Drei Jahre nach dem Rücktritt von Bürgermeister Roberto Traversini sind die Wahlen in Differdingen offen wie nie. Bei den Themen des Wahlkampfs – Verkehr, Sicherheit, Bildung – gibt es dabei zum Teil überraschende Schnittmengen zwischen den Parteien.
Es hat fast schon Tradition in Differdingen: Die Gemeindewahlen werden bestimmt von Bürgermeistern, die nicht mehr da sind. Folgen hatte vor allem der Abschied von Claude Meisch (DP). Nachdem der langjährige Bürgermeister 2014 ins Ministeramt gewechselt war, konnte seine Partei das Vakuum, das er hinterließ, nicht füllen. Die DP-Lokalsektion verlor sich in internen Streitigkeiten und gab die Macht ab. Davon profitierte vor allem der damalige Koalitionspartner: Déi Gréng.
Roberto Traversini, Erster Schöffe unter Claude Meisch, schmiedete eine Koalition mit LSAP und CSV und wurde Bürgermeister. 2017 gelang ihm dann ein Erdrutschsieg bei den Gemeindewahlen. Déi Gréng brachten es auf sieben Sitze im Gemeinderat. Die CSV unter Tom Ulveling wurde Juniorpartner. Doch dann wurde ein Haus im Grünen dem grünen „Député-maire“ zum Verhängnis. Die „Gaardenhaischen“-Affäre kostete Roberto Traversini das Amt und seine Partei das politische Zugpferd.
Mehr als drei Jahre nach Traversinis Rücktritt stehen die Zeichen in Differdingen erneut auf Anfang. Der Ausgang der Kommunalwahlen erscheint offen wie nie. Die amtierende Bürgermeisterin Christiane Brassel-Rausch (Déi Gréng) betonte bereits vor Amtsantritt, nicht für ein weiteres Mandat zur Verfügung zu stehen. Das Amt habe sie vor allem aus Pflichtbewusstsein übernommen, heißt es aus Gemeinderatskreisen.
Sicherheit in privater Hand
Das Führungsvakuum füllen soll diesmal eine Doppelspitze, bestehend aus dem aktuellen Schöffen Paulo Aguiar sowie Manon Schütz. Letztere betonte kürzlich im Gespräch mit „Radio 100,7“, dass die Lokalsektion der Partei sich verjüngt habe und insgesamt gut aufgestellt sei. Ob diese Zuversicht reichen wird, um die sieben Sitze im Gemeinderat zu bestätigen, bleibt allerdings abzuwarten.
Das liegt auch an den Themen, die den Gemeindewahlkampf in Differdingen bisher bestimmen. Trotz Nuancen sind zwischen den Parteien durchaus Schnittmengen zu erkennen. Neben dem Verkehr und dem Ausbau der öffentlichen Infrastruktur ist es dabei vor allem ein Thema, das die Parteien im Wahlkampf besetzen wollen: die Sicherheit.
Das Thema bestimmt den öffentlichen Diskurs in der Südgemeinde ähnlich stark wie in der Hauptstadt. Vor allem die Situation um und im Park Gerlache beschäftigt die Gemeinde seit Jahren. Bis Ende 2021 setzte die Gemeindeverwaltung dabei, wie in der Hauptstadt, private Sicherheitsdienste ein, ließ den Vertrag mit der Firma jedoch auslaufen.
Wir sind für Kameraüberwachung im Park und dazu stehe ich auch.“Georges Liesch (Déi Gréng)
Doch auch heute stößt die Praxis noch auf Kritik von der Opposition. Die LSAP, die mit einem Team aus vier Spitzenkandidaten in die Wahlen geht, spricht sich im Gespräch mit Reporter.lu vehement gegen private Sicherheitsdienste im öffentlichen Raum aus. Der ehemalige Polizist Guy Altmeisch resümiert die Position seiner Partei: „Diese Praxis soll auf keinen Fall wieder eingeführt werden. Das hat die Gemeinde eine Menge Geld gekostet. Und das nur, um Sicherheitsleute zu beschäftigen, die weder die Situation vor Ort kennen noch die Bürger in Differdingen …
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