Drei Audits bestätigen die schweren Vorwürfe gegen die Führung des Gemeindesyndikats SIGI. Die Liste der Missstände im Finanz- und Personalmanagement ist lang, der Aufarbeitungsbedarf groß. Nun soll es zur überfälligen Erneuerung kommen.
Mit keinem Wort ist Yves Wengler in seiner Rücktrittserklärung als Präsident auf die Missstände beim größten Gemeindesyndikat des Landes eingegangen. Diese sollten erst nach seinem Rücktritt vorgestellt werden. Der langjährige Vorsitzende des „Syndicat Intercommunal de Gestion Informatique“ (SIGI) sprach lediglich von einer „Mammutaufgabe“, die auf seinen Nachfolger zukommen werde.
„Uns haben die Ergebnisse der Audits auch erschrocken“, sagte der Ex-Präsident dann aber nach der Sitzung des erweiterten Vorstands am Dienstag im Gespräch mit Reporter.lu. Dass er seit 22 Jahren als Präsident maßgeblich Verantwortung für die Verfehlungen trägt, sagte Yves Wengler nicht. Nur so viel: Er habe nun die politische Verantwortung übernommen. Angesichts der verheerenden Ergebnisse der Prüfungsberichte ist der CSV-Bürgermeister von Echternach der Erste, aber voraussichtlich nicht der Letzte, der sein Amt oder seinen Job verlieren könnte.
Die Probleme reichen von einer unübersichtlichen Kontenführung über fehlendes Vertrauen in die Führung bis hin zur allgemeinen Unzufriedenheit mit dem Syndikat bei den Gemeinden. Sprich: In allen untersuchten Bereichen konnten die Prüfer schwerwiegende Probleme aufzeigen und bestätigten damit jene Recherchen von Reporter.lu, die im vergangenen Juni überhaupt erst Anlass für die Audits gaben. Die wenigen positiven Beispiele, wie etwa die gute Zusammenarbeit zwischen Arbeitskollegen, mussten am Dienstag ausdrücklich hervorgehoben werden, um kein rein negatives Bild zu zeichnen.
Ungenehmigte Ausgaben per Visakarte
Für die Prüfer der Finanzen des Syndikats gab es gleich zu Beginn ihres Auftrags Schwierigkeiten. „Auf Basis der Buchführung konnten wir keine Untersuchungen durchführen“, sagte Paul Heinz während der Vorstellung des Audits. Der Mitarbeiter von „Müller & Associés“ bemängelte, dass es keine klaren Regeln für die Buchführung des Syndikats gebe und somit ein Vergleich der Ausgaben über Jahre nicht möglich sei. Die Prüfer mussten deshalb auf Basis des „Grand Livre“ eine eigene Datenbank für den Zeitraum von 2008 bis 2021 erstellen.
Bei der Analyse im Detail fielen gleich mehrere Missstände auf. Dazu zählen etwa Restaurantbesuche der Direktion. Ein bis zwei Mal pro Woche soll die Geschäftsführung des SIGI auf Kosten des Syndikats essen gegangen sein. In Gesprächen mit Reporter.lu wurde bereits vor einem Jahr von mehreren Quellen bestätigt, dass es sich dabei hauptsächlich um Treffen zwischen dem Direktor Carlo Gambucci und dem Präsidenten Yves Wengler handelte. Wer die Kosten dafür übernahm, war zu dem Zeitpunkt allerdings noch nicht klar.
Das Finanzaudit ist noch das am wenigsten problematische. »Nico Jacobs, Vize-Präsident des SIGI
Die Prüfer stellten nun fest, dass diese Spesen das Syndikat jährlich zwischen 7.500 und 10.700 Euro kosten. Dazu kommt: „Laut den uns verfügbaren Informationen wurden diese Ausgaben nie vom Bureau genehmigt“, heißt es im Prüfungsbericht, der Reporter.lu vorliegt. Lediglich der Betrag für die Personalfeier wurde zuvor bewilligt.
Ein Teil dieser Kosten wurde über eine Kreditkarte gezahlt, die dem SIGI von der Beratungsfirma „Abakus“ zur Verfügung gestellt wurde. Dies wurde 2017 notwendig, weil es als Syndikat keine eigene Kreditkarte beantragen konnte …
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