Trotz Kritik an Missständen steigt das Budget für die Filmförderung beträchtlich. Der « Film Fund » soll allerdings in den kommenden Monaten mehrere Empfehlungen eines Audits umsetzen. Die Kriterien für die Vergabe der Millionen an Fördermitteln bleiben intransparent.
Die Filmproduzenten haben erreicht, was sie wollten: mehr Geld. Vor anderthalb Jahren warnten sie vor einer « Finanzkrise » in der Filmbranche. Der Grund: Der « Film Fund » hatte Anfang 2018 bereits fast die gesamten verfügbaren Fördermittel verteilt, sodass mehrere Projekte aus finanziellen Gründen zu scheitern drohten. Die Vertreter der Filmbranche forderten eine Erhöhung der Fördergelder von damals 34 Millionen auf 50 Millionen Euro jährlich. 2020 stehen ihnen immerhin 41 Millionen Euro zur Verfügung.
Dieses Plus von über 20 Prozent innerhalb von zwei Jahren erfolgt trotz eines teils kritischen Audits, das Premier- und Medienminister Xavier Bettel (DP) bereits im Sommer 2018 in Auftrag gegeben hatte. Der « Film Fund » kann also mehr Geld denn je verteilen. Das sei nötig, weil die Kosten, aber auch die Anzahl der Anträge steigen würden, betonte Direktor Guy Daleiden am Montag auf einer Pressekonferenz.
Das passende Stück vom Kuchen
Der Kuchen müsse wachsen, damit jeder weiterhin ein gleich großes Stück erhalten könne, fasste Xavier Bettel bildlich zusammen. Doch ob die Anzahl von Projekten tatsächlich dauerhaft steigt, ist nicht so offensichtlich. 2018 erhielt der « Film Fund » insgesamt 122 Anfragen, davon erhielten 46 Projekte Fördermittel. Allerdings gab es bereits 2014 und 2017 eine ähnliche Zahl von Anträgen (122 und 119). Die Zahl der Zusagen war allerdings deutlich höher.
Seit dem neuen Filmförderungsgesetz von 2014 verteilt der Staat direkt die Fördermittel, während zuvor ein Großteil über sogenannte « certificats d’investissements audiovisuels » finanziert wurde – eine Art Steuerkredite, die die Produktionsfirmen verkaufen konnten. Nach dieser Änderung blieben die Fördermittel auf einem hohen Niveau. Bis auf eine Kürzung von 17 Prozent infolge der generellen Sparpolitik der Regierung in 2015.
Nicht Teil des Audits ist, dass der « Film Fund » seine Förderung auf neue Felder ausdehnte. Animationsfilme erhielten im vergangenen Jahr 36,5 Prozent der Beihilfen für die Filmproduktion. Für Projekte im Bereich « Virtuelle Realität » waren es immerhin 2,5 Prozent der Mittel. Das sind Gelder, die den Filmunternehmen fehlen, die klassische Spielfilme oder Serien produzieren.
« Keine Produktion mehr für die Schublade »
Eine der wichtigsten Erkenntnisse des Audits war, dass die Filmproduzenten keinen Anreiz haben, auf den wirtschaftlichen Erfolg eines Films zu setzen. Ihre Gewinnmarge stehe ab dem Moment fest, an dem sie eine Förderung des « Film Fund » erhalten, erklärte am Montag der Autor des Berichts, Manuel Baldauff von « Value Associates ». Trotz einer steigenden Zahl an luxemburgischen Filmen sinke die Zuschauerzahl, so eine Erkenntnis des Audits.
Xavier Bettel stellte klar, dass es keine Produktion mehr für die Schublade geben solle. Das « Comité de sélection » des « Film Fund » soll künftig bei der Vergabe von Fördermitteln auf das Potenzial des Projekts achten, im Ausland kommerziellen Erfolg zu haben, beschrieb Manuel Baldauff eine seiner Empfehlungen – die die Filmbranche auch unterstütze.
Zwischen den Zeilen wird damit offenbar, dass der mögliche kommerzielle Erfolg bisher nicht im Vordergrund stand. Es solle nicht nur darum gehen, die besten der eingereichten Projekte zu finanzieren, sondern jene, die im Ausland Erfolgschancen hätten, so der Autor des Audits.
Unklare Vergabekriterien
Wie die Kriterien für die Vergabe der Fördermittel künftig aussehen, bleibt bisher der Öffentlichkeit verborgen. Die Politik mische sich dabei nicht ein, betonte Xavier Bettel.
Allerdings bleibt die konkrete Ausrichtung unklar. Das bisher angewandte « Punktesystem », das auf die in Luxemburg ausgegebenen Mittel achtete, soll angepasst werden, sagte die Präsidentin des Verwaltungsrats des « Film Fund » Michèle Bram. Damit berücksichtige der « Film Fund » auch den Wettbewerb in Europa, denn Luxemburg habe als Filmstandort an Attraktivität verloren.
Es brauche sowohl populäre Produktionen wie « Superjhemp » als auch « kritische Filme », erklärte Xavier Bettel. Doch selbst der erfolgreiche « Superjhemp » wird voraussichtlich nicht mehr Geld einbringen, als die Produktion kostete, rechnete Direktor Guy Daleiden vor.
Wie das « Comité de sélection » künftig die Wirtschaftlichkeit richtig einschätzen soll, blieb bisher offen. Guy Daleiden, der seit rund 20 Jahren « Managing Director » des « Film Fund » ist, verwies auf Nachfrage vor allem seine eigene Erfahrung, die er im Komitee einbringe.
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