Die Autorevolution und der Aufstieg des Elektroautos wurden schon oft vorausgesagt. Bisher sind sie ausgeblieben. Selbst in den Vorreiterländern wie etwa in den Niederlanden ist die Bilanz mau. Das soll sich jetzt ändern.

Die Zahl der Elektroautos wächst rasant. Dennoch bleiben sie in den meisten Ländern in der Nische. Weltweit liegt Norwegen an der Spitze, was den Marktanteil bei Neuwagen angeht: Dort waren 2018 knapp die Hälfte der neuen Autos entweder Elektroautos oder Plug-in-Hybrid-Modelle. Doch selbst beim « Weltmeister » machen die Autos mit Batterie immer noch nur ein Zehntel aller Fahrzeuge aus.

Die Marktanteile in anderen Ländern sind extrem niedrig. Schweden steht bei rund acht Prozent, die Niederlande bei knapp sechs und Finnland bei etwa fünf. Der EU-Durchschnitt liegt bei zwei Prozent, Luxemburg liegt damit gleichauf.

26 Prozent der Neuwagen bis 2030

Doch der Ehrgeiz mancher Regierungen ist groß, den Elektroautos den Durchbruch zu verschaffen. 2030 sollen 26 Prozent der Neuwagen in Europa elektrisch sein. Das errechnete die Internationale Energieagentur aus den Ankündigungen der einzelnen Länder. Auch wenn das Datum immer näher kommt: Der Weg bis dahin ist noch weit.

Norwegen will ab 2025 nur noch Elektroautos zulassen, die Niederlande hat 100 Prozent Marktanteil ab 2030 im Visier. In Luxemburg sieht der Entwurf des Klimaplans vor, dass 2030 49 Prozent des Fahrzeugsbestands Elektroautos sein sollen.

Niederlande schafft das Unmögliche

Noch immer braucht es staatliche Förderung, damit der Marktanteil der Elektroautos steigt. Dass Norwegen und die Niederlande so weit vorne liegen, ist kein Zufall. In Norwegen zahlen die Käufer von Elektroautos weder die Umsatzsteuer von 25 Prozent noch eine Maut, fahren kostenlos auf Fähren mit und parken an vielen Orten gratis, wie unter anderem das « Forbes Magazine » berichtete.

Helfen Elektroautos beim Klimaschutz?

Das oft hörbare Argument, dass Elektroautos nicht wirklich das Klima schützen, ist nachweislich falsch. Die Internationale Energieagentur hat die Rechnung gemacht: Von den Produktionshallen bis zum alltäglichen Betrieb verursachten alle Elektroautos weltweit zusammen CO2-Emissionen in Höhe von etwa 38 Megatonnen CO2. Das klingt nach viel, ist aber weniger als die Hälfte der Emissionen, die ein ähnlicher mit Verbrennungsmotor ausgestatteter Fuhrpark verursacht hätte (nämlich 78 Megatonnen). Die Einsparung von CO2-Emissionen hängt aber laut IEA von zwei wichtigen Faktoren ab: Erstens wie kohlelastig die Stromversorgung ist und zweitens (für Luxemburg relevanter), wie groß die verbaute Batterie ist. Elektroautos mit besonders großer Batterie verursachen in der Produktion mehr Treibhausgase als ein Plug-in-Hybrid.

In den Niederlanden galten bis Ende 2018 sehr großzügige Steuervorteile für Elektroautos. Diese kosteten den Staat zwischen 2008 und 2013 knapp 6,5 Milliarden Euro, wie « Follow the Money » berichtete. Die Förderung führte dazu, dass die Niederländer zu den besten Kunden von Tesla wurden. Der Konzern von Elon Musk machten 2018 in den Niederlanden einen Umsatz von knapp einer Milliarde Euro. Nur in den USA und China wurden mehr Teslas verkauft.

Seit Januar gelten allerdings deutlich geringere Steuervorteile. Doch obwohl beispielsweise ein Käufer eines Tesla S nun 3.700 Euro draufzahlen muss, passiert in den Niederlande gerade ein Wunder: Die Verkaufszahlen der Elektroautos sind nicht eingebrochen, im Gegenteil. Bis Juli lag der Marktanteil der Elektroautos (Batterie und Plug-in-Hybrid) bei 8,6 Prozent – deutlich mehr als die 6,6 Prozent 2018. Die offiziellen Zahlen zeigen, dass die Neuzulassungen konstant über dem Niveau von 2018 liegen.

Das niederländische Beispiel zeigt, dass der Verkauf von Elektroautos ab einem gewissen Marktanteil unabhängiger von der staatlichen Förderung wird. Das könnte eine gute Nachricht sein für jene Regierungen, die sich ehrgeizige Ziele gesetzt haben, aber noch ziemlich am Anfang des Weges stehen – wie die Dreierkoalition in Luxemburg.