Sassenheim ist mehr als nur der Ort, durch den die Umgehungsstraße von Niederkerschen gehen soll. Dennoch ist der „Contournement“ auch im Wahlkampf ein bestimmendes Thema. Anderen Problemen wird der Opposition zufolge hingegen zu wenig Beachtung geschenkt.
Wer mit dem Bus durch Sassenheim fährt, bekommt ein Gefühl für die Komplexität dieser Gemeinde: Teilweise sehr ländlich geprägt, gleicht ihre urbane Struktur in den Wohnvierteln einem Katalog sämtlicher Luxemburger Bausünden der vergangenen 50 Jahre. Vom Bungalow über Villen mit kitschigen Türmchen bis zu Beton- und Glaskästen, für jeden scheint etwas dabei zu sein. Auch die wenigen lokalen Markenzeichen passiert der Linienbus Nummer 13: Die WSA-Hallen, in denen NATO-Material gelagert sowie repariert wird, und gleich daneben das brandneue Untersuchungsgefängnis „Uerschterhaff“. Ein richtiges Ortszentrum sucht man indes vergebens.
Die Gemeinde Sassenheim wirkt nicht nur für Außenstehende wie ein künstliches Konstrukt. Sie besteht eigentlich aus vier Dörfern: Beles, Zolwer, Ehleringen und Sassenheim selbst. Festgelegt hat dies keine rezente Gemeindefusion, sondern die „Administration du Département des Eaux et Forêts“ nach der Französischen Revolution. Da ist es wenig überraschend, dass Sassenheims Rathaus in Beles und damit im bevölkerungsreichsten Teil der Gemeinde steht.
Ewiger Streit um die Umgehungsstraße
Am Ende eines langen und engen Korridors im Gemeindebau befinden sich zwei Büros. Rechts arbeitet die Bürgermeisterin Simone Asselborn-Bintz (LSAP), links ist jenes der Ersten Schöffin Nathalie Morgenthaler von der CSV, die seit den letzten Gemeindewahlen mitregiert und die damals die vorherige rot-grüne Koalition abgelöst hat.
Nathalie Morgenthaler, die auch Direktorin des „Centre pour l’Egalité de Traitement“ (CET) ist, zuckt mit den Augenbrauen, wenn sie auf das leidige Thema des „Käerjenger Contournement“ angesprochen wird: „Das hat schon weit vor meiner Zeit als Schöffin begonnen. Aber im Prinzip sind wir immer noch dagegen“, meint sie. Über die neue Tunnelvariante, die nun vom Ministerium für Mobilität und öffentliche Bauten vorgeschlagen wurde – und die nicht dem im Parlament verabschiedeten Gesetzestext zur Finanzierung der Umgehungsstraße entspricht – zeigt sich Nathalie Morgenthaler etwas überrascht. Das Ministerium habe diesen Vorschlag im Alleingang aus dem Hut gezaubert, die Gemeinde Sassenheim sei nicht involviert gewesen.
Wir sind keine Nimby-Gemeinde.“Simone Asselborn-Bintz, LSAP-Bürgermeisterin
Die Politikerin verneint auch Unterstellungen, es gehe in der Causa „Contournement“ ein Riss durch die lokale CSV oder gar durch die regierende LSAP-CSV-Koalition. Auf die konservativen Kollegen aus der Nachbargemeinde Käerjeng, und allen voran den CSV-Bürgermeister Michel Wolter, scheint es nicht zuzutreffen: „Jeder macht seine Art von Gemeindepolitik …
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