Das luxemburgische Militärflugzeug A400M ist am Mittwoch zu seinem ersten Militäreinsatz gestartet. Federführend ist dabei nicht Luxemburgs Regierung, sondern ein gemeinsamer europäischer Kommandostab. Der Einsatz markiert auch eine Zäsur für die NATO-Staaten.
Das längste Engagement der Luxemburger Armee endet nach nahezu 20 Jahren fast dort, wo es begonnen hat: am Flughafen in der afghanischen Hauptstadt Kabul. Statt auf diesem Flugfeld, das Luxemburger Soldaten während der ISAF-Mission sicherten, landet das Militärflugzeug A400M rund 350 Kilometer entfernt in Islamabad. Den Grund für die Landung in Pakistan liefert das Verteidigungsministerium in einem Schreiben am Mittwochabend. Die Besatzung des Flugzeugs, das unter luxemburgischer Standarte fliegt und Teil einer gemeinsamen belgisch-luxemburgischen Einheit ist, verfüge noch nicht über die nötige Zertifizierung, um in einem Kriegsgebiet zu landen, so das Ministerium.
Lange Zeit war unklar, ob das rund 200 Millionen Euro teure Militär-Transportflugzeug überhaupt zum Einsatz kommen würde. Denn während Deutschland, Großbritannien und die Vereinigten Staaten bereits mit den Evakuierungsflügen aus Kabul begonnen hatten, ließ das luxemburgische Verteidigungsministerium die Forderung nach einer Beteiligung zunächst unbeantwortet. Grund dafür ist auch, dass Luxemburg nicht alleine über den Einsatz entscheiden kann. Denn das Militärflugzeug ist Teil der gemeinsamen Kapazitäten der European Air Transport Command (EATC).
Die Befehlsstruktur wurde 2010 gegründet und bündelt Lufttransportkapazitäten der Niederlande sowie von Belgien, Italien, Deutschland, Frankreich und Spanien. Wann welche Kapazitäten zum Einsatz kommen, entscheiden die Mitgliedstaaten in einem gemeinsamen Kommandostab. Am Mittwochabend startete die luxemburgische Maschine vom belgischen Luftwaffenstützpunkt Melsbroek in Richtung Islamabad. Von dort aus soll sie als Relay-Station dienen und Nato-Mitarbeiter sowie afghanische Hilfskräfte nach Brüssel und Luxemburg ausfliegen. Wie die « Luxembourg Times » am Donnerstag meldete, geht der belgische Botschafter in Luxemburg, Thomas Lambert, davon aus, dass bis zu 400 Personen aus Kabul ausgeflogen werden könnten.
Ernüchterung bei der Regierung
Ob die luxemburgische Maschine dabei auch jene vier luxemburgischen und zwei afghanischen Staatsbürger, die ihren Wohnsitz in Luxemburg haben, ausfliegt, ist nicht sicher. Denn wie ein Sprecher des Verteidigungsministeriums auf Nachfrage von Reporter.lu erklärte, entscheide der gemeinsame Kommandostab darüber, wer mit welchem Flugzeug ausgeflogen wird. Offen ist derzeit auch, wie lange der Einsatz des Militärtransporters dauern wird, denn auch hier orientiere man sich am Einsatzszenario der Partnerstaaten, so der Sprecher weiter.
Bereits im Mai hatten die letzten luxemburgischen Truppen das Land am Hindukusch verlassen. Zwei Soldaten waren Teil der NATO « Resolute Support Mission », die zum Ziel hatte, afghanische Streitkräfte auszubilden und zu unterstützen. Material oder Einsatzfahrzeuge waren seitdem keine mehr vor Ort im Einsatz. Seit Beginn des NATO-Engagements im Jahr 2001 waren insgesamt 333 Einsatzkräfte der luxemburgischen Armee in Afghanistan im Einsatz. Seit 2003 hat die Armee 49 Truppenrotationen in Afghanistan absolviert.
Mit der faktischen Machtübernahme im Land durch die Taliban fällt das Fazit über den Einsatz auch bei der Regierung ernüchternd aus. Im Gespräch mit dem « Tageblatt » sprach Außenminister Jean Asselborn (LSAP) von einer Zäsur in der gemeinsamen Außenpolitik der NATO-Partner. « Wir müssen erkennen, dass unser bisheriger Ansatz, Rechtstaatlichkeit und Demokratie in Länder wie Afghanistan, Mali oder andere Länder exportieren zu wollen, einfach nicht funktioniert », so der Außenminister im Gespräch mit der Tageszeitung.


