Lange Jahre galt er als Hauptverdächtiger in der „Bommeleeër“-Affäre, eine Anklage gegen Ben Geiben gab es jedoch nie. Das könnte sich nun ändern. Die Staatsanwaltschaft hat nämlich ihre Anklageschrift in der laufenden Untersuchung fertiggestellt. Und darin beantragt sie, dass sich auch der Gründer der einstigen „Brigade mobile de la Gendarmerie“ (BMG) wegen der Attentatsserie Mitte der 1980er Jahre vor Gericht verantworten soll.

Das stellt einen weiteren Wendepunkt in der bereits sehr bewegten Geschichte der Affäre dar. Denn noch im Juli 2019 hatte der zuständige Untersuchungsrichter Ernest Nilles in seinem Abschlussbericht, in dem er neun Personen offiziell beschuldigte, von einer Anschuldigung Ben Geibens abgesehen – obwohl auch gegen ihn ermittelt worden war.

Die zuständige Anklägerin Dominique Peters, die das Dossier von Staatsanwalt Georges Oswald übernommen hat, sieht aber ausreichende Verdachtsmomente für eine Anklage von Ben Geiben. Er soll als Täter, Mittäter oder Komplize der Attentate angeklagt werden, wie einer Pressemitteilung der Justiz zu entnehmen ist. Ob es dazu kommen wird, darüber wird die Ratskammer des Bezirksgerichts Luxemburgs entscheiden. Wann das sein wird, ist laut Pressestelle der Justiz unklar. Der Fall sei Gegenstand einer laufenden Untersuchung.

Die Ratskammer wird nach jetzigem Stand über die mögliche Anklage von insgesamt neun Personen entscheiden. Neben Ben Geiben sind das fünf Offiziere aus der ehemaligen Führungsriege der Gendarmerie: Pierre Reuland, Guy Stebens, Aloyse Harpes, Charles Bourg und Armand Schockweiler.

Ebenfalls beschuldigt ist das einstige BMG-Mitglied Marcel Weydert, das nun laut Staatsanwaltschaft wie die zuvor genannten Gendarmen als Täter, Mittäter oder Komplize der Attentate angeklagt werden soll. Im Juli 2019 noch war er nur der Falschaussage im ersten Bommeleeër-Prozess beschuldigt worden.

Weiterhin wegen Falschaussage und Behinderung der Justiz belangt werden, sollen die ehemaligen Bommeleeër-Ermittler Paul Haan und Guillaume Büchler. Der dritte beschuldigte Ermittler Lucien Linden ist mittlerweile verstorben, die Anschuldigungen gegen ihn werden fallengelassen.

Alle genannten Personen hatten sich im Zuge der Ermittlungen zum ersten Bommeleeër-Prozess oder in der Gerichtsverhandlung selbst verdächtig gemacht, in Zusammenhang mit den Attentaten zu stehen oder diesbezüglich Falschaussagen getätigt zu haben.

Einzige Angeklagte in diesem ersten Verfahren, das sich zwischen Februar 2013 und Juni 2014 über 175 Verhandlungstage hinzog, ehe es auf unbestimmte Zeit ausgesetzt wurde, waren die ehemaligen BMG-Mitglieder Marc Scheer und Jos Wilmes. Ob ihr Prozess je wieder aufgenommen wird oder ihr Verfahren mit einem Prozess gegen andere Beschuldigte zusammengeführt wird, hängt von den weiteren Entwicklungen der nun laufenden Untersuchung ab. (GS)