Gemeinderat, Abgeordneter und Minister in mehreren Regierungen: Jacques Poos hat die Luxemburger Politik geprägt. Am Samstag verstarb der Sozialist im Alter von 86 Jahren. Zahlreiche Weggefährten und aktuelle Politiker zollten ihm nach der Nachricht Respekt.
„Mit Jacques Poos hat uns einer der großen Politiker der vergangenen 50 Jahre verlassen“, wird Außenminister Jean Asselborn (LSAP) im „Luxemburger Wort“ zitiert. „Ein großer Sozialist und Europäer“, schreibt sein Parteikollege Alex Bodry auf Facebook und äußert sich damit ähnlich wie Mars Di Bartolomeo im „Tageblatt“: „Jacques Poos war einer der ganz Großen“, so der LSAP-Abgeordnete, der wie Bodry und Asselborn hervorstreicht, wie sehr Jacques Poos die LSAP, aber auch ihn selbst geprägt hat.
Premierminister Xavier Bettel drückt auf Twitter den Hinterbliebenen in seinem sowie im Namen der gesamten Regierung sein tiefes Beileid aus. „Mit Jacques Poos sagen wir einem netten Menschen ,Äddi‘, der sich mit viel Engagement für Luxemburg und seine Werte eingesetzt hat, so der Staatsminister. Ebenfalls auf Twitter bedankt sich Ex-Finanzminister Pierre Gramegna (DP) für die Unterstützung Poos‘ bei der Verteidigung von Luxemburgs Interessen.
Auch die CSV-Politiker Claude Wiseler und Laurent Mosar zollen in den sozialen Medien dem Ex-Minister Respekt. „Besonders sein immenses Wissen in der Außenpolitik hat mich immer beeindruckt“, schreibt Laurent Mosar.
Jacques Poos, am 3. Juni 1935 in Luxemburg-Stadt geboren und studierter Ökonom, wurde erstmals 1974 ins Parlament gewählt. Zuvor hatte er bereits politische Erfahrung im Gemeinderat von Esch/Alzette sammeln können. 1976 wurde er zum Finanzminister in der blau-roten Regierung unter Premier Gaston Thorn (DP) berufen. Zu diesem Zeitpunkt gab er auch seinen Posten als Direktor des „Tageblatt“ auf, den er seit 1964 bekleidete.
1984 kam Jacques Poos erneut zu Ministerehren. In der CSV-LSAP-Koalition unter Premierminister Jacques Santer (CSV) fungierte er als Vizepremier und Außenminister, war aber u.a. auch für Außenhandel, Wirtschaft, Kooperation und Mittelstand zuständig. Diese Ämter hatte er bis 1999 auch in der darauffolgenden schwarz-roten Regierung unter Premier Jean-Claude Juncker (CSV) inne.
Insgesamt dreimal bekleidete Jacques Poos zudem den Posten des Präsidenten des Rats der Europäischen Union. Die Europapolitik stellte denn auch die letzte Etappe in seiner politischen Laufbahn dar: Ab 1999 übte er ein Mandat als Europaabgeordneter aus, ehe er sich 2004 aus der aktiven Politik verabschiedete. Jacques Poos war zweimal verheiratet und Vater von drei Kindern. (GS)