Masken, Beatmungsgeräte, Testkits: Um die Corona-Krise zu bewältigen musste der Staat schnell handeln und wurde weltweit fündig. Allein Anfang April kaufte die Regierung 29 Millionen Atemschutzmasken. Die öffentlichen Aufträge geben Einblicke in eine kostspielige Materialschlacht.
« Es kostet, was es kostet », sagte Premierminister Xavier Bettel (DP) am 25. März. Ohne dies an die große Glocke zu hängen, hatte die Regierung zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere Millionen Euro in medizinisches Material investiert. Darunter etwa 1,5 Millionen Euro für vier Scanner, 63.000 Testkits für eine halbe Million Euro und zehn Beatmungsgeräte für 330.000 Euro.
Bereits zwei Wochen bevor der erste Covid-19-Patient in Luxemburg diagnostiziert wurde, begann die Materialschlacht. Am 17. Februar kaufte der Staat 150.000 chirurgische Masken und 61.000 FFP2-Atemschutzmasken beim Luxemburger Pharma-Großhändler CPL im Wert von 207.000 Euro.
Doch das war erst der Anfang: Zwischen dem 17. Februar und dem 9. April hat der Luxemburger Staat 51 Millionen Euro für die Beschaffung und Verwaltung von medizinischem Material ausgegeben. Klar ist: Das ist erst ein Zwischenstand und es werden weitere Bestellungen von Material nötig sein. Der Krisenstab verfügt selbst über keine vollständige Liste der bisherigen Ausgaben, heißt es auf Nachfrage.
Dennoch lassen sich die Ausgaben nachvollziehen. REPORTER stellte aus den Angaben im EU-Amtsblatt über die öffentlichen Aufträge Luxemburgs eine Liste der Bestellungen und Dienstleistungen zusammen, die der Krisenstab im Kampf gegen die Pandemie tätigte. Daraus ergeben sich interessante Einblicke in die Arbeit der Regierung.
Ab Mitte März häufen sich Aufträge
Ab dem 16. März ist Luxemburg im « Lockdown » und es besteht kein Zweifel mehr daran, dass die Pandemie auch hierzulande zur Feuerprobe für das Gesundheitssystem und den Staat insgesamt wird. An den vergebenen Aufträgen in dieser Woche zeigt sich, dass schnell eine ganze Bandbreite an Material beschafft werden musste.
Am 23. März geht der Auftrag für die bisher größte Bestellung an eine Firma aus Hong Kong: Golden Panda Limited. Für umgerechnet 14 Millionen Euro kauft der Luxemburger Staat Masken, elektronische Thermometer, Schutzanzüge, Handschuhe, Schutzbrillen, Desinfektionsmittel und nochmals Beatmungsgeräte.
Weitere Firmen liefern mehr von den immer gleichen Waren: Schutzanzüge, Masken, Desinfektionsmittel. Doch es kommen auch radiologische Geräte hinzu: vier Scanner und zwei mobile Röntgengeräte.
29 Millionen Masken für 10 Millionen Euro
Nachdem der akute Bedarf für die Krankenhäuser und die « Centres de soins avancés » gedeckt war, lässt sich in den Aufträgen die nächste Phase der Strategie ablesen. Anfang April bestellte der Krisenstab der Regierung insgesamt 29 Millionen chirurgische Masken – also jene, die alle Einwohner diese Woche im Briefkasten hatten. Das kostete den Staat knapp 10 Millionen Euro. Es ist davon auszugehen, dass es nicht die letzte Bestellung war.
Am 8. April kündigte die Regierung eine breit angelegte Studie mit Antikörpertests an, um zu überprüfen, wie weit sich das Virus bereits in der Bevölkerung ausgebreitet hat. Kurz zuvor hatte der Krisenstab bei der belgischen Firma Biognost insgesamt 9.800 solche Tests gekauft – Kostenpunkt: 7,35 Millionen Euro.
Der Preis ist in der Krise zweitrangig
Alle öffentlichen Aufträge muss der Luxemburger Staat an die Europäische Kommission melden, die sie dann auf der Plattform « Tenders electronic daily » (TED) veröffentlicht. Das gilt auch für Waren und Dienstleistungen, die nicht über eine Ausschreibung vergeben werden, sondern direkt an ein Unternehmen. Letzteres Verfahren ist aktuell vorherrschend. Die Regierung verweist dabei auf die absolute Notlage, die Pandemie in den Griff zu bekommen und alle Beteiligten so schnell wie möglich auszurüsten.
Während in Normalzeiten der Preis bei staatlichen Ausschreibungen meist ausschlaggebend ist, so ist die Gewichtung aktuell anders. Bei der Vergabe der Aufträge war die rasche Verfügbarkeit deutlich wichtiger, gibt das « Haut Commissariat à la Protection nationale » im EU-Amtsblatt an.
Aufwändige und teuere Logistik
Die schnelle Verfügbarkeit ist das eine, die Frage, wie das Material nach Luxemburg kommt, die andere. Die einsehbaren Daten lassen erahnen, wie aufwändig die Logistik war (und bleibt). Ab dem 20. März flog die Luxemburger Frachtfluggesellschaft Cargolux mit sechs Flügen ein mobiles Krankenhaus aus einem Nato-Lager in Süditalien nach Luxemburg. Dieser Transport kostete den Staat 800.000 Euro.
Doch auch das restliche Material musste seinen Weg ins Land finden. Im März berechnete Cargolux dem Staat weitere zehn Millionen Euro für den Transport von medizinischem Material. CFL Logistics kümmert sich um die Lagerung und Verwaltung des Materials – ein Auftrag in Höhe von 427.000 Euro. Und schließlich erhielt der Sicherheitsdienst Brinks Security die Aufgabe, das ganze Material zu bewachen (knapp 250.000 Euro).
Damit gab die Regierung bisher mehr für Logistik aus als etwa für Masken (siehe Grafik). Bei den Tests waren vor allem die Antikörper-Tests teuer: 9.800 Stück kosteten den Staat 7,35 Millionen Euro, das macht rund 750 Euro pro Testkit. Selbst die teuren radiologischen Geräte fallen wenig ins Gewicht gegenüber der schieren Menge an Schutzausrüstung.
Von Konzernen bis kleinem Betrieb
Hauptnutznießer der millionenschweren Bestellungen war bisher das Unternehmen « Golden Panda » aus Hong Kong. In der Rangliste folgt Cargolux, dann das deutsche Unternehmen « Paul Hartmann », das die 29 Millionen Masken lieferte. Der Konzern GE Healthcare lieferte die vier Scanner und die dazugehörigen Container, um sie unterzubringen.
Zu den Zulieferern gehören vor allem Luxemburger Firmen, die entweder im Großhandel von medizinischem Material oder genereller Schutzausrüstung spezialisiert sind. Dazu kommt « Peintures Robin », die sehr schnell ihre Produktion auf Desinfektionsmittel umstellten. Die Firma verkaufte dem Staat über 40.000 Liter Desinfektionsgel für 412.000 Euro.
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