Die Armee sucht nach einem Anbieter, der Passagierflüge für Luxemburg übernimmt. Mit den Kapazitäten sollen unter anderem Truppentransporte sichergestellt werden. Diese können auch von anderen Staaten genutzt werden. Der Auftrag unterstreicht einmal mehr den Fokus der Armee auf die Luftfahrt.

Das Luxemburger Verteidigungsministerium will seine Flugkapazitäten weiter ausbauen. Konkret sucht die Armee nach einem privaten Anbieter, bei dem der Staat Flugstunden einkaufen kann. Wie aus der im EU-Amtsblatt veröffentlichten Ausschreibung hervorgeht, soll die Fluggesellschaft unter anderem Truppentransporte zu Militärübungen und Auslandsmissionen sicherstellen.

Der Auftrag beschreibt dabei zwei Flugszenarien, die sichergestellt werden müssen. Im ersten Szenario sollen 70 Passagiere in einem Umkreis von mindestens 1.500 Kilometern Entfernung vom Startflughafen transportiert werden. Im zweiten Szenario spricht die Ausschreibung von zwischen 70 und 140 Passagieren, die in einem Umkreis von mindestens 4.000 Kilometern befördert werden sollen. Einsatzgebiet ist Europa und die direkten Anrainerstaaten.

Die Ausschreibung sieht für die Flüge einen Maximaletat von 1,2 Millionen Euro vor. Der Vertrag, der den Einsatz regeln soll, hat dabei eine Laufzeit von einem Jahr. Danach kann er jährlich verlängert werden, bis zu einer Gesamtdauer von höchstens vier Jahren.

Kooperation mit Partnerstaaten

Auf Nachfrage von Reporter.lu erklärt das Verteidigungsministerium, dass die Kapazitäten nicht nur von Luxemburg, sondern auch von Partnerländern genutzt werden können. So würden die Flugstunden dem gemeinsamen Transport-Kommandostab « European Air Transport Command » (EATC) zur Verfügung gestellt, erklärt das Ministerium weiter. Neben Luxemburg sind Deutschland, die Niederlande, Belgien, Frankreich, Spanien und Italien Mitglied in diesem militärischen Logistikverbund.

Gleichzeitig werden die so eingekauften Stunden auch dem Kapazität-Koordinierungszentrum der NATO gemeldet, dem sogenannten « Mouvement Coordination Centre Europe » (MCCE). Ziel dieser gemeinsamen Nutzung sei es, Lufttransporte von Personal oder Material effizienter und kostensparender durchzuführen, begründet das Verteidigungsministerium diese Vorgehensweise. « Der Passagiertransport ist das letzte Puzzlestück, das uns gefehlt hat, um die ganze Flugpalette abzudecken », erklärt ein Sprecher auf Nachfrage.

Weitere Kapazitäten

Bereits die bestehenden Flugkapazitäten stellt die Luxemburger Armee ihren Partnerstaaten zur Verfügung. So beteiligt sich Luxemburg jährlich mit 1.200 Flugstunden an der « MRTT Multination Unit ». Der finanzielle Aufwand für die Beteiligung an der Flotte von insgesamt neun Transport- und Betankungsflugzeugen des Typs Airbus A330 beläuft sich dabei auf 11,3 Millionen Euro im Jahr.

In einer Anfangsphase hatte sich Luxemburg mit nur 200 Flugstunden beteiligt, letztlich die Kapazitäten jedoch deutlich ausgebaut. Da die Nutzung der Flotte eine Laufzeit von bis zu 30 Jahren hat, ist mit einem Maximaletat von 598 Millionen Euro zu rechnen. Das entsprechende Finanzierungsgesetz wurde am 20. Juli 2020 mit 43 Ja-Stimmen vom Parlament angenommen. Gegen die Finanzierung stimmten ADR, Piraten und Déi Lénk.

Auch das 2020 an Luxemburg ausgelieferte Transportflugzeug A400M ist Teil des Truppenverbunds der EATC. Den ersten Militäreinsatz hatte das Flugzeug, das Teil einer gemeinsamen belgisch-luxemburgischen Einheit ist, vor rund einem Monat bei den Evakuierungsflügen aus der afghanischen Hauptstadt Kabul. Der Flieger fungierte dabei als Relay-Station zwischen Islamabad in Pakistan und Europa.


Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Fassung des Artikels bezogen sich die Kosten von 1,2 Millionen Euro auf ein Jahr. Wie das Verteidigungsministerium schriftlich mitteilt, handelt es sich bei der Summe jedoch um den Finanzierungsrahmen für die Flüge über vier Jahre.


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