliche Enddatum vom 31. März hinaus verlängert. Auch das wurde jetzt bereits bedacht: In diesem Winter soll die Struktur voraussichtlich bis zum 15. April zugänglich bleiben, wie vergangene Woche mitgeteilt wurde.
Insgesamt 250 Betten stehen im Nachtfoyer zur Verfügung, 18 davon sind für Frauen reserviert, wobei der Großteil der „Bénéficiaires“ der WAK (96 Prozent) männlich ist. Die meisten sind zwischen 25 und 35 Jahre alt. Manche leben in Luxemburg, andere kommen auch aus dem Ausland zum Übernachten hierher, so die Verantwortlichen auf einer Pressekonferenz. Seit Anfang 2021 wird die WAK von der „Dräieck asbl“ organisiert, einem Zusammenschluss von Caritas, Rotem Kreuz und „Inter-Actions“.
Vor Ort kümmern sich 21 Mitarbeiter dieser Hilfsorganisationen, unterstützt von mehr als 50 Freiwilligen, im Schichtbetrieb um die Belange der WAK-Nutzer. Im Tagesfoyer geben sie unter anderem Kleidung und Essen aus. Vergangenen Winter wurden 33.120 Frühstücks- sowie 10.640 Mittagsgerichte ausgeteilt, wie aus dem Aktivitätsbericht für 2021/22 hervorgeht. Im Nachtfoyer wurden in 130 Nächten 16.560 Übernachtungen registriert. Insgesamt profitierten in dem Winter 1.043 unterschiedliche Personen vom Angebot der WAK.
In diesem Winter erwarten sich die Verantwortlichen noch mehr Zulauf. Dies führen sie zum einen auf die aktuelle Krise zurück, aber auch auf die anhaltende Wohnungsnot: Mittlerweile würden nämlich zunehmend berufstätige Personen zum Schlafen in die WAK kommen, weil sie sich trotz Einkommens keine Wohnung leisten könnten, so Diana Pereira von der Caritas gegenüber „RTL“.
Die Winteraktion das ganze Jahr über zu betreiben, erscheint Familienministerin Corinne Cahen (DP) derweil nicht zweckmäßig. Dies geht aus ihrer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage des Piraten-Abgeordneten Marc Goergen hervor. Ziel der Regierungspolitik sei vielmehr, nachhaltige Lösungen zu schaffen, um Betroffenen zu helfen, der Obdachlosigkeit langfristig zu entkommen. Um eine ganzjährige Betreuung von Obbachlosen zu gewährleisten, arbeite ihr Ministerium aber auch weiterhin eng mit den entsprechenden Hilfsorganisationen zusammen, so Corinne Cahen.
Bereits im Sommer hatten die Piraten die Idee einer « Summeraktioun » aufgeworfen. Während der Hitzewelle waren obdachlose Menschen oftmals schutzlos der Sonne und den hohen Temperaturen ausgesetzt, wie auch Reporter.lu berichtete.
Einige Monate zuvor waren die Räumlichkeiten der WAK ein Thema im Zusammenhang mit der Aufnahme von Geflüchteten aus der Ukraine. Damals wurden sogenannten „Dublin-Fälle“ aus der „Structure d’hébergement d’urgence Kirchberg“ (SHUK) in der WAK-Struktur in Findel untergebracht, um so in der SHUK Platz zu schaffen. (GS)

