Die Luxemburger Koproduktion „Where is Anne Frank“ gilt als einer der besten Holocaust-Filme der letzten Jahre. Die internationale Recherche „Cyprus Confidential“ zeigt nun, dass auch der russische Oligarch Roman Abramowitsch heimlich Millionen in den Film investierte.
Am Samstag, dem 11. November, versammelte sich die Luxemburger Filmindustrie zu ihrer alljährlichen Preisverleihung. Mit dem „Lëtzebuerger Filmpräis“ werden nicht nur Schauspielerinnen und Schauspieler ausgezeichnet, sondern auch Luxemburger Koproduktionen. Der Preis in der Kategorie „Bester Animationsfilm“ ging an „Where is Anne Frank“ vom Regisseur Ari Folman und dem Produzenten Jani Thiltges.
„Where is Anne Frank“ ist das Produkt von acht Jahren Arbeit zu einem besonders heiklen Thema. Es geht um die Vermittlung des Holocausts und der Geschichte Anne Franks an die nächsten Generationen. Der Film ist mit einem Budget von 19,2 Millionen Euro eine der teuersten Koproduktionen, an denen Luxemburg je mitgewirkt hat. Der Luxemburger „Film Fund“ förderte das Vorhaben mit insgesamt mehr als 1,8 Millionen Euro.
Der Film wurde 2021 fertiggestellt und im selben Jahr auf dem Filmfestival in Cannes präsentiert. Doch ein Detail wurde offenbar unter den roten Teppich gekehrt. Bei der Finanzierung gab es auch einen stillen Teilhaber, der nicht genannt werden wollte. Und das, obwohl er insgesamt fast 3,5 Millionen Euro zur Produktion beisteuerte.
Ein geheimes Abkommen
Mehr als zwei Jahre vor der Fertigstellung des Films, am 5. Mai 2019, wird in den Büros des Offshore-Providers „MeritServus“ in der zyprischen Küstenstadt Limassol ein Dokument vorbereitet. Es handelt sich um ein „Investment Agreement“ zwischen „Ronero Investments Limited“, einer Firma, die auf den Britischen Jungferninseln registriert ist, und der belgischen Firma „Purple Whale Films“. Dies geht aus Recherchen von Reporter.lu im Rahmen des „Cyprus Confidential“-Leaks des „International Consortium of Investigative Journalists“ (ICIJ) hervor.
Ronero gehört zu einem Trust, dessen Besitzer der russische Oligarch Roman Abramowitsch ist. MeritServus ist eine zyprische Familienfirma, deren enge Beziehungen zu Roman Abramowitsch bereits im April dieses Jahres vom „Guardian“ aufgedeckt wurden. Die Gesellschaft und ihr Gründer Demetris Ioannides wurden im selben Monat auf die britischen Sanktionslisten gesetzt. Der Grund: die enge Zusammenarbeit mit Roman Abramowitsch.
Die Produktionsfirma Purple Whale Films ihrerseits wurde 2013 von Regisseur Ari Folman und einem belgischen Produzenten gegründet. Dieser schied aber später aus und wurde Ende Februar 2018 durch den Luxemburger Produzenten und Samsa-Film-Mitbegründer Jani Thiltges als Geschäftsführer ersetzt …
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