Für das CHL und das Hôpital Kirchberg ist keine Personalaufstockung vorgesehen, wenn beide Krankenhäuser ab nächstem Jahr den Notdienst tagtäglich anbieten werden. Das erklärt sich auch dadurch, dass der Krankenhausbeitrag der CNS in den vergangenen Jahren bereits angepasst wurde.

„Die Finanzierung der Notaufnahmen wurde bereits erhöht“, sagt José Balanzategui, erster Direktionsrat der „Caisse national de santé“ (CNS) und Mitglied des Exekutivbüros, der die Tarif-Verhandlungen mit den Krankenhäusern leitet. Der Krankenhausbeitrag sei in zwei Phasen nach oben angepasst worden. So verteilte die CNS für die Jahre 2017 und 2018 zusätzliche zwei Millionen Euro zur Personalverstärkung in den Notaufnahmen. Damit sollten unter anderem rund 15 neue Vollzeitstellen finanziert werden.

Diese Anpassung des CNS-Beitrags an die Krankenhäuser wurde allerdings vor den Resultaten des Audits zu Luxemburgs Notaufnahmen entschieden. Dass die zwei großen Krankenhäuser der Hauptstadt den Notdienst ab 2020 an Werktagen und tagsüber gleichzeitig anbieten sollten, wurde erst auf Empfehlung des Audits umgesetzt.

Für die Jahre 2019 und 2020 kam es dann zu einer generellen Anpassung der Normen im Krankenhauswesen. Seitdem wird der Personalschlüssel per Faustregel festgelegt: In der Notaufnahme muss zu jeder Zeit eine Krankenschwester pro vier Patienten im Wartesaal einsatzbereit sein. Durch die neuen Normen und diesbezüglichen Finanzmittel konnte die Anzahl der Krankenschwestern in der Notaufnahme aufgestockt werden.

Dennoch ist die Kritik einiger Notärzte nachzuvollziehen. Zwar habe die CNS ihren Krankenhausbeitrag angehoben. Doch stehe diese Erhöhung nicht im Zusammenhang mit steigenden Anforderungen angesichts der zusätzlichen Notdienste, die der „Centre hospitalier de Luxembourg“ (CHL) und das Hôpital Kirchberg ab 2020 leisten müssen. Demnach wurde der finanzielle Beitrag aller Krankenhäuser angepasst – auch die des CHEM in Esch/Alzette und des ChdN in Ettelbrück. Ihre Notdienstaufteilung bleibt unverändert.

Anpassungen sind möglich

Vorerst sollen die beiden Krankenhäuser im Zentrum für den parallelen Notdienst mit den bereits erhaltenen Finanzspritzen auskommen. Ab 2021 könne die CNS dann falls nötig mögliche Anpassungen vorsehen, bestätigt José Balanzategui. Eine erste Auswertung soll bereits 2020 erfolgen. Man gehe aber nicht davon aus, dass zu diesem Zeitpunkt bereits einen derart deutlichen Anstieg der Aktivität festzustellen sei, der einen höheren Personalaufwand und dementsprechende Gelder unumgänglich machen würde.

Das Problem besteht darin, dass die Gesundheitskasse zusätzliche Bedürfnisse heute noch nicht beziffern kann, weil sie nicht einschätzen kann, wie sich die Patientenzahl auf die beiden Krankenhäuser aufteilen wird. Bei dem Szenario einer gleichmäßigen Aufteilung, die die CNS als realistisch ansieht, wäre kein zusätzliches Personal nötig, unterstreicht der Generaldirektor des CHL, Dr. Romain Nati. „Wir rechnen, dass ein Notarzt im Schnitt 30 Minuten pro Patient hat.“

„So oder so brauchen wir insgesamt mehr Personal als bisher“, mahnt seinerseits Dr. Emile Bock, Chef-Koordinator der Notaufnahme der „Hôpitaux Robert Schuman“ (HRS) in Kirchberg. Wollte Luxemburg die Normen und Empfehlungen für amerikanische oder französische Notaufnahmen einhalten, bräuchte man dreimal soviel Notärzte, unterstreicht er.

Berechnungsbasis soll ändern

Generell sieht José Balanzategui der CNS ein, dass die Personal-Berechnungsbasis der Notaufnahme noch differenzierter betrachtet werden könnte. „Es ist der Wunsch der CNS diese in Anbetracht des Schweregrads der Verletzung oder Krankheit des Patienten zu gewichten“, sagt er.

Knapp acht Monate vor der Umsetzung der Neureglung ist jedenfalls noch nicht klar, wie die beiden Notaufnahmen im Vergleich zu heute funktionieren sollen. „Das ist alles noch sehr schwammig“, meint Dr. Emile Bock. Er will das Personal seiner Notaufnahme nicht halbieren.


Lesen Sie mehr zum Thema: